Finnland & Estland

Es ist Februar 2024 und wie in den vorherigen Jahren auch schon ist Rosenmontag und am folgenden Dienstag schulfrei. Kein langes Wochenende bleibt bei mir ungenutzt und so galt es mit Freund einen schönen Kurztrip zu planen.

Dabei schaue ich als erstes immer, welche Länder in Europa ich noch nicht bereist habe. Finnland stand recht weit oben auf der To-Do-Liste, da auch die Nordlichter noch in meinem Portfolio fehlen. Das einzige, was uns Sorgen bereitete, waren die angekündigten Temparaturen von -17 Grad. Da wir grundsätzlich lieber im Warmen sind, schauten wir parallel nach Alternativen und hatten auch Istanbul als Option ins Auge gefasst. Obwohl wir mit der Buchung bis eine Woche vorher warteten und immer wieder den Wetterbericht anbeteten, besser zu werden, blieben wir trotz der kalten Temperaturen bei unserem Favoriten. Nun mussten wir auf die Schnelle noch ein Programm auf die Beine stellen. Freitags abends gab es einen Direktflug von Düsseldorf nach Helsinki. Die Recherche nach Sehenswürdigkeiten in Helsinki war allerdings ernüchternd. Unter den Top Ten war immer ein Tagesausflug nach Tallinn, der Hauptstadt Estlands, gelistet. Also war klar, dass wir nicht lange in Helsinki bleiben würden und so tauchte plötzlich Rovaniemi (recht nördlich in Finnland am Polarkreis, Lappland) auf der Liste mit auf.

Der endgültige Plan sah dann wie folgt aus: Freitags Flug nach Helsinki, Samstag Morgen Weiterflug nach Rovaniemi mit einer Übernachtung, Sonntag Abend mit dem Nachtzug zurück nach Helsinki, Montag Tagestrip nach Tallinn und Dienstag vor dem Rückflug ein Stadtrundgang durch Helsinki.

Ich möchte an dieser Stelle betonen, dass verrückte Ideen nicht immer nur von mir stammen, ich aber niemals „nein“ sagen würde 😀

Am Freitag wurde zunächst mit den Schülern Karneval gefeiert und dann hieß es abschminken, umziehen, Rucksack schnappen und schnell zum Zug nach Düsseldorf. Um 19 Uhr startete unser Flieger mit 15 Minuten Verspätung Richtung Helsinki. Der Flug dauerte nur knapp über zwei Stunden. Wir waren nur mit Handgepäck unterwegs, was das Reisen wesentlich erleichterte. Finnland ist übrigens eine Stunde vor unserer Zeit. In Helsinki übernachteten wir in einem Hostel nahe des Flughafens, da wir am nächsten Morgen wieder weiter flogen. Wir liefen ca. 15 Minuten zu Fuß zur Unterkunft und bekamen einen ersten Vorgeschmack auf die Kälte, wissend, dass es in Rovaniemi noch kälter sein würde.

Der Wecker ging um 5.30 Uhr. 6 Uhr waren wir wieder am Flughafen und hoben um kurz nach 7 ab. Der Flug dauerte etwas über eine Stunde. Bei Ankunft in Rovaniemi waren es -21 Grad. Mit einem Shuttle-Bus fuhren wir für 8 Euro 10 Minuten in die Stadt. Für 10 Uhr hatten wir eine Rentier-Schlittenfahrt gebucht. Vorher wollten wir aber noch frühstücken. Da wir am Scandic City Hotel abgeholt werden sollten und es keine Frühstückscafés gab, aßen wir in dem Hotel unsere erste Mahlzeit.

Dick eingepackt wurden wir dann mit zwei weiteren Personen ca. 20 Minuten zu einer Rentierfarm gebracht. Dort trafen wir weitere Teilnehmer für die Schlittenfahrt. Wir bekamen über unsere Schichten noch einen Winteroverall. Dann nahmen wir zu zweit in einem Schlitten Platz, der zusätzlich mit Decken ausgestattet war. Bei den Temperaturen gab es definitiv kein „zu viel“ an Kleidung. Die Schlitten fuhren alle hintereinander her und das vorderste Rentier wurde geführt. Die Fahrt dauerte maximal 35 Minuten.

Zurück auf der Farm konnten wir mit einem speziellen Rentier Fotos machen. Die Tiere sind nämlich immer noch halbwild und mögen es eigentlich nicht angefasst zu werden. Die Ausbildung für den Schlitten dauert auch vier Jahre und von zwanzig Tieren sind es am Ende durchschnittlich vier, die wirklich mit Kunden arbeiten können.

Auf der Farm konnten wir uns in einer Hütte bei einem heißen Getränk und Keksen aufwärmen. Außerdem wurden alle Fragen rundum Rentiere beantwortet.

Im Anschluss wurden wir zurück in die Stadt gebracht. Da wir erst um 16 Uhr in unsere Unterkunft konnten, hatten wir bereits eine Wanderung auf den „Berg“ von Rovaniemi geplant. Ounasvaara ist nur 204 m hoch, hat aber einen schönen Wintertrail. Es gibt auch Skilifte, aber nur wenige Leute waren auf der Piste unterwegs.

Wir liefen ca. 4 km bis zu einem Tipi, als Aussichtspunkt und anschließend eine ähnliche Strecke zurück. Der Hinweg war noch recht angenehm. Wir waren gut gekleidet und bis auf die Kälte war das Wetter auch gut. Als das bisschen Sonne verschwand wurde es aber auch merklich kälter.

Zum Glück erhielt ich eine Nachricht, dass wir schon um 15 Uhr in unser Apartment könnten. Das war perfekt, da wir genau pünktlich durchgefroren an der Unterkunft ankamen. Zum Aufwärmen gab es dann erst einmal eine Runde Schlaf.

Für das Abendessen gab es nicht so richtig viel gute Auswahl. Empfohlen wurde uns das „Roka“. Das gab es als Restaurant und als Bistro. Wir entschieden uns für letzteres und wurden nicht enttäuscht. Es war ein kleines gemütliches Restaurant (ich würde es nicht als Bistro bezeichnen) und wir hatten Glück, dass wir noch einen Platz bekamen. Das Kürbisrisotto war ein Traum.

Vor dem Abendessen kauften wir noch im Supermarkt Frühstück für den nächsten Tag.

Dann ging es ins kuschelige Bett. Wir buchten noch eine Unterkunft für Helsinki und dann wurde auch schon geschlafen.

Am nächsten Morgen mussten wir um 9 Uhr am Office von Nordic Unic Travels sein, da wir eine Korouoma-Wasserfall-Tour gebucht hatten.

Wir bekamen wieder zwei Winteroveralls und dann fuhren wir mit zwei Minivans 1,5 Stunden zu einem Parkplatz, an dem die Wanderung startete. Es handelte sich um einen 5 km langen Rundweg, der viel hoch und runter ging, da wir in eine Schlucht wanderten. Wer wollte, konnte Spikes für die Schuhe bekommen. Aber auch ohne hatten wir keine Probleme. An einigen rutschigen Stellen konnte man sich auch einfach hinsetzen und die Wege hinunterrutschen.

Wir kamen an mehreren gefrorenen Wasserfällen vorbei.

Nach ungefähr zwei Stunden erreichten wir einen Picknickplatz. Dort hatte bereits ein Guide für uns eine Feuerstelle vorbereitet. Es gab ein Sandwich mit Käse und Rentierfleisch sowie eine Pilzsuppe. Im Anschluss wurden Marshmallows über dem Feuer karamellisiert. Als alle gestärkt waren, mussten wir zurück zum Parkplatz. Allerdings führte der Weg hinaus aus der Schlucht und dementsprechend fast nur bergauf.

Gegen 14.45 Uhr fuhren wir wieder zurück nach Rovaniemi. Wir waren um 16.15 Uhr wieder am Office und mussten nun die Zeit bis zur Abfahrt unseres Zuges nach Helsinki überbrücken.

Also setzten wir uns zunächst für zwei Stunden ins Coffee House. Danach suchten wir uns ein Restaurant zum Abendessen. Wir entschieden uns für Rosso direkt neben unserem Café. Es gab hervorragende Pizza.

Zu Fuß liefen wir ca. 20 Minuten bis zum Bahnhof Rovaniemi. Dort warteten wir auf die Ankunft unseres Nachtzuges mit Schlafkabine. Um 20.57 Uhr war Abfahrt. Ich wollte direkt die Dusche neben unserem „Zimmer“ ausprobieren. Leider gab es nur kaltes Wasser. Ansonsten war es aber sehr komfortabel. Natürlich gab es auch WLAN und Steckdosen am Bett.

Um 9.15 Uhr erreichten wir mit 10 Minuten Verspätung den Hauptbahnhof in Helsinki. Wir hatten übrigens sehr viel Glück, da am Sonntag die Bahn bestreikt wurde und alle Züge ausfielen.

Um 10.30 Uhr fuhr unsere Fähre nach Tallinn vom West Terminal. 45 Minuten vorher war der späteste Check-in. Wir fuhren mit der Straßenbahn ca. 20 Minuten zum Hafen und kamen fünf Minuten vor Beendigung des Check-ins im Terminal an. Um 9.50 Uhr war Boarding. Es war ein bisschen wie am Flughafen, nur dass alles viel schneller ging. Um 10.15 Uhr fuhren wir dann bereits los. Es gab noch eine zweite Fähre nach Tallinn, die 15 Minuten früher fuhr, aber länger brauchte. Zwei Stunden dauerte die Überfahrt, währenderer wir einen Stadtrundgang in Tallinn planten.

Bei -3 Grad fühlte es sich fast warm an für uns. Wir liefen zunächst zum Schloss Katharinental, das etwa 2 km von der Altstadt Tallinns entfernt liegt.

Im Anschluss machten wir uns auf den Weg zum geplanten Altstadtrundgang. Die Sehenswürdigkeiten lagen alle dich beieinander.

Wir passierten die Stadtmauer am Viru Tor. Vorbei am Hellermann-Turm gingen wir zum Katharinengang.

Weiter ging es zur Kirche des Heiligen Nikolaus und zur Olaikirche, die mit Abstand den größten Kirchturm hatte.

Die Paks Margareeta beinhaltet das Estnische Seefahrtsmuseum.

Ganz in der Nähe sind die Drei Schwestern.

Es ging durch eine kleine Gasse zum Haus der Großen Gilde.

Nur zwei Minuten später erreichten wir den Rathausplatz mit der alten Ratsapotheke.

Es folgte die St. Nikolai Kirche.

Vorbei am Freiheitsplatz mit der St. John’s Kirche liefen wir zum Turm Kiek in de Kök.

Über ein paar Treppen gelangten wir zur Alexander Nevsky Kathedrale.

Direkt gegenüber befand sich das rosa Parlament von Estland sowie der Lange Hermann.

Vorbei am Tallinner Dom kamen wir zu einem Aussichtspunkt mit einem tollen Blick über die Stadt.

Wir verließen die Altstadt und liefen zum Balti Jaama Turg, einer Markthalle mit verschiedenen Essens- und Verkaufsständen.

Wir durchquerten die Halle und endeten in der Telliskivi Creative City, einem hippen Künstlerviertel.

Hier aßen wir im F-Hoone Restaurant hervorragend zu Abend, bevor wir uns auf den Rückweg zum Hafenterminal machten.

Um 19.30 Uhr fuhr unsere Fähre zurück nach Helsinki. Insgesamt sind wir ca. 12 km gelaufen.

Mit der Straßenbahn fuhren wir zu unserem Hotel, das sich in der Nähe des Riesenrads befand. Es war eine moderne Unterkunft mit selbststädigem Check-in. Die Zimmer hatten alle eine Küche. Wir hatten in Estland bereits ein Ciabatta für das Frühstück am nächsten Morgen geholt.

Am Dienstag frühstückten wir in unserem Zimmer gegen 9 Uhr. Viel stand heute nicht auf unserem Plan. Helsinki hat ungefähr drei Sehenswürdigkeiten: 1. Uspenski Kathedrale, 2. Dom von Helsinki, 3. Ausflug zur Insel Suomenlinna. Es gibt noch eine Felsenkirche, die wir uns nicht ansehen wollten. Danach wird schon die Fahrt nach Tallinn empfohlen. Da unser Hotel sehr zentral lag, waren wir in fünf Minuten an der Kathedrale und in weiteren drei Minuten am Dom.

Im Anschluss fuhren wir um 11.20 Uhr mit einer kleinen Fähre 15 Minuten zur Insel Suomenlinna. Es war windig und -7 Grad kalt. Durch den Wind fühlte es sich schlimmer an als in Rovaniemi. Mit einem normalen Straßenbahnticket für 2,95 Euro konnte man mit der Fähre übersetzen. Die Abfahrt war einmal pro Stunde.

Auf Suomenlinna gab es einen ausgeschilderten Weg zum King’s Gate, der 1,6 km lang war. Das Tor liegt in einer Festung. Ansonsten gibt es nicht viel zu sehen.

Nachdem wir etwas über eine Stunde herumgelaufen sind, setzten wir uns in ein sehr kleines, uriges Café, das sehr leckeren Kuchen hatte.

Um 13.20 Uhr fuhren wir zurück und machten uns auf den Weg zum Flughafen, den man mit einem Bahnticket für 4,10 Euro innerhalb von 35 Minuten erreichen konnte.

In Helskini muss man am Flughafen übrigens keine Flüssigkeiten oder Laptops mehr aus der Tasche nehmen. Sie haben neue, hochmoderne Scanner. Das war sehr angenehm.

Um 16.25 Uhr startete unser Flieger nach Düsseldorf.

Fazit: Rovaniemi war zwar kalt, aber ein schönes Winterwunderland. Die ein oder andere Aktivität hätte man dort noch machen können. Drei Tage wären für mich aber auch Maximum gewesen. Helsinki hat nicht viel zu bieten. Somit ist für mich das Thema Finnland nun abgeschlossen. Tallinn hat eine schöne Altstadt. Allerdings reicht auch hier ein Tag aus. Wir hatten eine kompakte, schöne Reise, bei der wir viel erlebt haben und alles reibungslos verlief. Normalerweise schreibe ich nicht übers Essen, aber wir waren jeden Abend in tollen Restaurants und haben vorzüglich gegessen.

Wetter: Das erste Mal in meinem Leben habe ich -22 Grad erlebt. Es ist machbar, aber die richtige Kleidung ist sehr wichtig. Ich fühlte mich gut ausgerüstet, war aber auch froh, dass es bei den Aktivitäten zusätzliche Anzüge gab. In Bewegung gab es eigentlich keine Probleme, aber sobald man saß oder stand, wurde es doch kalt.

Währung: Beide Länder haben den Euro. Kartenzahlung ist überall möglich. Teilweise wird sogar kein Bargeld mehr akzeptiert. In Finnland ist alles etwas teurer als in Deutschland. Für Estland habe ich keinen wirklichen Vergleich.

Verkehsmittel: In Tallinn war alles fußläufig erreichbar. In Helsinki kann man ganz unkompliziert mit der Straßenbahn fahren. Überall gibt es Automaten, um Tickets zu kaufen. Das Preisniveau ist günstig.