Balkantour 2024 Teil 3: Nordmazedonien, Bulgarien, Rumänien, Moldawien

Tag 46 (5.10.2024) Mazedonien: Ohrid – Skopje

Was für ein Tag war das denn? Mental und organisatorisch ein auf und ab.

Aber alles nochmal von vorne:

Mein Ziel war es von Albanien die Grenze nach Nordmazedonien zu überqueren, Ohrid anzuschauen und dann weiter nach Skopje zu fahren, um am Sonntag bei der Marathonstaffel teilzunehmen.

Die Reise nach Ohrid stand aber von Anfang an auf wackeligen Beinen, da es von Korca aus keine Busse gab. Ich hatte mich im Internet ein wenig schlau gemacht und einen gut klingenden Plan entwickelt. 

Nach dem Frühstück im Hotel fuhr ich um 9 Uhr mit dem Bus von Korca ca. 45 min wieder zurück nach Pogradec, das schon am Ohridsee liegt. Ohrid selbst war also zumindest auf der Karte nicht mehr weit. Von Pogradec waren es 7,5 km bis zur Grenze nach Mazedonien. Am Busbahnhof gab es auch einen Bus, der mich zumindest bis auf 1,5 km hätte hinbringen können, aber es war kein Fahrer dort und noch keine Passagiere. Also dauerte die Abfahrt vermutlich noch länger. Einen Direktbus nach Ohrid gab es leider nicht. Ich hatte ein bisschen auf ein Taxi gehofft, aber es war keins in der Nähe. Also machte ich mich erstmal zu Fuß auf den Weg in der Hoffnung, ein Stück per Anhalter fahren zu können. Viele Autos kamen nicht vorbei. Einige Fahrer signalisierten mir, dass sie im Ort blieben oder gleich abbiegen würden. Andere fuhren einfach weiter. Nachdem ich drei Kilometer gelaufen war und Pogradec bereits verlassen hatte, hielt dann endlich jemand an, der gerade seinen Freund an einen Ort vor der Grenze bringen wollte. Er sprach gut Englisch und obwohl ich den Rest hätte laufen können, brachte er mich direkt zur Passkontrolle. 

Also lief ich zu Fuß über die Grenze. Erst Ausreise und dann 500 m weiter Einreise.

Einen Bürgersteig gab es nicht. Ich lief auf der Straße, aber es kamen auch nur wenige Autos vorbei. Laut Internet sollte nach 500 m das Kloster St. Naum am See liegen, was von vielen Touristen besucht wird.

Nach 1,5 km kam ich tatsächlich dort an.

Das Kloster liegt direkt am Ohridsee.

Nach einer kurzen Besichtigung musste ich mich um die Weiterfahrt kümmern. Im Internet stand etwas von einem Boot, das über den See bis nach Ohrid fährt. Ich wusste allerdings nicht, dass dies nur einmal am Tag (um 16 Uhr) fuhr. Am Parkplatz fragte ich dann nach einem öffentlichen Bus. Englisch sprach hier keiner. Es gab ein Bushäuschen und man empfahl mir zu warten, da der Bus in 20 Minuten kommen würde.

Nach einiger Zeit hielt ein Taxifahrer, der meinte, dass der Bus in 10 Minuten fahre. Nach 30 Minuten saß ich immer noch dort. 

Irgendwann wurde eine Familie mit einem behinderten Kind auf mich aufmerksam. Ein ältere Mann der Familie wollte unbedingt mit mir kommunizieren, was ziemlich schwierig war, weil wir uns gegenseitig nicht verstanden. Ich konnte zwar den Google Übersetzer nutzen, er aber damit nicht antworten, da ich seine Tastatur (Kyrillisch) nicht hatte. Er schrieb dann etwas an seinem Handy und ich nutzte wiederum die Google-Foto-Übersetzung. Er deutete immer wieder auf einen Reisebus und ich verstand, dass ich mit der Gruppe kostenlos mitfahren könne. Wichtig war für mich, aber wann sie abfahren würden. Das ging dann aber doch schneller als gedacht. Es handelte sich um eine Gruppe von Eltern mit behinderten Kindern. Zunächst dachte ich an einen Schulausflug, da ich vergessen hatte, dass Samstag war.

Ich machte dann noch ein Foto für die Gruppe und schließlich durften alle mit mir einsteigen. Nachdem sie erfuhren, dass ich Deutsche war, wurde dann ein Vater auf mich angesetzt, der sehr lange in der Schweiz gelebt hatte. Mit dem unterhielt ich mich während der Fahrt und konnte ganz viel über das Land erfahren. Es handelte sich um eine gemeinnützige Organisation für Familien mit behinderten Kindern. Sein Sohn war Autist. Er war extra von der Schweiz zurück nach Mazedonien gezogen, weil die Kinder dort integrativ beschult werden, was in der Schweiz nicht möglich ist. Zehn Kinder gab es nur in der Klasse seines Sohnes plus eine Integrationshelferin. Da wurde ich als Lehrerin natürlich hellhörig. Er versicherte mir, dass es eine öffentliche und keine private Schule sei. 

Das war auf jeden Fall spannend und einfach super lieb, dass ich mitfahren durfte. Sowas ist in Deutschland einfach undenkbar. Der ältere Mann vom Anfang wollte dann unbedingt mit mir auf Facebook in Kontakt bleiben 😀

In Ohrid kamen wir um 13.15 Uhr an. Ich wollte um 15 Uhr bereits den Bus nach Skopje nehmen. Leider lag das Busterminal auch noch etwas außerhalb, so dass nicht viel Zeit für eine Stadtbesichtigung blieb. Mit meinem großen Rucksack kletterte ich dann die Stufen zur Altstadt hoch und besuchte die berühmte Kirche des heiligen Johann von Kaneo. Zur Festung lief ich nicht mehr.

Als ich mich um 14.15 Uhr langsam zum Busbahnhof aufmachen wollte, kam eine Whatsapp von dem Fitnesscenter aus Skopje: Der kranke Läufer sei wieder gesund und werde doch selbst laufen. 

Puh, das war eine herbe Enttäuschung. Wenn man etwas machen möchte und es klappt nicht, ist man traurig. Wenn man dann doch eine Möglichkeit findet, dass es geht, ist man umso glücklicher, dementsprechend ist die Enttäuschung hinterher aber auch größer, wenn es dann doch nicht funktioniert.

Ich setzte mich erstmal entspannt an den See, denn jetzt war klar, ich musste nicht zwingend nach Skopje fahren. Ursprünglich war sowieso eine Übernachtung in Ohrid geplant. 

Ich musste mich erst einmal sammeln und entscheiden, wie es jetzt weitergehen sollte. Natürlich war da noch ein bisschen die Idee, trotzdem nach Skopje zu fahren und zu schauen, ob nicht spontan, was möglich ist. Das Wetter für Sonntag sollte in Ohrid eher regnerisch sein, sodass ein Verbleib auch nicht viel Mehrwert bringen würde. Zum Glück fuhren an dem Tag noch weitere Busse Richtung Hauptstadt, weshalb ich mir bei der Entscheidungsfindung Zeit lassen konnte.

Wenn ich mir allerdings einmal etwas in den Kopf gesetzt habe, dann bin ich sehr verbissen 😀 Also prüfte ich nochmal nach weiteren Verlinkungen des Marathons. Neben dem bereits bekannten Fitnesscenter gab es noch genau eine weitere vom aktuellen Tag. Nach der Abholung der Startunterlagen hatte eine Laufschule ein gemeinsames Foto gepostet. Das Unternehmen hatte eine eigene Webseite mit Mailkontakt. Also schrieb ich hin und übersetzte sie vorsichtshalber auch ins Mazedonische. Nach zehn Minuten kam prompt die Antwort, ich solle anrufen. Das war ja schon mal ein gutes Zeichen. Und dann ging alles ganz schnell. Es war noch ein Startplatz für den Halbmarathon frei. Also genau die Distanz, die ich ursprünglich als Vorbereitung für den Marathon in Sofia geplant hatte. Ich fragte noch dreimal nach, ob es wirklich hundertprozentig sei und dann machte ich mich auf den Weg zum Busbahnhof. Jetzt konnte nur noch ein fehlender Bus meine Pläne durchkreuzen.

Hier ist das ganze Drama nochmal kurz zusammengefasst:

Es ging aber alles gut und so fuhr ich um 17 Uhr drei Stunden in die Hauptstadt. Kokan vom Lauftreff war total nett und organisierte mir auch direkt ein Hostel bei ihm in der Nähe. Wir hatten vereinbart, dass ich abends noch die Startnummer bekommen würde. Außerdem bot er an, dass ich auch in den nächsten Tagen mittrainieren könne. 

Ich erreichte Skopje im Dunkeln und lief 2 km bis zur Unterkunft. Die Stadt gefiel mir aber auf Anhieb.

Gegen 20.30 Uhr erreichte ich das Hostel und Kokan kam direkt vorbei. Es stellte sich dann noch heraus, dass er als mazedonischer Rekordmeister einer der bekanntesten mazedonischen Sportler ist. Da er den Marathon laufen wollte, musste er aber auch direkt wieder los und früh ins Bett.

Tag 47 Mazedonien: Skopje

Für 7.30 Uhr war ein Gruppenfoto von der Laufschule angesetzt und um 8 Uhr war bereits Start. Also musste ich früh aufstehen.

Ich sprach direkt den ersten Läufer an, den ich durch sein T-Shirt Kokans Laufschule zuordnen konnte. Ich wurde herzlich aufgenommen und auch allen weiteren Läufern vorgestellt.

Wir verglichen noch die Zeiten und so wollte ich mich an Kosta halten, dessen Ziel unter zwei Stunden war. Da ich nicht viel trainiert hatte, war ich mir noch nicht einmal sicher, ob ich das schaffen könnte.

Am Ende erreichte ich das Ziel nach 1 h 54 min und war sehr zufrieden. So hatte ich zumindest wieder das Gefühl am folgenden Sonntag einen ganzen Marathon schaffen zu können.

Da die Laufschule in unterschiedlichen Disziplinen vertreten war, dauerte es, bis alle im Ziel waren. Das Wetter war fantastisch, die Organisation gut und die Stimmung ausgelassen.

Mittags setzte dann Regen ein. In einer kurzen Pause machten Kokan und ich uns gemeinsam auf den Rückweg. Er gab mir noch ganz viele Tipps für die Stadt.

Den Rest des Tages verbrachte ich dann in der Unterkunft. Das Wetter wurde auch nicht mehr besser.

Am Abend wollte ich noch etwas essen, als der Regen aufhörte. Leider hatte ich vergessen, dass Sonntag ist und nicht wie in Albanien überall noch ein Laden offen hat. Also machte ich mich um 21 Uhr auf die Suche nach einem Restaurant. Alles, was Google anzeigte gab es nicht oder hatte doch geschlossen. Im Endeffekt lief ich bis fast ins Stadtzentrum und begnügte mich mit einem Kiosk.

Tag 48 Mazedonien: Matka Canyon – Skopje

Es war wieder ein ereichnisreicher Tag.

Zunächst hatte ich den Besuch des Matka Canyons geplant. Die öffentlichen Busse (Nummer 60) fahren aber nur ca. alle zwei Stunden. Daher musste ich mich entscheiden, ob ich um 8.45 Uhr oder erst um 10.30 Uhr fahren wollte. Als ich um 8 Uhr aufwachte, drehte ich mich erst noch einmal um, raffte mich dann aber doch auf, um noch den ersten Bus zu bekommen. Ich hatte keine Ahnung, wie viel Zeit man am Canyon verbringen konnte.

Ich lief schnell zum Busbahnhof. Neben der Haltestelle für die Reisebusse, ist auch der zentrale Punkt für die normalen Linienbusse. Im Internet stand, dass man die Tickets nicht beim Fahrer kaufen könne. Daher lief ich noch schnell zum Ticketshop. Im Endeffekt kauften andere Fahrgäste aber beim Fahrer.

Nach ca. 50 Minuten erreichten wir den Canyon. Zunächst muss man ein Stück laufen, vorbei an einer Staumauer und dann beginnt eigentlich erst der Canyon. Es gibt Kanuverleihe und Bootstouren zur Vrelo Cave.

Wer möchte, kann auch in einem Hotel im Canyon übernachten.

Ich startete mit dem Canyon Trail, der an der Felswand entlang führte. Dabei wusste ich aber auch, dass dieser irgendwann endet und man wieder zurück laufen muss. Erfreulicherweise war ich fast alleine unterwegs und der Weg war länger, als ich dachte. Nach ca. 3 km kam dann aber das Ende, was direkt auf Höhe der Höhle lag aber auf der anderen Flussseite.

Morgens war es noch bedeckt, aber es klarte dann doch auf und wurde richtig war. Der Canyon-Trail ist wirklich schön. Dennoch hatte ich nicht so wirklich Lust, die gleiche Strecke wieder zurückzulaufen. Also kletterte ich hinunter zum Wasser. Der Weg war zwar nicht offiziell, trotzdem war ich eindeutig nicht die erste.

Dann kam ein Boot an, das zur Höhle vor. Alle winkten mir fröhlich zu und der Fahrer fragte, ob ich mitfahren möchte. Genau darauf hatte ich gehofft. Er setzte zunächst seine Leute ab und kam dann auf meine Seite herüber. Er bot mir an, mich für den halben Preis zurückzufahren oder für den vollen Preisen noch die Höhle zusätzlich zu besuchen. Es kostete etwas über 8 Euro und ich entschied mich für die Höhle. Sie ist nicht groß, aber mit der Beleuchtung ganz nett anzuschauen. Dann fuhren wir ca. 20 Minuten wieder zurück.

Das Boot war voll mit einem Marathonclub aus Slowenien, der am Tag zuvor auch mitgelaufen war. Überhaupt traf man viele Läufer (erkennbar an den Shirts), die vor dem Rückflug noch etwas Sightseeing machten. Natürlich kam ich mit der Gruppe schnell ins Gespräch.

Man kann sich auch so lustige Wasserfahrräder ausleihen.

Nach der Rückkehr ging ich langsam Richtung Bushaltestelle, um den Bus um 13 Uhr zu nehmen. Ich war recht früh dran und verweilte noch auf einer Bank in der Sonne, als eine sehr verschmuste (und gepfelgte) Katze sich dreist auf mir niederließ.

Der Bus hatte, wie zu erwarten, Verspätung und an der Haltestelle sprach ich mit vier Frauen, die auch zu dem Marathonclub gehörten und zum Teil mitgelaufen waren, aber aus einer anderen Stadt als der Rest kamen. Sie trugen auch keine Clubjacken.

Ein Taxifahrer wollte mir zuvor schon erklären, dass der Bus nicht mehr fahren würde und probierte es jetzt wieder uns zu überzeugen, mit ihm zu fahren.

Nach 20 Minuten kam der Bus endlich.

Ich startete meinen Sightseeing-Rundgang durch Skopje.

Kliment-von-Ohrid-Kirche

Bürogebäude 😀

An der Festung traf ich eine bayerische Gruppe, die beim Lauf in meinem Startblock waren und mit denen ich mich bereits unterhalten hatte. Auch sie nutzten den letzten Tag für Sightseeing.

Mustafa-Pascha-Moschee

Beim Old Bazar handelt es sich eher um ein ganzes Viertel.

Brunnen

Skulpturen

Stonebridge

Die Stadt hat viele übergroße Brunnen und noch mehr riesige Skulpturen. Unabhängig voneinander haben mir Einheimische ihren Unmut über die Skulpturen ausgedrückt, da sie eine reine Verschwendung von Geldern sind. Die Stadt macht auf mich einen schönen Eindruck und es gibt viele Gebäude mit Säulen, was dem Stadtbild ein antikes Äußeres gibt.

Kokan klärte mich später auf, dass es sich um ein Projekt von 2014 handle und die meisten damals dagegen waren. Es wurde viel Geld investiert. Viele Gebäude haben einfach als Renovierung eine neue Fassade mit Säulen erhalten. Die Gebäude sind also alle gar nicht historisch. Daher finden viele Mazedonier die Aufmachung auch unpassend, da sie nichts mit der Geschichte zu tun hat. Selbst der Triumphbogen war recht neu. Die vielen Skulpturen wurden teilweise nachts aufgestellt, damit die Leute nicht protestierten und bei einigen, weiß keiner, wer diese berühmten Persönlichkeiten sein sollen.

Der Hunger trieb mich zu einem Restaurant und während ich in der Karte vor der Tür stöberte, klopfte plötzlich jemand von innen an die Scheibe. Die vier slowenischen Frauen von der Bushaltestelle waren da. Sie winkten mich herein und ich sollte mich zu ihnen setzen. Es war total lieb und richtig schöne Gesellschaft. Am Ende tauschten wir Facebook aus, um in Kontakt zu bleiben. Denn sie luden mich zum Marathon in Ljubljana für nächstes Jahr ein und boten mir sogar eine Unterkunft an.

Es war schon fast 18 Uhr und ich wollte unbedingt zu Kokans Lauftraining gehen. Es handelte sich um ein kombiniertes Training mit den Kindern. Also im Grunde liefen nach einem gemeinsamen Aufwärmen die Erwachsenen für sich und er machte mit den Kindern verschiedene Laufspiele an Ort und Stelle. Außer mir war nur ein anderer Läufer da, was zum einen daran lag, dass viele eine Pause benötigten und zum anderen daran, dass es wohl eigentlich das Bezahltraining war und erst am Dienstag das kostenfreie Training vom Sponsor stattfand. Gemeinsam mit der anderen Person lief ich dann eine lockere Runde.

Obwohl Kokan mit dem Fahrrad gekommen war, gingen wir zusammen zu Fuß zurück. Wir wohnten ja nebeneinander. Dabei erzählte er unfassbar viel über das Land und die Probleme. Es war super spannend und deckte sich auch mit Infos, die ich bereits von anderen erhalten hatte.

Wichtig: Nutzt nicht den Namen Nordmazedonien, wenn ihr euch nicht unbeliebt machen möchtet. Die Namensänderung ist von Griechenland durchgesetzt worden, da ihre Region an der Grenze auch Mazedonien heißt. Das ist im Grunde wie: Erwähne in Serbien niemals den Kosovo. Es gibt in einigen Ländern einfach Tabuthemen.

Tag 49 Mazedonien: Skopje

Nach ereignisreichen Tagen kehrte langsam wieder Ruhe ein.

Vormittags wechselte ich vom Hostel in ein Apartement. Ich hatte im Hostel zwar ein eigenes Zimmer und Bad, aber die Sauberkeit ließ doch sehr zu wünschen übrig. Die neue Unterkunft war fantastisch und eine der besten meiner Reise. Es gab sogar eine Waschmaschine, einen Wäscheständer und einen Balkon.

Eigentlich hatte ich vor, den Berg Vodno zu erklimmen. Aber irgendwie war ich zu faul. Um 15 Uhr traf ich mich in einem Café mit Kosta vom Halbmarathon. Er hatte mir noch einen Rucksack vom Lauf besorgt und sogar meinen Namen korrigieren lassen, sodass ich offiziell in den Ergebnislisten zu finden war. Ich hatte von Kokan trotz Bezahlung des vollen Preises nur die Startnummer erhalten.

Ich schlenderte anschließend durch die Stadt und nochmal zum Triumphbogen.

Das Mutter-Teresa-Gedenkhaus (Sie stammt aus Skopje.) hat eine sehr ungewöhnliche Architektur. Mir gefiel es.

Um 18 Uhr fand dann wieder ein Lauftraining statt. Diesmal waren es deutlich mehr Teilnehmer. Alledings lag der Treffpunkt 4 km außerhalb des Zentrums. Ich musste also mit dem Bus fahren, was nicht kompliziert war.

Tag 50 Mazedonien: Skopje

Ich bin ausnahmsweise richtig sesshaft und schon fünf Tage in Skopje. Aber mir gefällt die Stadt, auch wenn mir versichert wurde, dass die neuen Gebäude alle aus Styropor seien 😀

Für den heutigen Vormittag stand Firmenarbeit an. Nach einem Online-Seminar um 14 Uhr wollte ich aber unbedingt noch auf den Berg Vodno. Von meiner Unterkunft aus war es nicht weit bis Middle Vodno, von wo eine Seilbahn zum Milleniumskreuz auf der Spitze fährt.

Dennoch führte der Weg natürlich bergauf und weil ich statt des Fußgängerwegs aus Versehen die Mountainbikestrecke nutzte, wurde es auch recht steil an einigen Stellen.

Und dann hatte ich plötzlich eine ganz ungewöhnliche Begegnung. Ein Fuchs saß auf dem Weg. Er wollte erst weglaufen, als ich ankam, kehrte aber zurück, als ich stehen blieb. Ein zutraulicher Fuchs ist schon sehr ungewöhnlich. Ich hatte das Gefühl, dass er mal gefüttert wurde, denn er beobachtete meine Hände und ließ sich sogar anlocken.

Die Seilbahn kostete keine zwei Euro. Oben auf dem Berg gab es allerdings auch nicht viel zu machen. Der Ausblick war ganz ok.

Auf dem Rückweg nahm ich dann den richtigen Weg.

Zum Lauftraining konnte ich es nicht mehr pünktlich schaffen, aber ich hielt es auch für schlau, mal einen Tag Pause einzulegen. Dennoch ging ich zum Treffpunkt, um die Leute wiederzusehen. Mit Kokan unterhielt ich mich noch sehr viel auf dem Rückweg und dann mussten wir uns verabschieden. Natürlich lud ich alle zum Halbmarathon in Dortmund ein. Aber leider ist der Lauf in Skopje am gleichen Wochenende. Wir beschlossen, auf jeden Fall irgendwo nochmal gemeinsam zu laufen.

Fazit Mazedonien: Ich hatte vorher tatsächlich keine großen Erwartungen an das Land. Auf meiner Karte waren nur wenige Orte markiert, die ich sehen wollte. Dementsprechend hielt ich Mazedonien für nicht besonders attraktiv. Aber ich wurde positiv überrascht. Im Vergleich zu Albanien war ich wieder in einem recht gut organisierten und sauberen Land, auch wenn die Mazedonier sich selbst nicht so sehen. Zudem hat man natürlich einen anderen Eindruck, wenn man ein besonderes Erlebnis mit einem Ort verbindet und das hatte ich durch den Halbmarathon und die Menschen, die ich kennenlernen durfte. Skopje selbst hat mich ebenfalls positiv überrascht. Ich hatte nicht so ein modernes und gepflegtes Stadtbild erwartet. Auch wenn die Mazedonier aus finanzieller und historischer Sicht zu Recht die vielen Skulpturen und Säulen nicht mögen, erzeugten sie doch ein besonderes Ambiente.

Tag 51 Bulgarien: Sofia

Ein neues Land stand auf dem Programm. Morgens um 7 Uhr fuhr mein Bus nach Sofia. An der Grenze stand eine Hünding mit Welpen.

Am kommenden Sonntag wollten Kira aus Dortmund und Jakob (bei Jonas Deichmann kennen gelernt) mit mir den Marathon laufen. Wir hatten uns für die nächsten vier Tage ein Apartement im Zentrum gemietet und trafen alle auf unterschiedlichen Wegen ein. Kira kam mit dem Flugzeug und Jakob mit dem Fahrrad. Gegen Mittag waren wir dann alle in der Wohnung.

Wir starteten einen Stadtrundgang und gingen noch in ein Restaurant.

 

Abends planten wir eine Wanderung zu den Rila Seen für den nächsten Tag und buchten hierfür ein Auto.

Tag 52 Bulgarien: Rila Seen

Wir mussten realtiv früh aufstehen, um gegen 8 Uhr unseren Mietwagen vom Flughafen abzuholen. Dorthin gelangten wir per Metro. Das System ist theoretisch ganz cool gemacht. Es gibt Schranken und man kann direkt mit der Kreditkarte bezahlen und durchgehen. Nur wurde nicht zuverlässig abgebucht, sodass wir teilweise umsonst gefahren sind. Aber die grundsätzliche Idee war gut.

Von der Autovermietung wurden wir dann abgeholt und nach Erledigung der Formalitäten konnte die Fahrt losgehen. Wobei wir zunächst noch eine Vignette kaufen mussten, die nötig ist, wenn man Sofia verlässt.

Wir fuhren fast zwei Stunden. An einer Stelle direkt hinter einer Kurve übersah ich ein Schlagloch und das Auto setzte einmal laut auf.  Schließlich erreichten wir den Parkplatz an der Gondel zu den Rila Seen. Wir prüften das Auto und hatten ein bisschen Sorge, dass die Vermietung die neuen Kratzer entdecken könnte.

Schon vorher hatten wir im Internet gelesen, dass die Seilbahn nicht fährt und eine Wanderung zur Spitze eingeplant. Theoretisch hätte man sich auch von Jeeps hochbringen lassen können.

 

Also gingen wir zunächst ca. 3 km bergauf bis zur oberen Gondelstation. Dort startete dann unser Rundweg. Das Wetter hätte besser sein können. Es war überwiegend bewölkt, aber vor allem sehr windig.

Wir gelangten zu einem schönen Aussichtspunkt, von dem man alle Seen sehen, aber nicht fotografieren konnte.

Es bestand dann die Option noch eine weitere Schlaufe zu laufen. Da das Wetter stabil schien, fügten wir sie noch unserer Wanderung hinzu. So erreichten wir einen Punkt, von dem man sogar alle sieben Seen gleichzeitig sehen konnte.

Am Ende hatten wir knapp 19 km und 1270 Höhenmeter auf dem Tacho, was angesichts des anstehenden Marathons vielleicht nicht so schlau war.

Auf dem Rückweg nach Sofia fing es dann doch noch an zu regnen. Zum Glück sah die Autovermietung die neuen Kratzer nicht.

Im Endeffekt zahlten wir für Auto, Vignette und Parkgebühr 60 Euro, also 20 Euro pro Person. Wir hatten vorher lange nach anderen Optionen gesucht, die uns zum See bringen würde und hatten durch das Auto mit Abstand die günstigste und flexibelste. Es bestand noch die Möglichkeit für 40 Euro pro Person sich bei GetYourGuide einen Schuttle zu buchen. Der hätte uns aber nur fünf Stunden Wanderzeit ermöglicht.

Tag 53 Bulgarien: Sofia

Der Tag vor dem Marathon stand im Zeichen der Erholung. Während Kira und Jakob versuchten einen Laden zur Reparatur von Jakobs Fahrrad zu finden, blieb ich einfach im Bett.

Abends liefen wir in die Stadt und schauten uns den 5 km Lauf an, bevor in der Wohnung unsere eigenen Pastaparty veranstalteten.

Nach zwei Runden Quixx ging es dann auch früh ins Bett.

Tag 54 Bulgarien: Sofia-Marathon

9.30 Uhr war der Start des Marathons. Wir waren etwas spät dran und die Kleiderbeutelabgabe hatte eine lange Schlange ebenso wie die Toiletten.

Dementsprechend kamen wir erst zum Countdown in den Startbereich und liefen von ganz hinten los. Zweimal ging es die gleiche Strecke durch Bulgariens Hauptstadt. Ganz so flach wie in Skopje war es allerdings nicht.

Bei der Anmeldung hatten wir noch gesagt, dass wir eine ganz entspannte Runde drehen und 4.30 h anpeilen. Aber Kira hatte dann schon ein paar Mal erwähnt, dass es cool wäre unter vier Stunden zu laufen. Allerdings war es ihr erster Marathon. Wir hatten alle unterschiedliche Voraussetzungen. Kira und ich waren jeweils einen recht schnellen Halbmarathon in der Woche zuvor gelaufen. Ansonsten war Kira viel Fahrrad gefahren und ich gewandert. Jakob hingegen ist in jedem Land einen Marathon gelaufen, aber langsam und mit Pausen. Zudem fuhr er natürlich auch viel Rad. Wir einigten uns dann darauf die erste Runde zügig zu starten und einfach zu schauen, was danach passiert. Natürlich wollten wir gerne zusammen bleiben.

Tatsächlich hatten wir die Hälfte nach 1h 55 geschafft und es fühlte sich bei allen gut an, so dass wir das Tempo aufrecht erhielten. Jakob musste dann leider bei Kilometer 23 auf die Toilette und es wäre unsinnig gewesen, wenn wir gewartet hätten. An den Wendepunkten sahen wir aber, dass er nicht weit hinter uns war. Dann wollte auch Kira einen Toilettenstopp einbauen. Die Organisation des Laufs war allerdings nicht die beste und es gab nur vier einzelne Dixis entlang der Runde, was viel zu wenig für die Läuferanzahl war. Schließlich will sich keiner in einer Schlange anstellen. Also musste Kira erstmal warten, bis wir an einem zufällig freien vorbeikamen. Das war dann ungefähr bei Kilometer 25. Von da an lief ich also alleine weiter. Die Beine fühlten sich erstaunlich gut an und obwohl ich es vorher als eher unrealistisch aufgrund des fehlenden Trainings angesehen hatte, war die Zielzeit unter vier Stunden jetzt doch irgendwie schaffbar. Also hielt ich ungefähr das Tempo um die 5.30 min/km. Bei Kilometer 32 wurde ich sogar nochmal schneller, weil ich mich durch andere Läufer mitziehen ließ. Wirklich hart wurde es dann ab Kilometer 40, denn es ging zweimal eine Brücke hoch. Hier blieb ich nur noch knapp unter dem 6 min-Tempo. Außerdem mussten wir am Ende der Runde immer über Kopfsteinpflaster laufen, was mit meinen kompletten Schuhe ziemlich unangenehm war.

Kurz vor Ende kam mir Kira am Wendepunkt entgegen. Sie lag ca. 1 km hinter mir, signalisierte aber, dass es ihr nicht mir gut ging. Nicht weit dahinter kam ein sehr frisch wirkender Jakob an, der sie auf jeden Fall einholen würde.

Ich erreichte nach genau 3 Stunden und 53 Minuten. Und war damit nur zwei Minuten hinter meiner persönlichen Bestzeit vom Marathon in Würzburg, der im Mai desselben Jahres stattfand.

Ich hoffte natürlich für die anderen beiden, dass sie es auch unter vier Stunden schaffen würden und erwartete sie zeitgleich. Jakob erreichte nach 3.58 h das Ziel und dann wurde es bei Kira ganz knapp. Sie benötigte vier Stunden und fünf Sekunden. Am Ende war ihr die Luft ausgegangen und sie musste leider gehen. Dennoch waren wir alle mit unserer Leistung sehr zufrieden.

Wir wollten unsere Taschen abholen, nur leider war die von Jakob nicht mehr auffindbar. Dann gingen wir zur kostenfreien Massage, die mit einer Massagepistole durchgeführt wurde. Es war unfassbar schmerzhaft. Bisher hatte ich die Massagen im Ziel immer genossen. Auch Jakob empfand es als schlimm und Kira brach es sogar ab.

Wir lagen noch ein wenig in der Sonne in der Hoffnung, dass Jakobs Beutel wieder auftauchen würde. Besonders hilfsbereit war man hier aber nicht. Ganz am Ende fand man ihn zum Glück doch. Er hatte einen zweiten falschen Aufkleber erhalten.

Nach der Anstrengung gönnten wir uns eine Stärkung bei Mc Donald’s. Interessanterweise waren in allen drei Filialen die Eismaschinen defekt.

Wir schlichen nach Hause.

Den restlichen Abend verbrachten wir in der Wohnung und spielten noch ein paar Spiele.

Kira hatte für den nächsten Morgen einen Flug um 7.10 Uhr und musste daher um 4 Uhr aufstehen. Ich stand mit ihr auf, um die Haustür aufzuschließen und sie zu verabschieden. Es waren vier grandiose Tage in einer tollen kleinen WG.

Tag 55 Bulgarien: Plovdiv

Um 8.30 Uhr frühstückten Jakob und ich noch zusammen, bevor auch wir uns verabschiedeten. Ich wollte um 10 Uhr den Bus nach Plovdiv nehmen. Jakob radelte später Richtung Thessaloniki.

An der Bushaltestelle war mein Bus zum ersten Mal ausgebucht. Der Busbahnhof präsentiere sich leider nicht mit besonders freundlichen Mitarbeitern. Ich wartete 50 Minuten auf den nächsten Bus und erreichte gegen 13 Uhr mein Ziel.

Das Hostel war kleiner als gedacht und alles etwas beengt. Ich war durch das nächtliche Aufstehen doch ziemlich müde und entschied mich für ein Nickerchen.

Im Aufenthaltsraum wurde ich dann von einem Inder ins Gespräch verwickelt und so schauten wir uns gemeinsam die Stadt an.

Es gab ein Amphitheater und eine ganz nette Altstadt.

 

Von Weitem sahen wir Menschen zwischen Ruinen herumlaufen. An der Stelle, wo wir den Eingang vermuteten, waren wir bereits. Dennoch gingen wir nochmal zurück und quetschten uns durch ein Metalltor. Also offiziell schien der Bereich geschlossen zu sein, aber niemand störte sich daran. Von dort hatte man einen guten Blick über die Stadt.

Da ich noch einen beruflichen Videocall hatte, kehrten wir zum Hostel zurück und er wartete auf mich, sodass wir zusammen in einem Burger Restaurant zu Abend essen konnten.

In meinem Zimmer schlief ein Schnarcher direkt unter mir im Etagenbett. Da diese nicht besonders stabil waren, wackelte ich oben hin und her, damit er aufhörte. Zeitweise funktionierte das ganz gut.

Tag 56 Bulgarien: Burgas-Varna

Ich wollte mit dem Zug nach Varna fahren und hatte im Internet eine Direktverbindung am Morgen gefunden. Im Touristen Infocenter hatte ich durch Zufall nochmal nachgefragt und es stellte sich heraus, dass es diese Verbindung gar nicht gab. Also beschloss ich um 9.30 Uhr den Zug nach Burgas zu nehmen und von dort später mit dem Bus weiter nach Varna zu fahren.

Das Kaufen des Zugtickets ging dann etwas einfacher als beim Busbahnhof am Tag zuvor.

Um 14 Uhr kamen wir in Burgas an. Da es der letzte sonnige Tag sein sollte, wollte ich noch einmal zum Strand. Der war nur 10 Minuten vom Bahnhof entfernt.

So konnte ich noch die letzten Sonnenstrahlen genießen, bevor ich um 17 Uhr mit dem Bus weiter nach Varna fuhr. Leider verpasste ich die Möglichkeit, im Stadtzentrum auszusteigen und fuhr noch bis zum Busbahnhof, um dann wieder zwei Kilometer zum Hostel laufen zu müssen.

Tag 57 Bulgarien: Varna – Goldstrand

Leider hatte ich wieder mehrere Schnarcher im Zimmer. Dennoch konnte ich diesmal einiges an Schlaf nachholen und wachte erst spät auf. Erst mittags verließ ich das Hostel für einen Stadtrundgang in Varna.

Die Kathedrale ist natürlich schön, aber ansonsten gab es nicht viel zu sehen.

Der Strand war komplett verlassen, da die Saison schon beendet war.

Nachmittags fuhr ich noch mit einem Linienbus zum Goldstrand. Hier war es noch extremer. Der gesamte Ort war wie ausgestorben.

Der Goldstrand ist für seine Partys bekannt. Es gab auch ein Riesenrad, einen Bierkönig und einen Eiffelturm.

Nach meiner Rückkehr versuchte ich meine Weiterreise zu planen, was sich bereits am Vormittag als schwierig erwiesen hatte. Plan A war von Varna an der Küste entlang nach Konstanza in Rumänien. Die Direktverbindung beträgt nur etwas mehr als zwei Stunden. Leider fuhren aber keine Busse in die Richtung. Ich schrieb noch eine Mail an ein Busunternehmen, die mir nur eine Fahrt für den folgenden Tag anbieten konnten. Ich wollte aber nicht länger in Varna bleiben.

Wie schon in Albanien stellte sich also der Grenzübergang als schwierig heraus. Daher plante ich um und wollte doch erst nach Bukarest und dann wieder zurück an die Küste. Das war zwar der etwas umständlichere Weg, hatte aber den Vorteil, dass ich noch die Deutsche Schule in Bukarest vor den anstehenden Herbstferien besuchen könnte.

Es gab zwei Busse pro Tag, die von Varna nach Bukarest fuhren. Der eine fuhr nachts und der andere vormittags um 9.30 Uhr. Leider waren sie schon wieder ausgebucht.

Also kam Plan C: Die Route blieb die gleiche, aber ich wollte zunächst mit einem Bus bis Ruse (vor der Grenze in Bulgarien) fahren. Dann mit dem Taxi, zu Fuß oder per Anhalter über die Grenze nach Giurgiu in Rumänien. Von dort sollten Züge und Busse nach Bukarest fahren laut Internet.

Tag 58 Rumänien: Bukarest

Um 6 Uhr klingelte der Wecker, damit ich den Bus um 7.30 Uhr nach Ruse nehmen konnte. Varna hat einen großen, modernen Busbahnhof…fast. Denn obwohl es ziemlich neu aussieht, war es der erste Ort, an dem man nur Cash und nicht mit Euros bezahlen konnte. Sogar im Mini-Markt am Tag zuvor konnte ich mit Karte bezahlen. Da ich dabei war, das Land zu verlassen, wollte ich auch definitiv keine bulgarische Währung mehr haben. Dennoch probierte ich an einem Geldautomaten einen kleinen Betrag für das Busticket abzuheben. Leider spuckte der Automat kein Geld aus, sondern brach den Vorgang immer ab.

Ich fragte zunächst in einem Mini-Markt. Die Verkäuferin verwies mich an die Wechselstube in der Mall, die aber erst um 10 Uhr öffnete. Also lief ich zu einem Taxifahrer. Der erste konnte mir nicht helfen, aber der zweite wechselte mir dann zum Glück 15 Euro. Damit konnte ich dann mein Ticket bezahlen und pünktlich Richtung Grenze fahren.

Gegen 11 Uhr kamen wir an. Ich hatte am Busbahnhof direkt Schilder nach Bukarest gesehen. Aber auf Nachfrage wurde mir mitgeteilt, dass alles ausgebucht sei, aber um 14.15 Uhr ein Zug von Ruse nach Bukarest führe. Also lief ich direkt zum Bahnhof und wollte am Schalter ein Ticket kaufen. Die Frau erklärte mir dann, dass dies nur im Zug möglich sei. Auf meine Nachfrage, wie teuer es sei und ob ich mit Karte zahlen könne, zuckte sie mit den Schultern. Warum auf ihrem Schalter „Ticketverkauf“ stand, erklärte sich mir nicht.

Ich wusste, dass auf der anderen Seite der Grenze (in Giurgiu, Rumänien) ebenfalls ein Zug nach Bukarest um die gleiche Zeit startete, aber eine Stunde früher ankam. Da mir die Aussagen der Frau zu unsicher waren und ich nicht drei Stunden am Bahnhof sitzen wollte, wenn ich möglicherweise das Ticket nicht bezahlen kann, machte ich mich auf den Weg zur Grenze. Google zeigte mir einen Linienbus, der tatsächlich auch pünktlich fuhr. Zuvor hatte ich noch einen Taxifahrer getroffen, der mich mehrfach überzeugen wollte, mit ihm zu fahren. Er behauptete, dass man nicht zu Fuß über die Grenze käme. Aber davon wollte ich mir selbst ein Bild machen. Die Grenze war die Donau und man musste dementsprechend über eine Brücke.

Von der Bushaltestelle aus lief ich an den Kontrollen vorbei direkt bis zur Brücke. Dort sah ich aber schon, dass es tatsächlich zu Fuß nicht möglich war. Zudem waren Bauarbeiten auf der Brücke und somit nur eine Spur frei, was auf beiden Seiten zu Stau führte. Zwei Grenzbeamte wunderten sich auch, wo ich zu Fuß hin wollte. Natürlich hatte ich als Plan B im Kopf, dass mich irgendwer das Stück über die Brücke mitnimmt. Die Beamten kontrollierten gerade einen LKW-Fahrer und fragten ihn netterweise, ob er mich mitnehmen könne. Das tat er dann auch, was mir meine erste Fahrt in einem Lastwagen bescherte. Die Brücke war auf jedem Fall nicht im besten Zustand und ganz schön eng.

Auf der anderen Seite wurde ich dann abgesetzt. Der LKW fuhr zwar auch nach Bukarest, aber wohl nicht ins Zentrum. Ich ging einfach hinter den Kontrollhäuschen her, wurde aber dann zurückgepfiffen. Irgendwie dachte ich, dass man von EU zu EU nichts vorzeigen müsste. Ich wurde aber dann wie die LKW-Fahrer kontrolliert. Danach lief ich noch drei Kilometer bis zum Bahnhof von Giurgiu und nahm den Zug, der etwa zwei Stunden benötigte.

Um 16.30 Uhr war ich also am Ziel und im Hostel.

So langsam wurde es kalt auf meiner Reise, was mir ein bisschen auf die Laune schlug.

Mein Zimmer teilte ich mir mit einem älteren Syrer, der in Deutschland wohnte. Als ich dabei war, meinen Kram zu sortieren, wollte er mir ständig irgendwelche Videos an seinem Handy zeigen. Er sprach dann plötzlich von der Alhambra in Spanien und von irgendwelchen arabischen Schriftzeichen und dass es eine Schande sei, dass die stärkste Religion der Welt (der Islam) sich damals habe, vertreiben lassen. Ich dachte erst, ich hätte mich verhört und fragte nochmal nach, was er meine. Daraufhin hat er mir dann erklärt, dass der Islam die einzig wahre Religion sei und der Koran die Worte Gottes enthalte. Es sei das einzige Buch, dass sich in 1400 Jahren nicht verändert habe. Ich habe dann bezüglich Stellung der Frau und Kopftuch nachgefragt. Da meinte er dann, dass es richtig sei, dass die Frau unter dem Mann stehe und ein Kopftuch wichtig sei, weil früher Dinge passiert seien, bei den jungen Mädchen. Habe ihm dann klar gemacht, dass ich das überhaupt nicht nachvollziehen könne und ich auch ohne Glauben ein tolles Leben habe. Er warte mich dann, dass ich in der Hölle landen werde und ob ich keine Angst davor habe. Puh, so eine krasse Diskussion hatte ich zuvor auch noch nie. Er war so dermaßen von allem überzeugt. Immerhin räumte er ein, dass er gegen Krieg sei und der IS den Koran nicht verstanden habe. Er empfahl mir noch den Koran zu lesen, da ich ihn erst dann verstehen könne. Ich wollte das Thema aber nicht weiter fortführen. Immerhin schnarchte er nicht und ich konnte gut schlafen.

Tag 59 Rumänien: Bukarest

Ich hatte vor ein paar Tagen eine Mail an die Deutsche Schule in Bukarest geschrieben, da ich gerne einen Tag hospitieren wollte. Aufgrund der Kurzfristigkeit hatte ich eine Absage erwartet, aber tatsächlich wurde ich direkt eingeladen. Also musste ich wieder früh aufstehen, um pünktlich um 8 Uhr im Unterricht zu sein.

Ich entschied mich für die Fahrt mit dem Uber. Hier ist die Kunst den richtigen Zeitpunkt beim Buchen zu wählen, um einen günstigen Preis zu bekommen. Mein Hostel befand sich nicht weit weg von der Schule, doch während der Fahrt hatte ich Angst, zu spät zu kommen, da wir im Stau standen.

Kurz vor 8 war dann vor Ort und traf auf einen sehr schönen Neubau, der Kindergarten, Grundschule und weiterführende Schule enthielt. Ich durfte eine erste Klasse begleiten und wurde später noch vom Schulleiter herumgeführt.

In der ersten Klasse waren 15 Kinder. Die Räume waren freundlich und hell. Es gab eine Schulärztin, die sich Verletzungen annahm und eine administrative Verwaltung, die sich um Gelder und Buchung von Klassenfahrten kümmerte. Man hatte das Gefühl, dass Lehrer sich hier voll und ganz auf den Unterricht konzentrieren konnten. Nur ein Schwimmbad gab es leider nicht. Ich hatte schon mehrfach den Gedanken mal ein Jahr in Bukarest zu leben, weshalb ich mir die Schule unbedingt anschauen wollte. Die Umsetzung dieses Plans rückt immer stärker in den Vordergrund.

Von der Schule fuhr ich mit dem Uber direkt zur Therme Bukarest, die sich in der Nähe vom Flughafen befindet. Hier war ich bei meinem letzten Besuch in Bukarest schon und wollte unbedingt wieder dorthin. Die Schwimmsachen hatte ich natürlich schon eingepackt. Ich hatte darauf gehofft, dass es an einem Freitag Mittag leer ist, aber dem war leider nicht so. Ich buchte das 4,5 Stunden Ticket und begann, alle Rutschen auszuprobieren (in dem Bereich war ich damals nicht oder es gab ihn noch nicht), bevor die Kinder von den Schulen kamen.

Anschließend kam der Entspannungsbereich. Der Tag tat auf jeden Fall sehr gut.

Das Uber zurück war mir zu teuer und ich hatte eine gute Möglichkeit mit den öffentlichen Verkehrsmitteln gefunden. Ein Bus vor direkt an der Therme los zum Internationalen Flughafen. Von dort fuhr dann ein Zug zum Bahnhof Nord, an dem direkt mein Hostel gelegen war. Im Bus konnte man aber irgendwie kein Ticket kaufen und der Fahrer hatte auch kein Interesse daran, mit einem zu sprechen. Es gab einen Automaten, der zwar Kreditkarten anzeigte, aber es erschien immer eine Fehlermeldung. Zum Glück ging es nicht nur mir so. Zwei Haltestellen später stiegen dann drei Kontrolleure ein. Ich war echt erleichtert, dass wir alle zeigen konnten, dass es am Automaten lag. Wir mussten noch nicht mal in bar bezahlen, sondern konnten kostenfrei fahren.

Tag 60 Rumänien: Constanza

Am Morgen war es mal wieder Zeit für ein Läufchen. Nach dem Marathon fühlten sich die Beine so langsam wieder erholt an. Ich kombinierte die sportliche Aktivität mit etwas Sightseeing und lief als erstes zur bekanntesten Sehenswürdigkeit von Bukarest, dem Palast des Volkes.

Dann ging es noch an ein paar Kirchen und Kathedralen vorbei und durch die Altstadt.

Um 11 Uhr musste ich das Zimmer im Hostel verlassen haben. Da Laufen mit Fotos machen doch länger dauert, als ich dachte, nahm ich für die letzten Kilometer zurück ein Uber. Es war bereits halb elf und ich musste auch noch duschen.

Frühstücken konnte ich danach zum Glück in Ruhe. Ursprünglich wollte ich den Zug um 11.30 Uhr nach Constanza nehmen. Ich entschied mich dann aber für eine Stunde später. 

Am Bahnhof sah ich keine Ticketschalter. Also fragte ich an der Information, wo man denn die Tickets bekommt. Manchmal kann man sie schließlich auch in Zug kaufen. Sie zeigte mir den Weg zu den Kassen, die ziemlich versteckt lagen. Ich entschied mich für einen Automaten, der aber der Meinung war, dass ich an die Kasse müsste. Also stelle ich mich an. Ich hatte noch 25 Minuten bis zur Abfahrt, was locker reichen sollte. Es waren nur drei Leute vor mir. Aber wie das manchmal so ist, benötigten wenige sehr lange. Im Endeffekt schaffte ich es dann sogar mein Ticket auf Rumänisch zu kaufen und saß kurz vor Abfahrt im Zug.

Kurz nach 15 Uhr kamen wir in Constanza an. Ich hatte sechs Stunden Zeit, die Stadt anzuschauen. Um 21 Uhr wollte ich mit dem Zug über Nacht nach Iasi fahren. Um sicher zu gehen, dass dieser Plan wirklich funktioniert, kaufte ich direkt das Ticket. Glücklicherweise konnte ich mein großes Gepäck am Bahnhof lagern, was die Stadtbesichtigung stark vereinfachte.

Ich lief zunächst zum Strand. Das Wetter war gut, aber mit 14 Grad recht kühl.

Weiter ging es zum Casino, der bekanntesten Sehenswürdigkeit. Leider fanden hier Bauarbeiten statt.

Es folgten wie immer Kirchen und Moscheen sowie das Rathaus, glaube ich.

Constanza machte einen sehr modernen und gepflegten Eindruck. Im Sommer kann man hier bestimmt gut Urlaub machen. Für mich reichte der halbe Tag, um einen guten Eindruck zu bekommen.

Natürlich hatte ich viel zu viel Zeit und versuchte, nicht zu früh zum Bahnhof zurückzukehren. Also ging ich noch beim Griechen essen und hielt mich in einer warmen Mall auf. Die restliche Zeit telefonierte ich mit Freunden.

Um 20.30 Uhr holte ich mein Gepäck ab und war überrascht, wie voll der Zug war. Vermutlich wollten aber nicht alle die ganze Strecke fahren. Der Zug bestand nur aus zwei Waggons. Natürlich gab es keine Betten und die Sitze konnte man leider auch nicht verstellen. Außerdem war die ganze Zeit Licht an. Zumindest das hätten sie wie im Flugzeug mal ausschalten können.

Tag 61 Rumänien: Iasi – Moldawien: Chisinau

Irgendwie zusammengefaltet über zwei Sitze kam ich auf ca. fünf Stunden Schlaf, als wir morgens gegen 6 Uhr Iasi erreichten. Ich bestellte mir sofort ein Uber, auch wenn das Hostel nur 1,5 km entfernt lag. Dort angekommen ging es direkt ins gemütliche Bett. Um 11 Uhr musste ich allerdings auschecken. Zumindest gab es nochmal drei zusätzliche Stunden Schlaf plus eine Dusche.

Gegen 12 Uhr lief ich zum Busbahnhof, um mich davon zu überzeugen, dass mein auserwählter Bus nach Chisiniau auch wirklich fährt. Wieder einmal machte ich die Erfahrung, dass es ein Ticketbüro gab, dort aber keine Tickets verkauft wurden. Ich sollte im Bus bezahlen. Der Bahnhof war gut organisiert und mein Bus um 14.45 Uhr war auch überall angeschlagen.

Also hatte ich 2,5 Stunden Zeit, um mir Iasi anzuschauen, was perfekt war.

Es gab eine Straße, an der alle schönen Gebäude zu finden waren und die direkt auf den Palast zu führte. Hier fuhren keine Autos, aber anders als in einer Fußgängerzone gab es auch keine Geschäfte.

Der Palast war wunderschön und allein dafür hatte sich die weite Fahrt gelohnt.

Natürlich gab es auch wieder viele Kirchen sowie eine Kathedrale.

Nachdem ich alle Fotos gemacht hatte, lief ich zum Hostel, um meinen großen Rucksack zu holen und lief anschließend wieder zum Busbahnhof. Englisch sprachen übrigens nur wenige und daher war ich froh, dass ich ein bisschen Rumänisch sprach und damit die wichtigsten Dinge regeln konnte.

Wir fuhren drei Stunden bis zur Hauptstadt von Moldawien (oder auch Republik Moldau). Jetzt hieß es ohne Internet auszukommen. Ich hatte mir zum Glück die Offline-Karten heruntergeladen und steuerte ein Hostel an, das recht zentral gelegen war.

Auf dem Weg sah ich schon ein paar Sehenswürdigkeiten und machte direkt einen Abstecher für die ersten Fotos.

Ich hatte es diesmal nicht über booking gebucht. Wie ich in den Bewertungen schon gelesen hatte, befand sich das Hostel in einer Mall direkt neben einem Katzen-Café. Es war nicht einfach zu finden und ich war froh, dass ich aus den Bewertungen die Etage wusste und dort Schilder zum Katzen-Café waren.

Der Mitarbeiter war nicht besonders freundlich. Ich zahlte deutlich weniger als im Internet und buchte zwei Nächte. Im Zimmer war auch nur eine weitere Person, als ich ankam.

Tag 62 Moldawien: Chisinau

In Chisinau gab es nicht viele Sehenswürdigkeiten. Die Stadt ist auch nicht auf Touristen ausgelegt. Man muss sich also mühsam selbst ein paar sehenswerte Orte heraussuchen.

Dementsprechend startete ich meine Sightseeingtour auch erst am Nachmittag. Ich hatte ein paar Sachen bei Maps markiert und klapperte sie ab. Im Grunde lagen sie auch alle nah beieinander.

In einem Park mit See konnte ich den Eichhörnchen beim Vergraben ihrer Wintervorräte zusehen.

Weiter ging mein Rundgang zur Kaskadentreppe und zum Wasserturm.

Als ich an einem Massagestudio vorbeikam, buchte ich für später am Tag eine Sportmassage. Zuvor wollte ich noch zur blauen Kirche. Leider kommen die goldenen Kuppeln und die Farbe auf den Fotos nicht gut rüber.

Nach der Massage, als es schon dunkel war, kam ich durch Zufall noch an einer besonders schönen Kirche vorbei, die ich gar nicht bei meinen Markierungen hatte. Bei dem anderen Gebäude wusste ich nicht, um was es sich handelte.

Abends aß ich im Katzencafé noch einen Snack.

Es war also ein sehr entspannter Tag.

Fazit Moldawien: Es gibt nicht viel zu sehen. Das Land ist unspektakulär. Weinliebhaber könnten auf ihre Kosten kommen, da viele Weintouren angeboten werden.

Tag 63 Moldawien: Chisinau – Rumänien: Brasov

Dies sollte meine letzte „schwierige“ Fahrt werden. Es gab nur zwei Busse von Chisinau nach Brasov. Der eine fuhr nachts und der andere tagsüber. Ich wollte definitiv keine Nacht im Bus verbringen und wählte die Fahrt von 9-18 Uhr. Um sicher zu gehen, dass ich auch einen Platz bekommen würde, buchte ich diesmal frühzeitig im Internet.

Ich bekam einen Tag vorher eine Nachricht, dass der Bus schon eine halbe Stunde früher abfahre. Also musste ich wieder früh aufstehen. Ich war mehr als pünktlich am Bus. Aber natürlich hatte ich schon befürchtet, dass wir nicht um 8.30 Uhr fahren würden.

Die Fahrt war sehr angenehm. Es gab gutes WLAN und wir machten regelmäßig Pausen. Wir kamen sogar vor 18 Uhr in Brasov an.

Ich hatte ein Hostel in der Nähe des Bahnhofs gewählt. Es sah bei booking schon gut und besonders aus. Aber vor Ort war ich wirklich sehr zufrieden mit der Wahl. Es gab nur ein Zimmer mit 8 Betten unterm Dach. Aber es waren keine Etagenbett, sondern in die Schräge gut eingebaute Betten. Am Eingang musste man die Schuhe ausziehen und der Aufenthaltsraum war sehr schön gestaltet.

Da ich den ganzen Tag nur gesessen hatte und mich noch auf den anstehenden Lauf am Sonntag vorbereiten musste, machte ich mal wieder einen Sightseeing-Run. Ich kannte Brasov bereits und die Altstadt lag fast drei Kilometer vom Hostel entfernt. Daher bot es sich an, dorthin zu joggen. Leider waren sehr viele Schulklassen unterwegs. Nach elf Kilometern war ich zurück am Hostel.

Dort kam ich mit einer Französin und einem Belgier ins Gespräch. Es waren auch nur fünf Gäste vor Ort. Wir aßen gemeinsam zu Abend und es fühlte sich sehr familiär an. Ich wollte eigentlich am nächsten Abend weiter nach Sibiu fahrn. Da es mir aber so gut gefiel, verlängerte ich meinen Aufenthalt um eine Nacht.

Tag 64 Rumänien: Peles Castle

Nach dem inkludierten Frühstück mit meiner neuen „Familie“ brachen wir alle zu unterschiedlichen Ausflügen auf. Ich fuhr gegen Mittag mit dem Zug nach Sinaia, weil ich das Schloss Peles besichtigen wollte.

Leider war es komplett eingerüstet und es waren unfassbar viele Schulklassen und Pfadfindergruppen vor Ort.

Es gab noch wenige Meter weiter das Schloss Pelisor. Aber auch hier waren viele Wege abgesperrt und man konnte nicht viel sehen. Ich war so gefrustet, dass ich keine Lust hatte, mir die Schlösser von innen anzusehen.

Es gab noch eine Seilbahn auf einen Berg. Genau genommen waren es sogar zwei. Eine fuhr von der Stadtmitte und eine von weiter oben. Da die Schlösser auch bereits weiter oben lagen, lief ich ca. 1,8 km zur oberen Seilbahn, um festzustellen, dass auch hier Reparaturarbeiten statt fanden. Als ich Gondeln von der unteren Bahn vorbeifahren sah, machte ich mich mit einem Inder, der das gleiche vorhaben hatte, auf den Weg zur unteren Station. Wir erreichten sie um 16.10 Uhr. Die Gondeln fuhren alle 30 Minuten. Leider machte die Bahn um 17 Uhr zu. Also riet man uns davon ab, um 16.30 Uhr hochzufahren. Mit 23 Euro fand ich es auch recht teuer. Also gingen wir zurück zum Bahnhof.

Ich wollte ein Zugticket am Schalter kaufen und die Mitarbeiterin erklärte mir, dass der Zug eine Stunde Verspätung habe. Was für ein wunderbarer Tag. Ich sah auf der Anzeigetafel noch einen anderen Zug und wollte für diesen ein Ticket, aber die Frau meinte, dass ich es nicht bei ihr kaufen könne. Erst dann verstand ich, dass es die normalen Züge gab und private Unternehmen, bei denen man übers Internet oder im Zug kaufen musste. Dementsprechend musste man auch im Internet die richtige Webseite nutzen, um wirklich alle Verbindungen angezeigt zu bekommen. Ich kaufte also online ein Ticket. Der Zug hatte dann zwar auch noch Verspätung, aber gegen 19 Uhr war ich endlich wieder im Hostel.

Beim Abendessen trugen der Belgier, die Französin und ich unsere Erfahrungen zusammen. Der Belgier hatte auch einen frustrierenden Tag, da der Zugang zu seiner Wanderung gesperrt war und er dann auch noch zum Schloss Peles gefahren ist. Nur die Französin war glücklich, weil sie auf ihrer Bärentour tatsächlich Bären gesehen hatte.

Später gesellte sich noch ein Ukrainer zu uns. Er erklärte uns seine Perspektive zum Krieg und wir waren alle drei erstaunt, da er gegen die Ukraine und für Russland sprach.

Tag 65 Rumänien: Sibiu (Hermannstadt)

Den Morgen nutze ich für Organisation der nächsten Tage. Der Belgier hatte mir nochmal eine gute Webseite genannt, auf der ich alle Busunternehmen finden konnte. Also prüfte ich, wie ich am besten nach Sibiu kommen könnte. Reisen in Rumänien ist leider nicht spontan möglich, dabei hatte ich mich daran so schön gewöhnt. Denn im Internet muss man Tickets am besten schon einen Tag im Voraus buchen, da es sonst online nicht mehr möglich ist. Außerdem sind Busse häufiger mal ausgebucht gewesen. Dazu kommt, dass die Abfahrtstationen variieren. Nur wenige nutzen die Busbahnhöfe. Viele fahren an Orten wie Tankstellen, Hornbachs oder bei Kaufland ab. Daher kann man auch nicht einfach irgendwohin gehen und sich den richtigen Bus heraussuchen.

Ich spekulierte auf einen Bus um 13 Uhr und wusste, dass ich im Notfall den verspäteten Zug nehmen könnte. Die Züge in Rumänien fahren sehr langsam und haben sehr oft Verspätung. Aber das ist man ja von Deutschland gewöhnt. Auch für die nächsten Tage plante ich schon Unterkünfte und Busse. Denn bis zu meinem Flug nach Dortmund war nur noch eine Woche und daher kein Spielraum mehr für spontane Pläne.

Der Bus fuhr tatsächlich um 13 Uhr vom Busbahnhof ab und wir erreichten Sibiu gegen 16 Uhr. Mein Hostel lag sehr zentral in der Altstadt. Ich machte noch einen Abendspaziergang, um mir einen ersten Eindruck zu verschaffen. Die Innenstadt von Sibiu ist wirklich besonders schön.

Tag 66 Rumänien: Sibiu – Timisoara

Am Morgen musste ich früh aufstehen, da ich um 8 Uhr an der Deutschen Schule von Sibiu hospitieren wollte. Allerdings handelte es sich hierbei nicht um eine anerkannte Auslandsschule. Die Räumlichkeiten befanden sich in einer alten Fabrikhalle. Von Außen sah also gar nichts nach Schule aus. Innen war es aber dann doch alles sehr neu. Auch hier gab es kleine Klassen und es herrschte eine sehr angenehme Arbeitsatmosphäre. Allerdings werden die Lehrer mit rumänischem Gehalt bezahlt. Sie bekommen nur 1000 Euro im Monat, bleiben aber täglich bis 15 Uhr, da es sich um eine Ganztagsschule handelt.

Den Nachmittag verbrachte ich im Hostel und wartete auf meine Abfahrt. Um 19.45 Uhr ging es dann mit dem Bus nach Timisoara. Zumindest wartete ich um diese Uhrzeit an einer Tankstelle. Nach 15 Minuten rief ich dann doch mal an. Der Bus, der eingentlich nur ein Auto mit 8 Plätzen war, hatte zum Glück nur Verspätung.

Um 23 Uhr erreichten wir Timisoara. Ich bestellte mir schnell ein Uber, da ich wieder an einer Tankstelle außerhalb des Stadtzentrums war. Wir erreichten zügig das Hostel und ich fiel direkt ins Bett.

Abends nahm ich schon ein Schluchzen war, schlief aber doch ein.

Gegen 5 Uhr wachte ich auf, weil jemand heftig weinte. Erst blieb ich noch liegen und hoffte, dass es sich von selbst regeln würde, aber dann stand ich doch auf. Aus dem Bad kamen verschiedene Stimmen und das Schluchzen. Ich klopfte an und eine Frau um die 40 öffnete. Sie sprach auch direkt Deutsch mit mir. Wir gingen in die Küche. Sie erklärte mir dann, dass die Gesellschaft sie nicht annehme und der Kapitalismus alles kaputt mache. Zwischendurch sprang sie vom Stuhl auf und es sah so aus, als würde sie sich selbst schlagen, aber in der Bewegung stoppte sie abrupt. Ich war etwas überfordert und erkundigte mich, ob sie Hilfe bekäme. Sie erwiderte, dass Therapien nichts bringen würden. Reden würde ihr nicht helfen und außerdem studiere sie selbst Psychologie. Ich ging daraufhin wieder ins Bett. Die Frau hatte offensichtlich große Probleme, aber ich konnte definitiv nicht helfen.

Im Endeffekt verbrachte sie nahezu die ganze Nacht heulend im Bad. Das Gruseligste war aber, dass man dort immer wieder eine Gollum-Stimme hörte. Ich tippte auf eine Multiple-Persönlichkeit.

Tag 67 Rumänien: Timisoara

Am Morgen war sie immer noch im Bad eingeschlossen und einige Gäste hatten sich schon darüber geäußert, dass ihnen das Verhalten Angst mache. Wir diskutierten darüber, dem Host Bescheid zu sagen. Letztendlich schrieb ich die beiden Leiter des Hostels an. Sie wussten zwar von welcher Person ich sprach, meinten aber, dass sie bereits seit einer Woche da sei und bisher nicht geweint hatte, auch wenn sie als merkwürdig wahrgenommen wurde.

Raul, einer der beiden, meinte, ich solle doch mal mit der Mutter sprechen, da sie kein Englisch könne. Ich hatte tatsächlich mit der Frau in der Küche schon über den Vorfall gesprochen. Aber mir war gar nicht bewusst, dass sie die Mutter war. Die Tochter (Sandra) arbeitete wohl an ihrer Doktorarbeit und hatte am vorherigen Tag ihre Verteidigung. Dabei habe ein Professor ihre Arbeit kritisiert. Da Sandra sehr empfindlich ist, konnte sie damit nicht umgehen.

Später am Morgen saßen dann beide in der Küche und Sandra begann immer wieder zu weinen, was sich in einem Fiepen äußerte. Gelegntlich konnte man sich fast normal mit ihr unterhalten. Sie konnte sogar Rumänisch, da sie zehn Jahre hier gelebt und studiert hatte.

Das Hostel war klein und eigentlich echt nett. Ich lernte auch noch Timo kennen, der ebenfalls aus Deutschland kam und auch am folgenden Tag laufen wollte. Er nahm aber am Marathon teil, während ich nur den Halbmarathon lief. Überhaupt war er noch etwas verrückter als ich, da es bereits sein dritter Marathon in zwei Wochen war. Er nutzt seine Urlaube immer, um in verschiedenen Ländern Marathon zu laufen. Wir verstanden uns auf Anhieb und er zeigte mir am Samstag die Stadt und holte mit mir meine Startunterlagen ab. Er war nämlich schon seit einer Woche in Timisoara und hatte in dem kleinen Ort alles bereits dreimal gesehen.

Er erzählte auch noch ein wenig über Sandra und dass sie und ihre Mutter an Verschwörungstheorien glaubten. Wifi-Strahlungen töten und die Menschheit solle auf 500 Millionen reduziert werden. Nur die Gollum-Stimme hatte er noch nicht gehört und er fand es super gruselig. Daher nahm ich mir vor, dass einmal aufzunehmen. Ich hatte nämlich auch Sorge, dass ich mich verhört hatte, obwohl ich es wirklich mehrfach wahrgenommen hatte.

Die Altstadt von Timisoara ist wirklich schön. Ich hatte gedacht, die Stadt sei größer.

Bei den Startunterlagen hatte ich etwas Pech. Es gab ein kostenloses Baumwollshirt und ich hatte noch ein zusätzliches Sport-Shirt bei der Bestellung mitgebucht. Leider passten die Größen so gar nicht. Beides war zu klein, obwohl ich meine Standardgrößen angegeben hatte. Ein Umtausch war auch nicht möglich. Das war wirklich ärgerlich.

Das Wetter war gut und wir waren den ganzen Tag in der Stadt unterwegs. Um 18 Uhr gingen wir zur Pasta-Party. Diese fand in einem Stadion statt, wo gleichzeitig noch eine 104-Runden-Challenge der Universität stattfand. Als wir um kurz vor sechs ankamen, sah es aber so gar nicht nach Pasta-Party aus. Wir fragten ein paar Leute, die uns versicherten, dass wir richtig seien. Um 18 Uhr fuhr dann ein Lieferant vor und lud ein paar Isolierkartons aus. Außerdem wurden noch ein paar Stehtische aufgestellt. Dann bekam jeder eine abgepackte Portion Pasta in die Hand gedrückt. So wirklich gemütlich war das nicht und man kam auch nicht mit anderen ins Gespräch. Danach liefen wir nochmal durch die Altstadt.

Am Abend fragte Raul, ob wir noch mit auf ein Konzert wollten. Es sei in einer Bar 100 m vom Hostel entfernt. Ich war tatsächlich in Feierlaune und so gingen wir noch mit. Allerdings handelte es sich um eine Metall-Bar. Die Band spielte zwar irische Musik und war echt gut. Aber es war viel zu laut und wenig los. Wir mussten auch noch 6 Euro Eintritt bezahlen. Vor Ort trafen wir dann Hector, den zweiten Hostelbetreiber.

Raul musste irgendwann zurück und Leute einchecken. Hector war schon bei unserer Ankunft sichtlich betrunken. Er hatte einen Freund da und sie wollten noch weiterziehen. Also fuhren wir gemeinsam mit einem Uber zum 80’s Pub. Hier war im Gegensatz zu vorher sehr voll. Ein Duo spielte richtig gute Live-Musik. Hector und sein Freund verabschiedeten sich dann recht schnell, weil sie doch ins Bett wollten. Wir blieben auch nicht mehr so lange, da Timo im Gegensatz zu mir schon um 6 Uhr los musste.

Tag 68 Rumänien: Timisoara

Der Start vom Marathon war um 8.30 Uhr und befand sich 34 km außerhalb von Timisoara. Mit einem Shuttlebus wurden die Läufer um 6.30 Uhr dorthin gebracht. Dann ging es die ganze Zeit stur geradeaus und die letzten 8 km kamen sie auf unsere Strecke. Mein Lauf begann erst um 10 Uhr und ich musste nur zwei Runden durch die Stadt drehen.

Organisatorisch hatte man sich zwar viel Mühe gegeben, dennoch war es ein kleiner Lauf. Beim Marathon waren nur 120 Starter gemeldet, beim Halbmarathon das Doppelte und ca. 650 für den 10er. Außerdem gab es keinerlei Toiletten auf der Strecke, was für die Marathonläufer wirklich nicht okay ist.

Der Startschuss erfolgte durch eine Kanone, was viel zu laut war und mich total erschreckt hat, weil ich es nicht habe kommen sehen. Dann ging es gemeinsam mit den 10 km-Läufern auf die Strecke. Am Wasser entlang wurde der Weg so schmal, dass wir hintereinander laufen mussten. Das war blöd, da wir alle noch dicht beieinander waren und man so ausgebremst wurde.

Diesmal musste ich ganz alleine laufen, was ein bisschen schade war. Die erste Runde lief ganz gut, aber in der zweiten wurde ich dann doch langsamer. Wir kamen auch wieder durch das Stadion und es gab nochmal eine Extra-Wertung. Man konnte ab einem Torbogen 104 Meter sprinten. Kaum einer machte das, daher habe ich mir in der ersten Runde auch nur halbherzig Mühe gegeben. In der zweiten gab ich dann mehr Gas, was nach 20 gelaufenen Kilometern nicht mehr so einfach ist.

Im Endeffekt hatte ich mit 1h 54min fast die gleiche Zeit wie in Skopje. Eigentlich hatten Timo und ich ausgerechnet, dass wir uns kurz vor Ende auf der Strecke treffen müssten. Als er nicht kam, wusste ich schon, dass es bei ihm nicht gut lief.

Ca. 12 Minuten nach mir kam er ins Ziel. Es war tatsächlich nicht sein Lauf. Er hatte die Nacht fast gar nicht geschlafen, weil Sandra wieder geheult hatte. Am Start gab es dann auch keine Toiletten und die 34 km geradeaus waren auch nicht motivierend. Also keine Empfehlung für diesen Lauf.

Um 16 Uhr fuhr mein Bus nach Deva. Mit einem Uber fuhr ich zu dem angegebenen Kaufhaus. Dort sollte es am Parkplatz losgehen. Allerdings meinte der Uberfahrer schon, dass es viele Parkplätze gäbe. Daher musste ich erstmal anrufen, um herauszufinden, dass wir bei einer nahegelegenen Tankstelle starten würden. Aber dann klappte alles wie vereinbart.

Um 19 Uhr erreichte ich mein Apartment in Deva. Es war riesig und ich hatte endlich meine Ruhe 😀

Tag 69 Rumänien: Burg Hunedoara

Nach dem Ausschlafen wollte ich mit einem Uber zur Burg Hunedoara (Castelul Corvinilor) im Nachbarort fahren. Leider gab es in Deva kein Uber. Also schrieb ich der Vermieter und sie erklärte mir den Weg zur Bushaltestelle. Dort kam auch kurze Zeit später ein Minivan mit dem Schild Hunedoara. Das war also einfach. Leider nahm der Fahrer nur Bargeld und keine Euros. Netterweise bezahlte dann jemand anderes für mich den Fahrpreis von ca. 2,50 €.

Vom Zentrum von Hunedoara waren es ca. 1,8 km zu Fuß zur Burg. Es war nochmal richtig warmes Sommerwetter. Da machte der Spaziergang auch Spaß. Es war noch wenig los, da die Burg erst um 12 Uhr öffnete. Leider war sie auch teilweise eingerüstet. Aber immerhin konnte man noch nette Fotos machen, nicht so wie beim Schloss Peles.

Ausnahmsweise ging ich hinein, war aber ziemlich enttäuscht, da es nur ein paar Ausstellungsstücke wie Möbel, Kettenhemden und Waffen gab. Prunkvoll war es von innen nicht. Zudem war es wie ein Labyrinth aufgebaut. Da half auch der kostenlose Audioguide auf dem Handy nichts.

Nach der Besichtigung fuhr ich mit dem nächsten Bus wieder zurück. Diesmal hatte ich vorher Bargeld abgehoben. In Deva schaute ich zumindest von unten noch die örtliche Burg an. Hier hat jeder Ort eine Burg und mindestens eine große Kirche.

Am Nachmittag stand dann Arbeiten auf dem Programm, bevor ich die Badewanne ausprobierte.

Tag 70 Rumänien: Alba Iulia (Karlsburg)

Wieder einmal konnte ich ausschlafen. Anschließend machte ich mich auf den Weg zum Bahnhof, um nach Alba Iulia zu fahren. Auf Deutsch heißt die Stadt Karlsburg. Im Westen von Rumänien haben viele Orte einen deutschen und völlig anderen rumänischen Namen.

Der Zug hatte zwar eine halbe Stunde Verspätung, aber kam trotzdem pünktlich am Zielort an. Um 12 Uhr erreichte ich meine Unterkunft direkt am Bahnhof.

Dann standen ein paar Online-Seminar auf dem Programm, bevor ich um 17 Uhr kurz vor Einbruch der Dunkelheit noch einen Stadtrundgang machte.

Die Altstadt ist von einer sternförmigen Mauer umgeben. Leider erkennt man die Sternenform nur, wenn man ein Foto von weit oben macht.

Dennoch war es ein schöner Rundgang.

Tag 71 Rumänien: Rapa Rosie – Cluj Napoca

Um 9 Uhr nahm ich den Bus von Alba Iulia nach Sebes. Dort gab es den roten Felsen Rapa Rosie, an dem ich eine kleine Wanderung machen wollte.

Ich stieg an einer Tankstelle aus und lief noch 3,5 km durch die Felder bis zum Fuße des Felsen. Bei Komoot war eine leichte einstündige Wanderung angegeben. Also folgte ich der Route. Von leicht konnte aber überhaupt keine Rede sein. Es ging sehr steil über eine Wiese bergauf. Außer einem Trampelpfad war auch kein echter Weg vorhanden. Oben angekommen hatte ich dann noch den Weg verloren und musste ein Stück über ein umgegrabenes Feld laufen. Bei Komoot führte fast der gleiche Weg wieder zurück. Als Fan von Rundwegen folgte ich dem Pfad weiter, da ich zu Beginn schon einen Abstieg an anderer Stelle gesehen hatte. Dieser war natürlich genauso steil, wie der Weg hinauf. Nur mühselig kam ich voran, da es sehr rutschig war. Zeitweise musste ich um Felsen herumklettern und war nah am Abgrund, was mir bei dem sandigen Untergrund nicht so geheuer war. Irgendwann pfiff jemand und deutete mir, dass ich rückwärts gehen sollte, was ich daraufhin ausprobierte. Ich war wirklich froh, als ich heile unten ankam, zumal mein rechter Knöchel bereits seit einiger Zeit etwas angeschlagen war.

  

Nach dem kleinen Abenteuer lief ich wieder vier Kilometer nach Sebes. Diesmal wollte ich an einem kleinen Bahnhof, den ich auf der Karte gesehen hatte, auf den Bus warten. Irgendwann hörte leider der Bürgersteig auf und ich musste einfach auf der Fahrbahn durch einen Kreisverkehr laufen. Ich schaute mich die ganze Zeit um, weil ich mir sicher war, dass dies verboten sei. Aber ich befand mich ja nicht in Deutschland. Also lief ich los und keiner störte sich an mir. Der Bus von Alba Iulia nach Sebes kam an mir vorbei und ich freute mich schon, dass er dann bald wieder zurückfahren und mich einsammeln würde. 

Der kleine Bahnhof war irgendwie nicht so, wie ich mir das vorgestellt hatte. Also blieb ich an der Straße stehen und wollte den Bus einfach anhalten, so wie das alle machen. Und dann wartete ich…und wartete…und wartete. Ich hatte natürlich keine Ahnung, wie oft der Bus fuhr, hatte aber darauf gehofft, dass er nur im Zentrum wenden und wieder nach zurück fahren würde. 

Da ich um 14 Uhr weiter nach Cluj wollte, entschied ich mich doch noch ein letztes mal per Anhalter zu fahren. Eigentlich ist es mir immer etwas unangenehm. Es schauten mich sowieso schon alle so komisch an, weil ich alleine am Straßenrand stand. Ich war schon etwas entmutigt, als nach zehn Minuten noch keiner anhielt. Aber dann stoppte doch endlich jemand. 

Ich konnte mich sogar einigermaßen auf Rumänisch unterhalten. Er schien gar nicht wirklich nach Alba Iulia fahren zu wollen, aber freute sich, mich dort hinbringen zu können. Er fragte noch, ob ich verheiratet sei, was ich natürlich bejahte und ob ich mit ihm noch spazieren gehen wolle. Ich erklärte, dass ich weiter nach Cluj müsse und dann war das Thema zum Glück auch erledigt.

Am Busbahnhof ging ich zum Schalter für den Bus. Als ich nach einem Ticket fragte, wurde mir erklärt, dass ich später wiederkommen solle, weil sie (die Frau hinter der Scheibe) jetzt erst esse. Das war wirklich irritierend. Wenn der Schalter noch nicht geöffnet ist, muss ich mich doch auch noch nicht dahin setzen zum Essen. Verrückt.

Also holte ich erst meinen großen Rucksack aus der Unterkunft und kaufte dann das Ticket.

Der Bus war zu spät und dann standen wir noch im Stau. Ich kam also erst nach 17 Uhr an meiner Unterkunft in Cluj-Napoca an. 

Die Sightseeingtour musste demnach wieder im Dunkeln erfolgen.

Tag 72 (31.10.24) Rumänien: Cluj-Napoca – Dortmund

Um 13 Uhr stand mein Rückflug an. Der Flughafen ist nicht weit vom Stadtzentrum entfernt und man kann mit öffentlichen Bussen dorthin fahren. Pünktlich zu Halloween war ich also wieder zurück.

Fazit Rumänien: Alle Städte, in denen ich war, hatten richtig schöne Altstädte und imposante Kathedralen bzw. Kirchen. Zudem gibt es viele Schlösser und Burgen. Die Orte waren überwiegend sauber und es gab eine recht gute Infrastruktur. Nervig war die Fahrt mit den öffentlichen Verkehrsmitteln, da es verschiedene Anbieter für Züge und Busse gab und letztere oft nicht am Busbahnhof starteten. Die Menschen waren überwiegend freundlich. Natürlich gibt es auch noch mehr Wandermöglichkeiten, aber dafür hatte ich leider keine Zeit mehr. Man kann auch Bärentouren machen. Ich kann das Land nur empfehlen, bin aber auch etwas voreingenommen, da ich schon länger ein Fan bin und auch die Sprache lerne.

 

Gesamtfazit:

So viele Eindrücke und Erlebnisse von schön über verrückt bis hin zu skurril konnte ich mitnehmen. Es gab kaum schlechte Momente oder Situationen und ich habe mich nie ernsthaft unwohl gefühlt. Die Länder sind alle sehr unterschiedlich, obwohl sie so nah beieinander liegen. Ich habe tolle Menschen aus aller Welt kennengelernt und auch die sportlichen Herausforderungen hatten ihren Reiz. Die Unterkünfte waren von in Ordnung bis hervorragend.

Ich bin nur selten länger als ein/zwei Tage irgendwo geblieben, wurde aber dennoch des Weiterreisens und Planens nie müde.

Hier kommen ein paar Zahlen:

72 Tage

10 Länder

41 verschiedene Unterkünfte

4300 Euro (Unterkunft, Essen, Ausflüge, Busse, Marathongebühr, einfach alles)

60 Euro pro Tag

Top 3 Länder: Montenegro, Albanien, Rumänien

Nicht so meins: Bulgarien, Kosovo