Indien – Rajasthan

Am 21.12.2018 startete ich mit einer Freundin eine zweiwöchige Indienreise, was zum ersten Mal Weihnachten ohne die Familie bedeutete. Wir hatten uns für die geführte Rundreise „Rajasthan ausführlich genießen“ von SKR entschieden, die sehr kulturell ausgerichtet war.
Unser Flug startete am Samstag Abend von Frankfurt aus direkt Richtung Delhi. Normalerweise fahre ich mit dem Sparpreis-Ticket der deutschen Bahn zum Flughafen, aber aufgrund der Weihnachtszeit gab es nichts mehr unter 60 Euro. Also probierten wir mal eine neue Methode aus und buchten einen Flixbus. Für die Hinfahrt zahlten wir 27 Euro pro Person bis zum Frankfurter Hauptbahnhof und fuhren von dort mit der S-Bahn weiter, da der Bus eine 45 minütige Pause einlegte. Die Rückfahrt kostete nur 16 Euro. Da wir großzügig geplant hatten, nutzten wir die Zeit am Flughafen, um schon mal zu schauen, wo die Busse für die Rückreise abfahren. Dies war jedoch gar nicht so einfach zu finden und wir mussten uns durchfragen.

Am Sonntagmorgen erreichten wir dann Delhi und trafen nach einer gefühlten Ewigkeit in der Passkontrolle als letzte auf unsere kleine Reisegruppe bestehend aus einem Ehepaar um die 60, einer Mutter mit ihrer 17-jährigen Tochter sowie einer alleinreisenden Frau. Wir waren also nur sieben Personen statt der möglichen zwölf. Eigentlich galt die Reise als ausgebucht. Jedoch hatten einige Reisende so kurzfristig abgesagt, dass ein weiteres Ehepaar parallel mit uns aber mit eigenem Reiseführer die gleiche Tour machte, obwohl in unserem Bus noch reichlich Platz war.
Unser Reiseführer hieß Vipin und sprach gutes Deutsch, was er im Goetheinstitut gelernt hatte. Er besaß bereits 15 Jahre Erfahrung im Reisegeschäft, was sich in seinem enormen Wissen widerspiegelte.
Nachdem alle ca. 8000 Rupien (100 €) abgehoben hatten, fuhren wir gegen 11 Uhr zu unserem Hotel, das etwas außerhalb der Stadt lag, um uns frisch zu machen. Dann begann das Tagesprogramm. Zunächst besuchten wir die Jama Masjid Moschee in Old Delhi. Früh zeichnete sich ab, dass unser Reiseführer selten einen Überblick über die Tagesabläufe sowie mitzunehmendes Gepäck gab. So sagte er häufig, dass eine Kamera ausreiche. Unerwartet mussten wir dann für die Nutzung derselben zahlen, ohne Geld mitzuhaben. Dies führte zunächst zur Verwirrung, aber Vipin übernahm die Kosten an der Moschee. Frauen mussten sich trotz langer Kleidung ein gelbes Gewand umhängen und alle mussten die Schuhe ausziehen, was auch bei allen weiteren religiösen Stätten der Reise der Fall war.

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Kaum hatten wir den Innenhof der Moschee betreten, richteten sich alle Blicke auf uns. Handys wurden gezückt und Fotos gemacht. Dann kamen die ersten Mutigen und fragten nach Selfies mit uns. Wir wollten nett sein, stimmten zu und ehe wir uns versahen, waren wir von Menschen umzingelt, die uns anfassten oder sogar ihre Babys auf den Arm drückten. So fühlt man sich also als Promi. Vipin kam uns irgendwann zur Hilfe, bändigte die Meute und empfahl uns solche Anfragen abzulehnen, da wir sonst selbst keine Zeit mehr hätten, die Sehenswürdigkeiten anzusehen. Indien ist bei Weitem nicht so touristisch, wie man denkt bzw. handelt es sich überwiegend um indische Touristen, die zum Teil aus kleinen Dörfern kommen und noch nie Menschen mit heller Hautfarbe gesehen haben. An dieser Stelle sei schon mal gesagt, dass wir auf der gesamten Reise immer wieder angestarrt und um Fotos gebeten wurden, was wir je nach Situation doch auch zuließen. Außerdem winkten alle vom Straßenrand unserem Bus zu, als wären wir die Queen bei einer Parade in London.
Nachdem Vipin uns die wichtigsten Informationen über die Moschee geliefert hatte, machten wir mit Fahrradrikshas eine kleine Tour durch die engen Gassen von Old Delhi. Dies war definitiv eines der Highlights der Tour. Viele Straßenhändler, riesige Stromkabelknoten und viel zu viele Fahrzeuge für die kleinen Gassen prägten unseren ersten Eindruck.

Zurück im Bus schlug Vipin vor, Geld für Trinkgelder, Wasser und Obst im Voraus einzusammeln, damit wir uns um nichts mehr kümmern mussten. Wir waren alle einverstanden, wobei man im Nachhinein sagen muss, dass 40 Euro pro Person für zwei Wochen zu viel waren, zumal wir nur jeden dritten Tag Obst bekamen und alles viel günstiger ist als bei uns. Mittagessen war an diesem sowie an manch anderen Tagen nicht vorgesehen und auch der Stop an Supermärkten (die es in unserer Form sowieso nicht gibt) gehörten nicht zum Programm.
Als nächstes stand das Ghandi-Denkmal auf dem Plan. Hierbei handelt es sich um eine rund um die Uhr brennende Flamme in einem kleinen Park.

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Anschließend fuhren wir zum Abendessen, welches im Gegensatz zum Frühstück meistens nicht inklusive war. Für mich war es da erste Mal, dass ich indisch aß. Üblich ist, dass man eine Art Sauce oder Gemüse zu Reis oder Brot bestellt. Auch wenn die Inder scharf und mit der Hand essen, gab es für uns immer Besteck und die Möglichkeit mild zu essen. Außerdem sind die meisten Inder Hindus und somit Vegetarier. Wenn es in der Karte Fleisch gibt, dann fast nur Hühnchen. Kühe sind heilig und werden staatlich geschützt.
Nach dem Essen fuhren wir dann im Dunkeln zum beleuchteten Präsidentenpalast und konnten vom Bus aus ein paar Fotos machen. Optional hätten wir uns noch einen Tempel ansehen können, aber die Müdigkeit überwog dann doch, zumal einige im Flugzeug gar nicht geschlafen hatten.

In unserer Reiseübersicht stand noch, dass wir einen Blick auf das „Rote Fort“ werfen würden, was wir meiner Meinung nach nicht getan hatten. Meine Freundin berichtete mir dann, dass wir dort auf dem Weg vom Flughafen zum Hotel vorbeigefahren seien, während ich gedöst hatte. Manche Dinge in der Reisebeschreibung muss man also wirklich wörtlich nehmen.
Unser Hotel hatte zwar ordentliche Zimmer, aber das Frühstück konnte nicht überzeugen. Der quietschende Toaster führte aber zu erstem Gesprächsstoff. Toast gab es überall, oft aber nur eine sehr künstlich schmeckende Marmelade dazu. Nur die besseren Hotels hatten zur Abwechslung auch mal Honig parat. Aufschnitt gab es nie, dafür aber Cornflakes und natürlich indische Spezialitäten.
Wasser aus dem Hahn sollte man auf keinen Fall trinken. Selbst viele Einheimische kaufen sauberes Wasser in Flaschen. Auf den Zimmern standen jeden Tag zwei kostenlose 0,5 l Flaschen, die man auch zum Zähne putzen nehmen konnte. Zudem versorgte unser Beifahrer uns immer mit ausreichend Wasser, wofür wir ja anfänglich bezahlt hatten.
Um halb 9 des nächsten Tages ging es zu unserem ersten Tagesziel Qutb Minar. Da uns eine Metrofahrt versprochen worden war, fuhren wir drei Haltestellen mit diesem Verkehrsmittel, bevor uns unser Bus wieder einsammelte. Wirklich gelohnt hat sich diese Fahrt nicht, da es eine ganz normale Metro war, wie man sie auch aus Deutschland kennt. Qutb Minar ist ein besonders hoher Minarett umgeben von Ruinen. Vipin konnte uns sehr ausführlich über die Geschichte dieser Stätte berichten, neigte aber dazu, seine Vorträge vor Betreten der Anlagen ausführlich auszuführen, was für neugierige Menschen wie mich nur schwer auszuhalten war.

Im Anschluss fuhren wir über vier Stunden bis nach Agra und machten in einem Highway-Restaurant eine Mittagsrast.
Nächster Stopp war das Mausoleum des Großmoguls Akbar, bei dem schon das Eingangstor ein eigener prächtiger Bau ist. Auch hier wurden wieder fleißig Fotos mit Indern geschossen.

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Kurz bevor es dunkel wurde, erreichten wir einen Tempel in Sikindra. Hierbei handelt es sich um eine Sekte, die sich sehr um die Armen kümmert, da jeder dort kostenlos speisen durfte. Hier mussten auch die Socken ausgezogenund die Haare bedeckt werden. Natürlich hatten wir unsere Schals im Bus gelassen, da die Info zu spät kam. Aber es gab Tücher zum Ausleihen. Wer schnell hygienische Bedenken hat, sollte übrigens nicht nach Indien reisen.
Tag drei begann schon um 8 Uhr. Wir machten uns auf den Weg zum Taj Mahal in Agra. Eigentlich war dies für den Sonnenaufgang vorgesehen, aber unser Reiseleiter überzeugte uns, dass man bei dem Nebel oder auch Smog nicht viel sehen werde. Als wir ankamen, stellte sich schnell heraus, dass dies die richtige Entscheidung war. Das imposante Gebäude war in einen grauen Dunst gehüllt. Da wir uns aber recht lange dort aufhielten, konnten wir noch Fotos bei klarem Himmel machen und natürlich Selfies mit Indern. Wenn man übrigens im Gegenzug bittet auch ein Foto mit ihnen machen zu dürfen, sind viele sehr zögerlich. Auf der anderen Seite haben wir auch eine gewisse Dreistigkeit bei einigen feststellen können, die sich einfach, ohne zu fragen, neben einen gestellt und abgedrückt haben.

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Weiter ging es zu einer Marmormanufaktur. Es handelte sich um eine klassische Verkaufsveranstaltung. Zunächst wurde uns gezeigt, wie Marmorverzierungen gemacht werden. Dann gab es einen Verkaufsraum mit vielen teuren Marmorplatten, bei dem alle Vorteile in einer beeindruckenden Show nochmal vorgeführt wurden, genauso wie die Garantie des sicheren Verpackens. Man durfte also eine eingepackte Platte durch die Gegend werfen. Wenn sich dann noch keiner zum Kauf durchringen konnte, gelangte man in den Raum mit den günstigen Kleinteilen, wo viele von uns sich erste Andenken kauften.
Nach dem Mittagessen ging es weiter zum Agra Fort. Wirkt es zunächst noch unscheinbar, zeigt es erst im hinteren Teil seine ganze Pracht. Von hier aus hat man auch eine Blick auf ds Taj Mahal. Im Fort gab es außerdem Affen und jede Menge Streifenhörnchen zu sehen. Aber Vorsicht: Wenn jemand mit Futter eines der Tiere anlockt und euch auf die Hand setzt, macht er das nicht ohne Hintergedanken. Die Inder sind sehr kreativ, wenn es ums Geld verdienen geht. Schreitet jemand mit prächtigem Turban umher, dass es nur so nach „fotografier mich“ schreit, wird auch diese Person Geld verlangen. Toilettenfrauen, die einem so nett, wie auch unnötig die Papiertücher reichen, sollte man dennoch mit 10 Rupien entlohnen.

Am Nachmittag fuhren wir auf die andere Flussseite zum Itimad-ud-Daula-Mausoleum, auch kleines Taj Mahal genannt. Auch hier waren die vier Eingangstore, die das Bauwerk zu allen Himmelsrichtungen einrahmte, nicht weniger beeindruckend wie das Grabmal selbst.

Zum Sonnenuntergang ging es zu einer Gartenanlage, von der aus man das Taj Mahal von der gegenüberliegenden Seite aus sehen konnte. Da sich aber bereits wieder Nebel/Smog bildete, war dieser Moment nicht besonders spektakulär. Die letzten beiden Aktivitäten standen nicht im Reiseverlauf.

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Völlig erschöpft fielen wir nach dem Abendessen in unsere Betten. Dies war im Nachhinein betrachtet der anstrengendste Tag der Reise.
Am Mittwoch fuhren wir Richtung Jaipur. Der im Verlauf stehende Besuch einer Dorfschule fand nicht statt und wurde auch nicht wie versprochen später nachgeholt. Unterwegs besichtigten wir die verlassene Residenzstadt Fatehpur Sikri. Hier mussten wir zum Schutz der Umwelt in einen kleineren Bus umsteigen. Dieser ließ die ganze Zeit den Motor laufen und fuhr erst los, wenn er voll besetzt war. Zudem war das Fahrzeug ziemlich alt, sodass wir uns fragten, welche Umwelt mit diesen Abgasen geschützt werden sollte. Auf halbem Weg ging dann auch noch der Motor aus. Als bereits die Mehrheit den Bus verlassen und sich zu Fuß auf den Weg gemacht hatten, sprang er doch wieder an. Dennoch hätte man die Strecke problemlos laufen können.

                         

In Jaipur angekommen mussten wir feststellen, dass der Name „Pink City“ nicht passte. Viel Rosa sah man definitiv nicht. Mittagessen gab es an diesem Tag wieder nicht. Zu Abend aßen wir im Hotel. Ich hatte mir Fried Rice mit Ei und Hühnchen bestellt. Die Portion war allerdings so groß, dass ich lediglich die Hälfte schaffte. Ich ließ mir den Rest in Alufolie einpacken, um ihn später an arme Leute zu verschenken.
Am nächsten Tag war wieder ein umfangreiches Programm vorgesehen. Unsere Abfahrtszeit hatte sich mittlerweile bei halb 9/9 eingependelt, was sehr angenehm war. Wir begannen mit einem Fotostopp am Palast der Winde und fuhren dann zum Amber Fort.

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Zum Glück hatte der Veranstalter keinen Ritt mit den armen Elefanten vorgesehen, so dass es mit dem Jeep nach oben ging. Nach einer ausführlichen Besichtigung gingen wir zu Fuß hinab und mussten eine Weile bis zum Bus laufen. Auf dem Weg wurden wir immer wieder von Kindern angebettelt. Leider hatte ich das Essenspaket im Bus gelassen.

Als nächstes hielten wir an einer Textil- und Teppichmanufaktur. Wieder eine Verkaufsveranstaltung. Nachdem zig Teppiche aus Kamelwolle, Seide und was auch immer ausgerollt worden waren, sahen die Verkäufer ein, dass niemand einen Teppich brauchte. Immerhin gab es Freigetränke und man konnte mal kurz verschnaufen. Dann ging es in den Raum mit Tüchern und Saris, wo einige unserer Gruppe fündig wurden.
Als nächstes besichtigten wir den Stadtpalast und das daneben gelegene Observatorium Jantar Mantar, das diverse Sonnenuhren enthielt.

Es folgte eine nicht geplante Rikshafahrt, die leider bei weitem nicht so gut war, wie die in Old Delhi. Wir fuhren auf breiten, lauten Straßen zwischen den stinkenden Abgasen der anderen Autos. Zurück am Bus wurden wir von einer Frau angebettelt, der ich das Essenspaket schenken konnte.
Da im Programm der Besuch einer Food Street angekündigt war, der den Geruch leckerer Speisen sowie die Möglichkeit zum Shoppen versprach, erkundigten sich einige aus der Gruppe, ob wir dies noch machen könnten. Vipin schien es zwar nicht eingeplant zu haben, ließ uns aber doch zu einer Straße mit ein paar Essensständen fahren und erklärte die Zubereitung. Essen sollte man hier aber nicht. Schmuck- und Stoffhändler gab es aber leider nicht. Die Tage waren sehr klar durchstrukturiert und boten kaum Freiraum, sodass die Sorge entstand, dass keine Zeit zum Bummeln über Basare bleibe.

Am nächsten Tag fuhren wir nach Pushkar und checkten in ein sehr hübsches Hotel ein, dass nach Heritage aussah, aber doch nicht war. Wir hatten drei Stunden Freizeit und konnten uns an den Pool legen. Das Hotel lag irgendwo im nirgendwo, wodurch dir Option, die Anlage zu verlassen, entfiel.

Am Nachmittag fuhren wir zum Brahmatempel und besichtigten diesen sowie den Pushkarsee. Nachdem wir dicht gedrängt um einen Stand herum einen Mann bei der Chaizubereitung beobachten und den Tee kosten durften, hatten wir endlich 55 Minuten Zeit, um an den vielen Ständen zu stöbern. Abendessen gab es im Hotel.

 

Am Samstag mussten wir von dem schönen Hotel schon wieder Abschied nehmen und fuhren nach Khimsar. Auf dem Weg hielten wir an einem Kuhkrankenhaus. Über 1000 Patienten mit verschiedenen Verletzungen von Brandwunden bis zu abgtrennten Gliedmaßen werden hier auf der Grundlage von Spenden behandelt. Besitzer müssen nichts bezahlen. Ungefähr 60 Ambulanzen bringen die Tiere her. Auch Vögel, Ziegen, Antilopen etc. werden aufgenommen. Die Hindus haben ein sehr gutes Verhältnis zu Tieren. Überall sieht man Kühe, Schweine, Affen und Hunde auf der Straße. Autofahrer fahren vorsichtig rundherum. Wer eine Kuh tötet muss Strafe bezahlen. Obwohl die Tiere zum Teil gefüttert werden, findet man sie oft auf Müllbergen irgendwelchen Unrat fressen. Daher gibt es auch Kühe in dem Krankenhaus, bei denen Plastikmüll aus dem Magen geholt wurde. Wer schon mal in Asien war, weiß, dass es mehr als genug Müll an den Straßenrändern gibt.

In Khimsar gab es dann wirklich ein Heritage Hotel. Die Zimmer glichen einer kleinen Wohnung. Die Anlage war sehr schön, aber leider wieder nur für eine Nacht. Wir entspannten noch ein Weilchen am Pool, da es außerhalb des Hotels nur ein kleines Dorf gab. Leider ging die Sonne zu dieser Jahreszeit viel zu schnell unter, sodass es ab 17 Uhr schon schattig wurde. In Delhi war es morgens und abends mit ca. 10 Grad sehr frisch. Im Laufe des Tages wurden es dann 20 Grad, was aber kühler erschien. Je weiter wir fuhren, desto wärmer wurde es. Dennoch musste man für abends lange Sachen mitnehmen. Zwiebelsystem und Hosen, die man hochkrempeln kann, sind zu empfehlen. Allzu freizügig sollte man nicht rumlaufen. Das ist hier unüblich.
Im Hotel konnte man für erstaunlich viel Geld ein tolles Buffet in stilvollem Ambiente genießen. Meine Freundin und ich entschieden und für ein anderes Restaurant und aßen á la Carte. Wir bestellten europäische Nudelspeisen, da uns langsam die Lust am indischen Essen verging.
Meine Freundin hatte schon einige Tage zuvor morgens Kreislaufprobleme gehabt, aber jetzt bekam sie über Nacht Darmprobleme, wovor in Indien immer gewarnt wird. Wir hatten nie ungeschältes Obst, Salat oder Eiswürfel bestellt, aber die Nudeln hatten eine Sahnesauce gehabt, was möglicherweise den Ausschlag gegeben hatte. Da es ihr wirklich nicht gut ging und wir weiter nach Jaisalmer fahren mussten, machten wir Halt am städtischen Krankenhaus. Was man hier darunter versteht, kann man sich als Europäer nicht vorstellen, wenn man es nicht selbst erlebt hat. Was wie ein Haus kurz vorm Abriss aussah, war tatsächlich ein Krankenhaus. Diagnosemethode war bei allen Patienten Blutdruck messen mit einem Gerät wie aus dem Mittelalter. Dabei saßen drei Inder um einen Tisch herum, sodass gar nicht klar war, wer überhaupt der Arzt war und die Patienten befanden sich auch alle gleichzeitig mit im Raum. Dann wurden Medikamente verschrieben, die man am Kiosk auf der gegenüberliegenden Straßenseite kaufen konnte. Und ab ging die Fahrt nach Jaisalmer.

Anstatt der geplanten vier Stunden brauchten wir leider acht, da wir bei einem Abstecher zu einem Schwarm von Kranichen zweimal an einer Baustelle vorbei mussten, die uns sehr viel Zeit kostete. Erst kurz vor 18 Uhr erreichten wir das Hotel. Es handelte nsich wieder um ein Heritage-Hotel, aber bei weitem nicht so schön wie die beiden zuvor.

Am Montag blieb meine Freundin auf dem Zimmer um sich auszukurieren. Wir fuhren zunächst zu einem künstlichen See und dann zum Jaisalmer Fort, was ganz anders was als die bisherigen. Diese Festung wird von den Einheimischen bewohnt. Es gibt viele kleine Gassen und Stände innerhalb der Anlage. Wir besichtigten einen Tempel der Jain. Es handelt sich um eine Religion, die auf keinen Fall Tiere töten möchte, sodass einige Mundschutz tragen, um nicht aus Versehen Insekten zu verschlucken. Diese Information war am spannendsten und ist daher direkt hängengeblieben.

Nachdem wir uns noch zwei Patrizierhäuser angeschaut hatten, gab es Mittagessen auf einem Dach der Stadt.
Für den Abend war ein Kamelritt in der Wüste geplant. Meine Freundin wollte auf jeden Fall mit. Der Reiseleiter hat dies leider vergessen, sodass wir schon direkt weiterfuhren. Zum Glück war einer der Reisenden aufmerksam genug und wir konnten noch zum Hotel umkehren. Meiner Freundin ging es sichtlich besser. Die Medikamente hatten geholfen. Eins davon war auch ein Antibiotikum gewesen.
Wer bei einem Kamelritt in Jaisalmer an weite Wüste und Einsamkeit denkt, liegt völlig falsch. Für Übernachtungsgäste waren riesige Zeltstädte errichtet worden. Hunderte von Kamelführern zogen ihre Tier samt Touristen durch die Dünen. Schnell wurden uns ein paar Kamle zugewiesen. Eigentlich sind es Dromedare, aber in vielen Ländern sagt man auch bei einem Höcker Kamel. Anstatt der geplanten halben Stunde war der Ritt nach 20 Minuten beendet. Immerhin durfte man bei Nachfrage auch selbst die Zügel in die Hand nehmen und mal eine etwas schnellere Gangart ausprobieren.

Im Anschluss setzten wir uns auf eine Düne, um den Sonnenuntergang zu beobachten. Natürlich wurden die Touristen gut umsorgt und alle paar Minuten fragten Verkäufer, ob man Getränke kaufen möchte. Dementsprechend lagen auch überall Plastikflaschen rum…sehr idyllisch.

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Es ging zurück zum Hotel zum Silvester-Buffet. Draußen wurde dekoriert, sowie eine Tanzfläche samt DJ aufgebaut. Laute Musik lief auch schon, sodass eine Unterhaltung irgendwann nicht mehr möglich war. Wir gesellten uns zu ein paar tanzenden Indern. Natürlich wurden direkt Videos gemacht, aber wir filmten die Szenerie ebenfalls. Nach einiger Zeit zogen wir uns auf eines der Zimmer zurück und spielten mit der gesamten Gruppe ein Kartenspiel. Um 12 waren dann tatsächlich noch alle wach und beobachteten von der Dachterrasse aus ein paar Raketen am Himmel.
Am Dienstag fuhren wir 4,5 Stunden nach Jodhpur. Der erste Stop war an einem Denkmal, das eher einem Tempel glich. Anschließend ging es zum vierten Fort unserer Reise. Das Meherangarh Fort ist eher ein Museum. Von oben sah man aber, warum Jodhpur die „blaue Stadt“ heißt.

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Wir gingen weiter zu Fuß in die Stadt und hielten an einem Tee- und Gewürzegeschäft, welches sehr bekannt sein soll. Wir wurden von der Verkäuferin natürlich davor gewarnt, nicht den billigen Tee der Straßenhändler zu kaufen. Ich machte es trotzdem, da er nur die Hälfte kostete. Ich denke, da muss jeder selbst entscheiden, ob es wirklich einen Qualitätsunterschied gibt oder es sich um eine Masche handelt, die Touristen an der Nase herumzuführen.

Wir gingen weiter zu einem Basar, der seinem Namen alle Ehre machte: kleine Gassen, Marktschreier und viel zu viele Eindrücke. Man konnte sich regelrecht verlaufen. Die Mehrheit der Angebote war allerdings nicht für Touristen. Vielmehr handelte es sich um Haushaltswaren.

Mit Tuk Tuks fuhren wir zu unserem Bus. Man hatte das Gefühl, dass sich die Fahrer ein Rennen lieferten und unser benutzte eine Abkürzung durch eine wirklich enge Gass, um den Stau zu umfahren. Es fühlte sich ein bisschen an wie Autoscooter. Ständig dachte man, jetzt kracht es. Aber die Fahrer wussten, was sie taten und wir kamen alle heile an.

Am nächsten Tag fuhren wir nach Ranakpur. Auf dem Weg hielten wir wieder an einem Textilshop. Wir bekamen Tagesdecken, Teppiche und Seidenschals vorgeführt. Natürlich alles beste Qualität. Von Yakwolle bis Pashmina wurde alles angeboten. Die Tücher, die wir trugen, wurden direkt als billige Viskose abgestempelt. Als ich betonte, dass mir mein warmer Schal gefiele und ich Seide zu dünn fände, wurden doch noch Baumwollschals rausgekramt umd ich kaufte tatsächlich einen. Handeln war hier nicht möglich, da es sich ja um feinste Qualität handelte, die ihren Preis wert war 😉 Später in Udaipur haben wir bei einem der Straßenhändler einen der „teuren Stoffe“ für deutlich weniger Geld gesehen. Den Schal aus Yakwolle gab es auch. War hier aber keine und daher deutlich günstiger. Komisch, dass er sich genau wie der andere Schal anfühlte. Aber welcher Tourist hat seine Hände schon mal im Fell eines Yaks vergraben, um die Wolle zu erkennen.
Nächster Stopp war ein Motorradtempel. Dahinter steckt die Geschichte eines verunglückten Fahrers. Das Motorrad kehrte nach Abtransport durch die Polizei immer wieder auf mysteriöse Weise zur Unfallstelle zurück. Jetzt opfern die Leute Alkohol für eine sichere Fahrt.

In Ranakpur besichtigten wir einen Jaintempel. Abendessen gab es im Hotel.

Am Donnerstag fuhren wir wieder weiter. Diesmal ging es nach Udaipur über eine kurvenreiche und bergige Strecke. Die Fahrt dauerte nur zwei Stunden und nach unserer Ankunft besuchten wir den botanischen Garten.

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Anschließend schauten wir uns eine Miniaturmalereischule an. Da schnell klar war, dass niemand etwas kaufen wollte, verließen wir diese auch wieder zügig. Am Hotel blieb noch ein bisschen Zeit für den Pool, bevor es wieder deutlich kühler wurde.
Vor dem Abendessen hielten wir bei einem Schmuckhändler. Da die Preise deutlich höher als auf der Straße waren, konnte sich auch hier niemand so richtig für etwas erwärmen.
In der Nacht bekam ich plötzlich Magenprobleme. Das musste wohl am Abendessen gelegen haben. Ich blieb den nächsten Vormittag im Hotel und verzichtete auf den Stadtpalast, einen weiteren Tempel und eine Bootsfahrt. Meine Freundin kam erst nach sechs Stunden ziemlich erschöpft wieder. Ich war im Endeffekt froh, dass ich nicht mit war. Langsam hatte ich auch genug von Kultur.

Der Blick aus unserem Hotelfenster:

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Am Nachmittag wollte ich doch nochmal raus. Meine Freundin, eine weitere Reisende unserer Gruppe und ich fuhren mit dem Tuk Tuk zu den Verkaufsständen. Ich schaute mir noch kurz den Tempel an, den ich morgens verpasst hatte, bevor ich die anderen beiden bei der Souvenirjagd unterstütze.

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Ich hatte bisher nur einen Schal und eine Packung Tee. Die anderen deckten ihren ganzen Freundeskreis sowie die Familie mit Tüchern ein. In einem Laden entdeckte ich ein hübsches Tuch, das ich eigentlich nicht gebrauchen konnte. Der Händler wollte 3000 Rupien haben, also fast 40 €. Die anderen beiden fanden auch noch zwei schöne Tücher und so erhilten die „rich mum“ mit ihren zwei armen Studenten nochmal ordentlich Rabatt. Das Tuch gab es letztendlich für 1000 Rupien (12 Euro). An dieser Stelle muss ich sagen, dass handeln gelernt sein will. Mir war es lange Zeit unangenehm, aber durch all die Reisen bin ich besser geworden. Die Händler wiegeln oft ab, sagen, dass die verlangten Preise zu niedrig wären und ein Kauf nicht zu Stande käme. Dann muss man selbstbewusst hinaus gehen. Auf keinen Fall einknicken. Erst wenn der Verkäufer hinter einem herkommt, nähert man sich dem echten Wert der Ware. Meine Freundin meinte aber, dass ich nicht so stark runterhandeln solle, da die Menschen das Geld hier gut gebrauchen könnten. Da hatte sie nicht ganz Unrecht.
Das Abendessen fand wieder im Hotel statt, aber ich verzichtete noch lieber.

Am folgenden Tag stand unser Flug nach Delhi an. Um 12 Uhr sollten wir vom Hotel abgeholt werden. Da wir den Vormittag über nichts zu tun hatten, buchte ich eine einstündige Massage von 10.30 Uhr bis 11.30 Uhr. Früher war leider nicht moglich aufgrund der Öffnungszeiten. Egal, passte ja, dachte ich mir. So hatte ich noch eine halbe Stunde zum Duschen. Die nette Masseurin meinte es gut mit mir und überzog um 20 Minuten. Mir blieben nur noch 10 Minuten bis zur Abfahrt. Schnell versuchte ich, mich frisch zu machen und die letzten Sachen in meine Reisetasche zu packen. Der Kofferträger wartete bereits. Um 12.07 Uhr stand ich abfahrbereit vor dem Hotel, von Entspannung und Erholung keine Spur mehr.
Zurück in Delhi gab es noch ein gemeinsames Abendessen, bevor uns der Reiseleiter verließ.
Am Sonntag wurden wir dann von unserem Busfahrer zum Flughafen gebracht. Während wir von Udaipur aus 45 Minuten nach Delhi geflogen sind, ist er 17 Stunden zurückgefahren.

Fazit: Indien ist sehr facettenreich und sehr kontrastreich zu Deutschland. Mir hat das Land sehr gut gefallen, auch wenn ich Mühe hatte, den ganzen Müll zu ignorieren. Ein etwas abwechslungsreicherer Reiseablauf hätte mir allerdings noch besser gefallen. Unsere Tour war sehr kulturlastig.