Um die Reise besser zu verstehen, beginne ich mit einigen Hintergrundinformationen. Well:fair ist eine Stiftung, die vom ehemaligen Borussia-Dortmund-Fußballer Neven Subotić gegründet wurde und ihren Sitz in Dortmund hat. Die Stiftung setzt sich für den Bau von Brunnen in Äthiopien, Kenia und Tansania ein. Viele Gemeinden haben dort keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser und müssen oft mehrere Kilometer laufen, um verschmutztes Flusswasser zu holen. Dies führt dazu, dass Kinder nicht zur Schule gehen können, weil sie mit der Wasserbeschaffung beschäftigt sind. Zudem verursacht das kontaminierte Wasser zahlreiche Krankheiten und führt insbesondere bei Kleinkindern zu hohen Sterblichkeitsraten. Besonders bemerkenswert an Well:fair ist, dass 100 % der Spendengelder direkt in den Brunnenbau fließen und nicht für Verwaltungs- oder Personalkosten verwendet werden.
Wie bin ich auf die Stiftung aufmerksam geworden?
Eine Freundin von mir engagiert sich dort ehrenamtlich und erzählte mir immer wieder von der Arbeit der Stiftung. Als ich schließlich ein Projekt für eine Spende suchte, passte Well:fair perfekt zu meinen Vorstellungen. Ich wollte eine lokale und transparente Organisation unterstützen – so kam es zu meiner ersten Brunnenfinanzierung.
Drei Jahre später wurde ich für die Projektreise 2024 angefragt. Da ich als Lehrkraft jedoch Sonderurlaub hätte beantragen müssen, verschob ich meine Teilnahme auf 2025, da dann mein Sabbatjahr anstand. Entsprechend plante ich meine Weltreiseroute so, dass sie mit dem Termin der Projektreise zusammenpasste.
Die Anreise
Während die Gruppe normalerweise gemeinsam aus Deutschland anreist, war ich eine Ausnahme und flog eigenständig nach Tansania. Mein Weg führte mich über Angola und Äthiopien.
Am Donnerstag, den 30. Januar 2025, war es dann soweit: Die Gruppe aus Deutschland sollte von Amsterdam aus starten und am Abend in Dar es Salaam eintreffen. Leider wurden einige Teilnehmer auf andere Flüge umgebucht, sodass es kein gemeinsames Ankommen und Kennenlernen gab. Ich selbst landete bereits am Nachmittag und wartete am Flughafen auf die Crew – bestehend aus Stiftungsmitarbeitern und dem Media-Team –, die aus Kenia kam, wo zuvor ebenfalls eine Projektreise stattgefunden hatte. Gemeinsam fuhren wir zum Hotel. Während ich bereits schlafen gehen konnte, trafen einige Teilnehmer erst mitten in der Nacht ein.
Tag 1: Kennenlernen der Partnerorganisation
Geplant war ursprünglich ein Besuch der deutschen Botschaft. Aus Rücksicht auf die spät eingetroffenen Teilnehmer wurde dieser Programmpunkt jedoch gestrichen. Stattdessen begann unser Tag mittags mit einem Treffen der Partnerorganisation PDF. In einem Vortrag erfuhren wir mehr über deren Arbeit. Besonders hervorzuheben ist, dass Well:fair mit lokalen Unternehmen zusammenarbeitet. Somit ist es nicht „der reiche, weiße Mann“, der plötzlich erscheint und hilft, sondern die eigenen Landsleute bauen die Brunnen vor Ort. PDF übernimmt dabei die Organisation und vergibt die Aufträge an entsprechende Firmen.
Den Abend ließen wir bei einem gemeinsamen Essen mit Blick auf das Meer in Dar es Salaam ausklingen.
Tag 2: Fahrtag
An den kommenden Tagen wollten wir verschiedene Gemeinden rund um Iringa besuchen. Doch zunächst mussten wir dorthin gelangen. Unser erster Streckenabschnitt führte uns mit dem Zug bis nach Dodoma. Überraschenderweise gab es am Bahnhof eine Sicherheitskontrolle ähnlich wie am Flughafen. Dennoch hätte sich die Deutsche Bahn hier ein Beispiel nehmen können – der Zug fuhr pünktlich ab und kam ebenso zuverlässig am Ziel an. Von Dodoma aus setzten wir unsere Reise in drei Jeeps bis zum Hotel in Iringa fort. Wir waren fast den ganzen Tag unterwegs.
Tag 3: Gemeinde ohne Brunnen
Unser erstes Ziel war die Gemeinde Ihegele, die zukünftig einen Brunnen erhalten soll, aber zum Zeitpunkt unseres Besuchs noch keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser hatte.
Schon beim Aussteigen wurden wir von den Dorfbewohnern mit einer großen Willkommensfeier empfangen.
Nach gemeinsamen Tänzen nahmen wir unter einem Zeltdach Platz, wo wir verschiedenen Reden und Tanzvorführungen beiwohnen durften.
Eigentlich war geplant, dass wir die 2,5 Kilometer bis zur aktuellen Wasserstelle mit den Autos zurücklegen. Doch schließlich liefen wir – singend und tanzend – gemeinsam mit der Gemeinde dorthin. Für die Menschen vor Ort ist das tägliche Wasserholen allerdings alles andere als eine Feier. Doch sie freuten sich über unsere Unterstützung und die Aussicht auf eine bessere Zukunft.
An der Wasserstelle angekommen, nahmen wir zunächst eine Probe, um sie auf Bakterien zu untersuchen. Das Wasser war alles andere als klar – wir hätten es auf keinen Fall trinken können, ohne sofort krank zu werden.
Dann probierten wir selbst aus, wie es ist, einen 10-Liter-Eimer Wasser zu tragen. Die Einheimischen gaben uns Tücher zur Unterstützung, doch es blieb äußerst mühsam. Zum Vergleich: Die Dorfbewohner transportieren normalerweise 20-Liter-Eimer – und das sogar freihändig.
Nach dieser körperlich anstrengenden Erfahrung wurde uns erst richtig bewusst, wie belastend der Alltag vieler Menschen ist. Am Abend reflektierten wir unsere Eindrücke in einer Feedbackrunde.
Tag 4: Das Flushing
Flushing bezeichnet den Moment, in dem ein frisch gebohrter Brunnen das erste Mal Wasser hervorbringt.
Unsere zweite Gemeinde Mwitikilwa hatte bereits die vorherigen Schritte durchlaufen: Die Regierung wählt potenzielle Standorte aus, und die Geologen bestimmen den besten Punkt für das Bohrloch. Nun stand das große Ereignis bevor.
Bei unserer Ankunft regnete es, doch die Begeisterung der Gemeinde war ungebrochen. Schüler standen Spalier und begleiteten uns singend und tanzend zum Festplatz. Dort erwarteten uns wieder Reden und Tanzvorführungen.
Anschließend gingen wir alle gemeinsam zum Bohrloch. Die Spannung stieg, als eine Maschine mit Hochdruck Luft in den Brunnen pumpte – und plötzlich schoss eine Fontäne aus dem Boden!
Die Kinder liefen zunächst erschrocken weg, tanzten dann aber vor Freude unter dem sprudelnden Wasser.
Besonders emotional wurde es, als ein Teilnehmer unserer Gruppe erfuhr, dass dieser Brunnen mit seiner Spende finanziert wurde – eine Plakette mit seinem Namen wurde feierlich enthüllt.
Im Anschluss bekamen die Frauen und zwei Männer noch Geschenke von der Gemeinde überreicht.
Abends stand wieder eine Feedbackrunde an, um das Erlebte zu reflektieren.
Tag 5: Das fertige Projekt
In der dritten Gemeinde Ikonongo war der Brunnen bereits voll funktionsfähig. Hier konnten wir die Auswirkungen des Projekts hautnah erleben.
Wieder wurden wir mit einer großen Feier und von vielen Kindern empfangen.
Leider zeigte sich das Wetter nicht von seiner besten Seite und so flüchteten alle Zuschauer unter die Zelte, was aber nichts an der guten Stimmung änderte.
Weil die Zelte den Wassermassen nicht gewachsen waren, flüchteten wir mit den Kindern in die Schule. Hier konnten wir uns gegenseitig Fragen stellen.
Natürlich befand ich mich hier in meinem Element und wäre gerne länger geblieben 😀
Wir sahen auf jeden Fall in viele glückliche Gesichter.
Als der Regen aufhörte, konnten wir die Brunnenanlage genauer anschauen. Das Wasser wird aus dem Bohrloch in einen Vorratsbehälter gepumpt und von dort über mehrere Zapfstellen entnommen. Ein Gemeindemitglied überwacht die Wasserausgabe. Familien zahlen einen kleinen Betrag, um den Strom für die Pumpe zu finanzieren, doch wer es sich nicht leisten kann, erhält das Wasser sogar kostenlos. Für solche Entscheidungen hat jedes Dorf einen Ältestenrat.
Zusätzlich hat die Schule neue Sanitäranlagen bekommen, und ein WASH-Club wurde gegründet. Die Schüler lernen hier grundlegende Hygieneregeln und geben ihr Wissen weiter. Zuvor gab es nur Plumpsklos, die so sehr stanken, dass die Kinder lieber ins Gebüsch gingen.
Auch hier wurden zwei Teilnehmer unserer Gruppe mit einer Brunnenplakette überrascht – ein bewegender Moment, in dem wir die unmittelbaren Auswirkungen unserer Spenden sehen konnten.
Am Abend gab es eine schnelle Feedbackrunde und dann ein Abschiedsessen mit dem Team von PDF, wo wir kleine Geschenke überreichten. Der ein oder andere verirrte sich zum Tanzen noch in die Bar 😉
Tag 6: Fahrtag und Museum
Wir fuhren am Vormittag zurück nach Iringa und besuchten ein Museum, das über die Kolonialzeit Tansanias aufklärte. Denn das Land war mal deutsche und später britische Kolonie.
Auf einem Masai-Markt konnten wir noch einige Souvenirs kaufen und auf einem lokalen Markt die Früchte- und Fischauswahl bestaunen.
Tag 7: Interviews und Safari
Die Gruppe wurde halbiert und die eine Hälfte brach morgens um 6.30 Uhr zur Safari im Mikumi-Nationalpark auf und die andere Hälfte führte Einzelinterviews über die Erlebnisse in den Gemeinden. Am Nachmittag wurde dann getauscht.
Ich war direkt morgens bei der Safari dran und obwohl der Park klein ist, konnten wir viele Tiere sehen.
Tag 8: Fahrtag und Abschied
Um 12 Uhr verließen wir das Hotel und kamen mit ein paar Toilettenstopps und einem Mittagessen erst um 20 Uhr am Flughafen an.
Ein weiteres Mitglied der Gruppe sowie ich flogen um 21 Uhr weiter nach Sansibar, während der Rest um Mitternacht die Heimreise nach Deutschland antrat.
Fazit
Diese Reise war keine gewöhnliche Tour, sondern eine Erfahrung, die tiefe Eindrücke hinterließ. Ich wusste bereits vorher, dass mein Geld helfen würde – doch erst vor Ort wurde mir wirklich bewusst, wie lebensverändernd der Zugang zu sauberem Wasser ist.
Zudem war die Gruppendynamik besonders: Alle teilten die gleiche Motivation, etwas Gutes zu bewirken, und es entstand schnell ein starkes Gemeinschaftsgefühl.
Diese Reise hat mich nachhaltig geprägt – und ich bin dankbar, dass ich Teil davon sein durfte.