Das Referendariat lag hinter uns, sodass nun Zeit für Abenteuer war. Also packten eine Freundin und ich unsere sieben Sachen und flogen am 30.7.2013 für vier Wochen nach Australien.
Der Hinflug ging über Shanghai mit einem längeren Aufenthalt. Daher fuhren wir für etwas Sightseeing mit Magnetschwebebahn und Taxi in die Stadt. Wir hatten einen elf Stunden Flug hinter uns und in Shanghai waren es 38 Grad mit sehr hoher Luftfeuchtigkeit. Man konnte also nicht verhindern, dass einem der Schweiß auf der Stirn stand. Wir quälten uns also durch die Stadt, die durchaus schön, aber aufgrund des Wetters nur schwer zu genießen war. Später trafen wir uns noch mit einem Bekannten, der zu dem Zeitpunkt dort wohnte und arbeitete und uns eine kleine Tour durch die City vorbereitet hatte.
Anschließend ging es zurück zum Flughafen und weitere elf Stunden weiter nach Sydney.
Wir hatten versucht, möglichst günstig Urlaub zu machen. Daher war unsere erste Unterkunft direkt über Couchsurfing organisiert. Leider mussten wir erstmal drei Stunden warten, bis jemand zu Hause war. Dies war dann nicht der eigentliche Mieter der Wohnung, sondern andere Couchsurfer. So trafen wir Christine aus Deutschland und Rafal aus Polen, die ebenfalls bei Gav wohnten. Er selbst war aber zur Zeit beruflich unterwegs, sodass wir ihn erst später antrafen. Die Australier haben definitiv mehr Vertrauen in Fremde als wir Deutsche.
Am Abend machten Christin und ich noch einen Spaziergang durch den Royal Botanic Garden zum Opernhaus, bevor wir unser Quartier im Wohnzimmer errichteten.
Am nächsten Tag begannen wir dann mit organisatorischen Dingen. Wir buchten die Blue Mountains Tour und kauften uns eine Handykarte. Außerdem holten wir uns den Merlin Adult Pass, mit dem wir in mehrere Sea Lifes und Wildlife Parks sowie bei Madame Tussaud’s freien Eintritt hatten. Die Wachsfiguren und das Aquarium besichtigten wir dann auch direkt. Außerdem machten wir eine Hafenrundfahrt. Am Abend hatte Rafal dann für alle Suppe gekocht und wir nutzten noch die Sauna und den Pool auf dem Dach. Letzterer war natürlich kalt, da in Sydney Winter war.
Den nächsten Tag begannen wir schon früh. Mit Rod ging es zu vielen „fucking amazing places“ im Blue Mountains Nationalpark. Es war eine wirklich tolle Tour, da wir viele „secret places“ sahen und nicht nur dort waren, wo alle Touristen hinfuhren. Und Rod war einfach unfassbar lustig. Er hatte auch mal zwei Jahre in Deutschland gelebt. Er gab uns später noch Tipps für unsere Fahrt bis Cairns. Wir sollten auf jeden Fall einen Abstecher von der üblichen Route machen.
Am Abend trafen wir dann zum ersten Mal Gavin, der aber auch schnell wieder verschwand.
Samstag gingen wir zunächst in den Wild Life Park und bestaunten die ersten Koalas. Danach machten wir uns mit der U-Bahn auf den Weg, um unser gemietetes Auto abzuholen. Damit fuhren wir dann zurück zur Wohnung und holten unsere Rucksäcke, bevor wir Richtung Norden aufbrachen. Wir fuhren zum ersten Mal im Linksverkehr, hatten uns aber aus Sicherheitsgründen für ein Automatikauto entschieden. Außerdem muss man an dieser Stelle erwähnen, dass wir kein Navi hatten, sondern all unsere Wege per Karte gefunden haben.
Unser erster Rastplatz war in Hawk Nest. Hier verbrachten wir unsere erste Nacht im Auto, das extra dafür gedacht war, im Kofferraum zu liegen. Platztechnisch war alles kein Problem, aber es war doch etwas kalt und unsere Isomatten ganz schön dünn.
Am nächsten Tag hatten wir erstmal um eine Stunde verschlafen. Dann befuhren wir den Tourist Drive, um nach 25 km zu merken, dass die Fähre am Ende der Straße geschlossen war. Es blieb uns nichts anderes übrig, als die ganze Strecke wieder zurückzufahren. In Port Macquarie besuchten wir ein Koala Hospital. In Kempsey verließen wir dann die Küstenstraße und folgten dem Geheimtipp von Rod. Wir fuhren Ewigkeiten durch die Einöde bis endlich eine Art Ortschaft erschien. Dort gab es aber keinen Campingplatz. Wir wurden noch ein ganzes Stück bis zum nächsten weiter geschickt. Es wurde schon langsam dunkel und plötzlich endete die befestigte Straße. Der Handyempfang war auch schon lange weg. Irgendwann kam dann eine Wiese, die scheinbar einen Campingplatz darstellte. Außer uns waren nur noch zwei Australier da, die scheinbar die Einsamkeit suchten. Dennoch luden sie uns zum Abendessen ein. Wir haben uns sehr lange mit ihnen unterhalten und hatten viel Spaß, obwohl es aufgrund der ganzen fremden Geräusche in der Dunkelheit auch gruselig war.
Am nächsten Tag verließen wir bei den ersten Sonnenstrahlen den Platz und fuhren über die unbefestigte Straße weiter. Die Landschaft war wirklich schön anzusehen und es gab über mehrere Stunden keine Zivilisation. Der Weg war zudem auch sehr nah am Abgrund, so dass man sich am Steuer sehr konzentrieren musste. Unser nächstes Ziel war Dorrigo. Wir machten noch einen Stopp an einem Wasserfall, bevor wir am Rainforest Center ankamen. Dort gingen wir zwei Stunden wandern. Unser nächster Campingplatz war in Minnie Water direkt am Strand. Wir trafen zwei Deutsche, mit denen wir den Abend am Lagerfeuer verbrachten.
Nach einem Frühstück mit Blick aufs Meer und einem kleinen Strandspaziergang fuhren wir weiter nach Byron Bay. Wir hatten Glück, dass der Platzwart erst später kam, sodass wir unsere Nacht nicht bezahlen mussten. Wir entschieden uns für ein Hostel, da wir dringend duschen und Wäsche waschen mussten. Wir machten noch einen Strandspaziergang zum Leuchtturm und kochten abends Nudeln.
Am nächsten Tag fuhren wir nach Surfer’s Paradise, wo wir zunächst am Strand entspannten, bevor wir unsere erste Surfstunde nahmen.
Am gleichen Tag fuhren wir weiter nach Brisbane. Dort übernachteten wir bei einer Familie, deren Bruder ich kannte. Allerdings waren gerade alle in Deutschland zu Besuch, sodass im Haus nur noch zwei andere Backpacker wohnten. Wir lernten unsere Gastfamilie also nicht kennen.
Wir verbrachten am folgenden Tag mehrere Stunden im Koala Sanctuary und machten viele Fotos mit Kängurus und Koalas. Dann fuhren wir mit der Bahn ins Stadtzentrum und bummelten zur South Bank.
Nach einer weiteren Nacht ging es dann schon wieder weiter. In Mooloolaba machten wir einen Zwischenstopp, um in die Underwater World zu gehen, die in unserem Merlin-Pass inklusive war. Dann fuhren wir nach Hervey Bay auf einen Campingplatz und buchten für den Tag nach unserer Fraser Island Tour eine Whale Watching Tour.
Am nächsten Morgen wurden wir vom Campingplatz abgeholt und es ging auf einen zweitägigen Fraser Island Trip, den wir von Deutschland aus schon gebucht hatten. Es handelt sich hierbei um eine Sandinsel. Es gibt keine befestigten Straßen, daher wird aus den Reifen der Busse Luft abgelassen, um über den Sand zu fahren. Dennoch blieben wir ständig stecken. Am Abend warteten wir mit zwei anderen Jungs (Robin & Marko) bis 24 Uhr, um auf Christins Geburtstag anzustoßen. Wir vertrieben uns die Zeit bis dahin mit Billardspielen.
Der darauf folgende Tag begann mit einer Buspanne, bei der wir eine Stunde auf einen neuen fahrbaren Untersatz warten mussten. Nach ein paar Besichtigungen ging es abends zurück zu unserem Campingplatz.
Am nächsten Morgen hatten wir dann unsere Whale Watching Tour, die wirklich faszinierend war. Wir sahen sehr viele Buckelwale, die zum Teil direkt neben dem Boot auftauchten.
Am Nachmittag buchten wir dann die Whitsunday Tour und fuhren weiter nach Agnes Water.
Um unsere Surfkenntnisse zu festigen, liehen wir uns am nächsten Tag ein Brett und zwei Neoprenanzüge. Leider waren die Wellen nicht wirklich gut zum Surfen geeignet, sodass wir doch nur am Strand relaxten. Dann ging es weiter nach Rockhampton und früh am Morgen nach Airlie Beach.
Wir verbrachten die Nacht wieder auf einem Campingplatz und gingen abends in eine Bar. Dort lernten wir ein australisches Segelteam kennen, das noch Frauen für ihr Boot suchte. Mit zwei anderen deutschen Mädels gingen wir noch mit in deren 5 Sterne Hotel, wo wir auf weitere Drinks eingeladen wurden.
Dann begann unsere Whitsunday Tour mit einer Nacht auf dem Boot. Direkt nach Ablegen des Schiffes hatten wir allerdings ein Motorenproblem, weshalb wir erstmal auf einen Techniker warten mussten. Dann machten Christin und ich einen Schnuppertauchkurs und später segelten wir in den Sonnenuntergang.
Der nächste Tag war für den Whiteheaven Beach vorgesehen. Leider waren wir spät dran, sodass das Wasser nicht mehr hoch genug stand und unser Schlauchboot auf dem Riff stecken blieb. Nach einem Stopp zum Schnorcheln ging es dann zurück zum Hafen.
Am Abend trafen wir in der Bar wieder das Segelteam und bekamen weitere Segeleinladungen. Anschließend schliefen wir im Auto, obwohl wir nur fürs Parken bezahlt hatten. Daher verließen wir den Ort auch schon um 6 Uhr in der Früh und fuhren 6,5 h bis Mission Beach. Dort machten wir eine Pause am Strand, bevor es weiter nach Cairns ging, wo wir auf Lino, unseren nächsten Couchsurfer, trafen. Wir übernachteten in einem Haus, das halb im Dschungel stand. Dann stand erstmal Ausschlafen auf dem Programm.
Wir fuhren in die Stadt und buchten Rafting und Kuranda, dann war unser Ziel Palm Cove, ein wunderschöner Strand mit sehr warmem Wasser.
Am nächsten Morgen mussten wir schon wieder sehr früh aufstehen, um zwei Stunden mit dem Bus zum Tully River zu fahren. Dort fand unsere vierstündige Rafting Tour statt, die definitiv genug Spaß und Nervenkitzel bereit hielt. Zurück in Cairns feierten wir meinen Geburtstag bei einem gemütlichen Abendessen mit Pizza und Wein.
Der folgende Tag war dann für einen Ausflug nach Kuranda bestimmt. Mit einem Zug ging es zu einem kleinen Dorf auf einem Berg, wo es Souvenirs zu kaufen gab. Bis auf die Zugfahrt hat sich diese Tour nicht gelohnt.
Am Nachmittag war dann Aufbruchstimmung. Wir siedelten in ein 20er-Zimmer im Hostel um und gaben unser Auto ab. Zufällig trafen wir an der Lagune in Cairns nochmal auf Robin und Marko.
Um 3:15 Uhr mussten wir dann aufstehen, damit wir um 6:25 Uhr nach Adelaide fliegen konnten. Dort angekommen holten wir unser neues Auto ab. Diesmal war es ein Schaltwagen, der nicht zum Übernachten gedacht war. Nachdem wir jetzt ausreichend Erfahrung mit dem Linksverkehr hatten, konnten wir auch mit der Schaltung ohne Probleme umgehen. Leider hatten wir mit dem Wetter wenig Glück und so kamen wir von der Sonne in den Regen.
In Adelaide gab es nicht viel zu sehen. Wir machten eine kleine Weinprobe und brachen dann Richtung Great Ocean Road auf. Eigentlich war unser Plan, auf der Strecke in Hostels zu übernachten. Wir wussten nur nicht, dass es hier kaum welche gab. Daher blieb uns in Kingston nichts anderes übrig, als in unserem kleinen Auto auf irgendeinem Parkplatz zu schlafen.
In Warrnambool fanden wir dann endlich ein Hostel, in dem wir alleine in einem 16er-Zimmer untergebracht waren. Es regnete immer noch den ganzen Tag.
Am nächsten Tag ging es dann endlich auf die Great Ocean Road, an der wir an allen möglichen Felsformationen für Fotos stoppten. Wir machten noch einen Tree Top Walk in 23 m Höhe, der ebenfalls in unserem Merlin-Pass enthalten war. Dann suchten wir wieder nach einem Hostel. Das erste war uns zu teuer. In Torquay fanden wir dann eins, das von den gleichen Betreibern wie in Warrnambool war, wodurch wir Rabatt bekamen.
Am nächsten Morgen fuhren wir dann nach Melbourne. Wir übernachteten kostenlos bei Dylan, der im Westen von der Stadt wohnte und dessen Tagesziel darin bestand, stoned zu werden. Er hatte ein eigenes Haus und war sehr nett. Christin hatte den Kontakt über seinen Vater hergestellt. Wir mussten unser Auto wegbringen und Dylan machte mit uns eine Stadtrundfahrt, bei der er sich auch neuen Stoff besorgte. Wir blieben in der City, während er nach Hause fuhr. Um 14 Uhr schauten Christin und ich uns dann ein Australian-Football-Spiel an. Abends fuhren wir mit der Bahn nach Yarraville und mussten von dort 25 Minuten bis zum Haus von Dylan laufen. Netterweise hatte er für uns Barbecue zum Abendessen gemacht.
Der nächste Tag bestand aus Sightseeing. So wirklich überzeugen konnte uns die Stadt allerdings nicht. Wir waren bereits Fans von Sydney. Erst spät am Abend kehrten wir völlig erschöpft zurück.
Am 26.8.2013 brachte uns Dylan zum Bahnhof und wir fuhren zum Flughafen. Dort erfuhren wir, dass unser Flug von 11 Uhr auf 18 Uhr verschoben wurde. Problematisch war, dass wir wieder in Shanghai umsteigen mussten und somit unseren Anschlussflieger nicht erreichen konnten. Wir freuten uns natürlich schon auf zu Hause, waren wir doch beide vorher noch nie so lange weg. Daher waren wir auch ziemlich verzweifelt und belagerten die Informationsschalter, um doch noch irgendwie an einen anderen Flug zu kommen. Weil wir so traurig aussahen, bekamen wir dann wenigstens Voucher für eine heiße Schokolade.
Um 18 Uhr ging es dann also Richtung Shanghai, wo wir um 2.30 Uhr landeten. Eigentlich hatten wir geplant, am Dienstag wieder in Deutschland zu sein und ich wollte am Mittwoch meinen ersten Arbeitstag an der neuen Schule verbringen. Der nächste Flieger nach Frankfurt ging aber erst 24 Stunden später, sodass wir statt Dienstag erst am Mittwoch wieder ankamen. In Shanghai bekamen wir dann 400 RMB, das waren ca. 50 Euro als Entschädigung und kostenlos ein Hotel. Wir verbrachten einen kompletten Tag im Hotel, wurden abends um 20 Uhr erst abgeholt, um dann um kurz vor Mitternacht endlich weiterfliegen zu können. Meiner neuen Schulleitung hatte ich bereits eine Mail geschrieben und es war zum Glück nicht so schlimm, dass ich erst am Donnerstag kam.
Fazit: Es war eine wunderbare Reise und ich kann nur jedem empfehlen, sich ein Auto zu mieten und die Ostküste entlang zu fahren.