Es ist 2020, Corona-Zeit, und das Reisen dadurch sehr eingeschränkt. Ich muss mich natürlich an die neue Situation gewöhnen und anpassen. In den Weihnachts- und Osterferien bin ich tatsächlich zu Hause geblieben. Aber die langen Wochenenden wollte ich dann doch gerne nutzen, um mal wieder rauszukommen. Obwohl ich sonst ein Fan von Fernreisen bin, ist Deutschland jetzt mein neues Reiseziel. Auch die Art der folgenden Reise ist für mich eher ungewöhnlich, denn diesmal habe ich mit meinem Freund eine Etappenwanderung im Südschwarzwald geplant. Der Schluchtensteig soll eine der schönsten Wanderrouten Deutschlands sein. Der komplette Weg besteht eigentlich aus sechs Etappen, die alle um die 20 km täglich enthalten. Da wir das Wochenende über Christi Himmelfahrt gewählt haben, sind wir nur die ersten drei Etappen gewandert. Gebucht haben wir hier: www.schwarzwaldgepaecktransport.de
Am Freitag fuhren wir um 11:45 Uhr in Hagen von meiner Arbeit aus los und kamen erstaunlich gut durch den Verkehr . Wir erreichten unser Ziel gegen 18 Uhr. Unsere Unterkunft war der Gasthof Rebstock in Stühlingen. Wir waren mit dem Zimmer sehr zufrieden. Unser Auto konnten wir in der Nähe kostenlos für die nächsten Tage parken. Es war für die Gasthöfe das erste Wochenende, an dem sie wieder geöffnet waren, aber dennoch verlief alles mit den Hygieneregeln reibungslos.
Am Samstagmorgen brachten wir um 9 Uhr unser Gepäck für die Abholung zur Rezeption. Wir hatten uns für einen Gepäcktransport entschieden, um entspannter laufen zu können. Bis 10 Uhr genossen wir ein reichhaltiges Frühstück. Anschließend starteten wir unsere erste Etappe. Zunächst mussten wir zum Startpunkt laufen. Der Schluchtensteig beginnt mitten in Stühlingen.
Die ersten zwei Kilometer der Strecke sind nicht besonders ansprechend. Erst als wir nah an der Wutach entlang gingen, kamen wir auf einen schöneren Abschnitt. Dann mussten wir noch einmal die Hauptstraße überqueren, bevor wir den ersten Anstieg zu einem Waldstück vor uns hatten. Der Weg durch den Wald war sehr schön und wir kamen gut voran. Daher waren die ersten neun Kilometer schnell rum. Der erste Teil der Wanderung enthielt keine nennenswerten Anstiege.
Nach der Hälfte gab es eine Art Rastplatz mit Sitzgelegenheiten auf Baumstämmen. Anschließend führte ein Weg bergauf zur Wutachschlucht. Der Weg war anders als der erste Teil, sehr schmal, aber wunderschön. Es ging über Stock und Stein und viele Wurzeln. Hier begegneten wir auch vermehrt anderen Wanderern. Wir kamen an Felswänden und einem Miniwasserfall vorbei.
Unsere erste Pause legten wir erst nach 13 Uhr ein. Es war nicht so einfach eine gute Gelegenheit zu finden, da der Weg schmal war und es keine Sitzgelegenheiten gab. Irgendwann fanden wir ein paar Baumstämme, auf denen wir uns niederließen, um unser Lunchpaket zu verzehren.
Der Weg war eigentlich gut ausgeschildert bis zu einer Gabelung, an der man geradeaus oder bergauf zu einem Wanderparkplatz gehen konnte. Wir fragten entgegenkommende Wanderer und fanden heraus, dass bergauf der richtige Abzweig war. An dieser Stelle kamen wir zum ersten Mal ins Schwitzen, da viele Treppenstufen hinauf führten.
Nach dem Parkplatz ging es am Feld entlang und wieder recht steil bergauf. Ab hier waren es noch fünf Kilometer. Da der weitere Weg aber fast nur noch bergauf ging, zogen sie sich sehr.
3,5 km vor dem Ziel machten wir noch einmal Rast an einem Picknicktisch. Diese fand man nach dem Parkplatz häufiger. Von hier aus konnte man eine Abkürzung nach Blumberg nehmen, die nur einen Kilometer lang war. Wir entschieden uns für den normalen Weg. Am Ende taten uns die Beine aber doch schon langsam weh. Gegen 17 Uhr erreichten wir das Gasthaus Hirschen, das sehr zentral im Ort liegt. Offiziell betrug der erste Teil ca. 19 km.
Unsere zweite Etappe starteten wir wieder um 10 Uhr. Kurz hinter dem Ort erreichten wir einen Wasserfall. Wer gerne klettert, kann direkt vor dem Wasserfall lang gehen. Alternativ gibt es auch eine recht hohe Leiter, die hinab zur Brücke führt.
Nach insgesamt zwei Kilometern kamen wir in den schönen kleinen Ort Achdorf. Hier war es viel ruhiger als in Blumberg. Wir würden empfehlen, am ersten Tag zwei Kilometer weiter zu laufen, um im idyllischeren Ort zu übernachten.
Die nächste Zeit liefen wir durch Dörfer, bis es in einen Wald ging.
Nach ca. sechs Kilometern erreichten wir das Sägewerk Wutachmühle. Bis hierhin waren kaum Wanderer auf unserer Strecke . Aber dort befand sich ein großer Parkplatz und scheinbar der Startpunkt in die Wutachschlucht. Die komplette restliche Strecke war wirklich voll mit Wanderern und an vielen Engstellen musste man erst den Gegenverkehr vorbeilassen.
Die Wutachschlucht ist sehr schön. Zum Teil führt der Weg am Wasser entlang und zum Teil läuft man weit oberhalb nah am Abhang. Ungefähr 14 Kilometer mussten wir noch bis zur Schattenmühle laufen. Trotz mehrerer Pausen zogen sich die letzten Kilometer wieder sehr. Zum Glück befand sich unsere Unterkunft direkt in der Schlucht am Ende der zweiten Etappe. Wir erreichten sie nach ca. 20,5 km. In der Schlucht gibt es nur zwei Gebäude und einen Wanderparkplatz. Viele laufen nur die 14 km als Tagesetappe und nutzen den Wanderbus, um zum Auto zurückzukehren. Die Schattenmühle ist der einzige Gasthof dort und es gibt keinerlei Handyempfang, was übrigens für die gesamte Wutachschlucht gilt. Zum Glück hat die Unterkunft seit einiger Zeit WLAN, welches aber nur im Frühstücksraum funktioniert.
Am dritten Tag starteten wir wieder um 10 Uhr. Die Etappe begann mit einer Treppe in den Wald. Danach liefen wir ein Stück zwischen den Feldern, bis es wieder in den Wald ging. Landschaftlich war dieses Teilstück anders als die vorherigen, aber dennoch sehr schön.
Einen kurzen Stop legten wir am Räuberschlössle ein. Man kann es eigentlich nicht wirklich als Ruine bezeichnen, da es sich nur noch um ein paar Felsen handelt.
Wir kamen vorbei an einem kleinen Damm und trafen auf eine Blindschleiche.
Der Weg führte immer tiefer in den Wald und wir folgten wieder dem Wasser. An einigen Stellen mussten wir über Baumstämme klettern. Außerdem waren die Wege sehr verwurzelt.
An einer Flussmündung machten wir die erste Pause. Hier hatten sich mehrere Wanderer niedergelassen für ein Picknick.
Der weitere Weg führte entlang der Haslach. An einer Stelle gab es eine Weggabelung. Wir folgten dem Schluchtensteig und nach einigen Metern war der Weg als unpassierbar beschildert. Da wir schon ein Stück von der Gabelung entfernt waren, liefen wir weiter. Wir mussten über einige umgestürzte Bäume direkt am Hang klettern, aber es kamen uns auch mehrere Wanderer entgegen, die ebenfalls die Schilder ignoriert hatten. Es ging häufig bergauf, da der weitere Weg oberhalb der Schlucht und über den Rechenfelsen zum Hölllochfelsen führte.
„Oben“ angekommen lichtete sich der Wald und wir verließen die Schlucht.
Weiter führte der Weg durch Lenzkirch. Kurz vor Erreichen des Ortes machten wir erneut Rast. Wir hatten noch einige Kilometer vor uns. Die Beine waren aber jetzt schon schwer. Im Ort kann man auch in einigen der Cafes ein Eis essen. In Lenzkirch liefen wir mitten durch den Kern und gelangten dann in eine Wohnsiedlung. Hinter einem Haus verlief dann der Wanderweg über ein Feld. Es ging wieder bergauf, bis wir den Geopark erreichten. Hier ist ein Aussichtspunkt und es liegen beschriftete Steine herum. Ich konnte mit den Informationen nicht viel anfangen, für mich sahen die Steine alle gleich aus 😀
Es wechselten sich Wälder und Felder ab. Das schlimmste kam aber noch: Die letzten Kilometer verliefen nur noch bergauf und die Sonne brannte.
Als wir Oberfischbach nach 18,5 km erreichten, konnten wir zum Glück schon den Gasthof Hirschen sehen. Dieser ist sehr modern und wir hatten ein tolles Zimmer.
Am Dienstag haben wir über unser Reiseunternehmen eine Rückfahrt nach Stühlingen gebucht. Diese kostete uns 60 Euro und die Fahrt dauerte ca. 30 Minuten. Die Alternative wäre eine ewig lange Busfahrt mit vier Umstiegen gewesen. Diese wäre für uns aber kostenlos gewesen. Anschließend fuhren wir ca. sechs Stunden zurück nach Dortmund.
Fazit: Wir hatten sehr viel Glück mit dem Wetter und der Schluchtensteig ist ein wirklich toller Wanderweg. Die drei Etappen waren sehr unterschiedlich, dennoch ist es schwer zu sagen, welche am besten oder schönsten war. Als Highlight gilt natürlich die Wutachschlucht, aber die Menschenmassen waren nicht so schön.
Die Beine wurden jeden Tag etwas früher müde und nach Ankunft im nächsten Ort waren wir nur noch zum Abendessen zu bewegen. Wir sind keine geübten Wanderer, fanden aber die Streckenlänge machbar. Trotzdem hätte ich nicht unbedingt die sechs Tage komplett wandern wollen.
Ich war übrigens mit Wanderstöcken unterwegs und kann dies nur empfehlen.