Österreich-Gargellen

Zusammengefasst bestand dieser Urlaub aus Klettern und Wandern, aber hier erstmal die Planungen von Beginn an:

Es handelte sich um einen spontanen Urlaub mit meinem Freund. Er hatte einen Termin in Giebelstadt bei Bavaria Yachtbau bezüglich eines Bootsbauprojekts. Da bot es sich an, im Anschluss direkt weiter Richtung Süden zu fahren. Wir entschieden uns für Gargellen in Österreich. Meinem Freund war dieser Ort bereits bekannt und er wollte unbedingt nochmal dorthin. Nach unserem Schweizurlaub im Vorjahr und einem Kurzurlaub in der Südpfalz hatten wir Gefallen an Klettersteigen gefunden und uns dementsprechend noch schnell die passende Ausrüstung gekauft, um dem neuen Hobby in Österreich weiter nachgehen zu können.

Am Montag, dem 19.7.21, fuhren wir nachmittags mit dem Auto nach Giebelstadt. Abends gingen wir mit einem Mitarbeiter von Bavaria essen. Am nächten Morgen fand dann zunächst das Fachgespräch bezüglich des Bauprojekts statt. Im Anschluss wurde uns eine Führung durch die Werft angeboten, an der ich auch teilnehmen durfte. Obwohl ich überhaupt keine Bootsexpertin bin, war es wirklich spannend, zu sehen, wie Motorboote und Yachten am Fließband produziert werden.

Mittags wollten wir nach Gargellen aufbrechen, doch plötzlich leuchtete im Auto die Motorkontrolllampe auf. Man konnte auch nicht mehr richtig beschleunigen, da die Leistung bereits zur Sicherheit gedrosselt wurde. Als wir endlich wieder Internetempfang hatten, suchten wir eine VW-Werkstatt in der Nähe. Zum Glück fand sich eine, die nur 12 km entfernt war. Wir befürchteten schon das Schlimmste. Vor Ort hieß es, dass sie den Fehler noch schnell auslesen würden, aber dann erstmal Mittagspause sei und wir auf die Reparatur warten müssten. Glücklicherweise war aber doch nur ein Schlauch abgerissen, der innerhalb von fünf Minuten ersetzt werden konnte. Nun konnten wir endlich die weitere Reise nach Österreich antreten.

Nach ca. vier Stunden Fahrt erreichten wir am späten Nachmittag unser Ziel Gargellen. Es handelt sich um einen kleinen Ort in einem Tal mit einer Bergbahn. Wir wohnten in einem Appartement im Haus Gariella. Nach Ankunft deckten wir uns noch schnell mit Lebensmitteln im kleinen Ortsladen ein.

Direkt gegenüber von unserer Unterkunft befanden sich zwei Klettersteige. Da es noch hell und warm war, machten wir uns direkt auf den Weg, um unsere neue Ausrüstung auszuprobieren.

Zunächst starteten wir an der Röbischlucht. Die Schwierigkeit war mit B/C gekennzeichnet. (Zur Info: Es gibt fünf Stufen von A bis E, wobei A einfach und E sehr schwer ist.) Der Zustieg dauerte etwa 15 Minuten und die Kletterzeit ungefährt 40 Minuten. Der Steig führte direkt am Wasser entlang und war für unser Niveau bestens geeignet.

Oben angekommen konnte man nach halbem Abstieg direkt zum Klettersteig Rongg, der mit dem Schwierigkeitsgrad C ausgezeichnet war. Hier mussten wir zunächst eine Seilbrücke überqueren und am Ende ging es an einer Steilwand nochmal hoch hinaus. Der Steig war daher etwas anspruchsvoller als der erste. Die Kletterzeit betrug ca. 40 Minuten.

Abends haben wir noch schnell Käsespätzle gekocht und sind müde ins Bett gefallen.

Für Mittwoch war ein weiterer Klettersteig geplant. Diesmal handelte es sich um die Gargellener Köpfe oder auch Schmugglersteig genannt. Zunächst mussten wir mit der Bergbahn hoch fahren. Dann stand uns ein 45 minütiger Fußmarsch bevor. Leider sind wir zunächst zum Ende des Steigs gelaufen und mussten dann nochmal den ganzen Weg zurück und weiter Richtung Anfang. Da wir recht zügig unterwegs waren, benötigten wir für den Umweg nur 30 Minuten. Der Steig beinhaltet zwei Varianten. Der eigentliche Weg ist mit C ausgezeichnet, die Variante mit D.

Direkt zu Beginn mussten wir eine recht steile Passage (Schwierigkeit C) überqueren, anschließend wurde es etwas einfacher. Danach konnte man sich zwischen dem schwierigen und dem leichten Weg entscheiden. Wir haben uns die anspruchsvollere Strecke ausgesucht. Nach zwei Seilbrücken kamen wir an die Schmugglerwand (Schwierigkeit D). Diese war wirklich hoch und steil und das schwierigste Element unserer bisherigen Klettererfahrung.

Oben auf dem Grat angekommen, handelte es sich fast nur noch um Schwierigkeitslevel A/B, sodass der restliche Teil sehr entspannt ablief. Nach ungefähr 1,5 h hatten wir den Steig beendet.

Nach einer kleinen Verschnaufpause machten wir uns auf den Weg Richtung Bergbahn. Allerdings wollten wir nicht mit der Gondel ins Tal fahren, sondern mit den Mountaincarts (18 Euro pro Person). Hierbei handelt es sich genau genommen um Dreiräder. Es gibt nur zwei Bremsen (für hinten links und hinten rechts), daher kann man auch gut driften. Geschwindigkeit erhält man automatisch durchs Bergabfahren und wenn man nicht bremst, wird man sehr schnell und fliegt aus den Kurven 😀 Die Fahrt dauert 15 bis 20 Minuten und sorgt für viel Spaß. Es handelt sich definitiv um ein Must-Do!

Für Donnerstag hatten wir eine Wanderung um den Lünersee geplant. Dieser wurde 2019 zum schönsten Platz Österreichs gewählt. Zunächst mussten wir aber eine Stunde mit dem Auto zur Bergstation fahren. Dort angekommen kann man entweder drei Euro Parkgebühren bezahlen oder etwas weiter unten kostenfrei stehen. Die Bergbahn besteht nur aus einer etwas größeren Gondel. Daher muss man warten, bis sie wieder unten angekommen ist und erneut hoch fährt.

Der See hat schönes türkisblaues Wasser, aber leider ist es kein natürliches Gewässer. Wir haben uns für den Rundgang im Uhrzeigersinn entschieden. Hiebei führt der Weg zu Beginn über die Staumauer und dann knackig bergauf. Der Rest der Tour ist dafür aber entspannt.

Nach der Hälfte der Strecke gibt es einen Abzweig zum Gafalljoch. Hier läuft man 45 Minuten hin und den gleichen Weg wieder zurück, wenn man nicht weiter in die Schweiz möchte. Der Weg war auf jeden Fall anstrengend, aber hat sich auch gelohnt.

Anschließend setzten wir unsere Tour um den See herum fort. Es gab noch einen weiteren Abzweig zur Totalphütte. Mein Freund war der Meinung, dass es sich hierbei bestimmt um eine lohnenswerte Route handle und wir diese beim nächsten Mal laufen könnten. Ich sehe das allerdings etwas anders. Der Weg zur Hütte war mir auf jeden Fall zu steil.

Wir fuhren mit der Gondel wieder hinab, obwohl man durchaus hätte laufen können.

Da es noch relativ früh am Tag war, entschieden wir uns spontan noch den Wasserfallsteig in St. Anton mitzunehmen. Dieser war mit einer Schwierigkeit von B/C in unserem Heft ausgewiesen. Das Schild vor Ort versprach aber zwei Teilstücke mit D-Nivau. Obwohl wir jetzt schon einige Steige erklommen hatten, war dieser doch nochmal aufregend anders. Auf jeden Fall ging es schon zu Beginn hoch hinaus und an vielen Stellen gab es keine Trittstufen, stattdessen musste man sich Halt in der Felswand suchen.

Der Abstieg war leider relativ steil und daher nicht sehr angenehm zu laufen.

Auf dem Rückweg nach Gargellen stoppten wir noch bei einem etwas größeren Supermarkt, da die Auswahl im Dorfladen doch eher begrenzt war.

Der Freitag startete wie die bisherigen Tage mit Sonnenschein. Wir beschlossen, uns einen etwas längeren Klettersteig vorzunehmen. Unsere Wahl fiel auf den Fallbachsteig bei Dalaas, der mit einer Dauer von drei Stunden beworben wurde. Die Fahrt dorthin dauerte 40 Minuten. Es gab einen extra Parkplatz und der Steig war gut ausgeschildert. Nach 20 Minuten Fußmarsch erreichten wir den Startpunkt.

Mit diesem Steig hatten wir uns auf jeden Fall eine echte Herausforderung ausgesucht. Gefühlt gab es keine leichten Passagen. Vor allem hatten viele Stellen keine Trittstufen, weshalb viel Armarbeit notwendig war. Als wir dachten, dass wir schon die Hälfte geschafft hätten, war es dann doch leider erst ein Viertel.

Das letzte Stück war nochmal richtig anstrengend und da hatten wir schon einiges hinter uns. Nach 2,5 h kamen wir oben an und gönnten uns erstmal eine Pause am Bach.

Für den Abstieg benötigten wir dann länger als eine Stunde. Ich empfand ihn als steil und daher eher unangenehm zu laufen, vor allem nach der vorherigen Klettertour. Ich gehe aber auch generell nicht gerne bergab. An einer Kreuzung fehlte dann auch noch die Beschilderung und wir endeten in einer Sackgasse. Da wir unmotiviert waren, bis zum Abzweig zurückzulaufen, schlugen wir uns durchs Dickicht bis zum richtigen Weg.

Am Abend waren wir nach der Anstrengung zu nichts mehr zu gebrauchen 😀

Dies setzte sich auch am nächsten Tag fort. Wir blieben in der Unterkunft, relaxten und schauten Olympia. Ab mittags begann es auch noch zu regnen, sodass wir sowieso keine andere Wahl hatten.

Am Sonntag war es genau umgekehrt. Den ganzen Vormittag regnete es, aber ab mittags hörte es auf. Wir trauten uns nach draußen und wollten eigentlich nur einen Spaziergang machen. Dieser endete dann aber doch in einer mittelgroßen Wanderung von 12 km Länge. Dabei sind wir auf den Schafberg hoch und wieder runter gelaufen. Auf genau diesen Berg waren wir am ersten Tag noch mit der Gondelbahn gefahren.

Der Weg nach oben:

Der Weg bergab (inklusive Murmeltier-Sichtung):

Am Montag mussten wir die Unterkunft in Gargellen verlassen. Unser nächstes Appartement hatten wir in Dornbirn in der Nähe von Bregenz gebucht, wollten aber vorher noch am Schloss Neuschwanstein vorbeifahren. Es lag zwar nicht wirklich auf dem Weg, dennoch nahmen wir die 2,5 h Fahrt in Kauf. Bei herrlichem Sonnenschein erreichten wir gegen 13 Uhr unser Ziel. Wir wussten bereits, dass es für die nächsten vier Wochen keine Tickets mehr für das Schloss geben würde, wollten aber dennoch hin und einen nahegelegenen Klettersteig mitnehmen. Wir beschlossen, zunächst die Klettertour zu starten und später erst Fotos von Neuschwanstein zu machen.

Drei Steige gab es am Tegelberg zur Auswahl: Die „Gelbe Wand“ (einen Lehrpfad, A), den Tegelsteig (Schwierigkeit C) und den Fingersteig (E). Wir hatten uns für die mittelschwere Tour entschieden und wollten eigentlich über den Grat Richtung Neuschwanstein absteigen. Leider zeigte die Karte, dass der Weg aktuell gesperrt ist.

Bei recht schwülem Wetter und Sonnenschein begannen wir den Aufstieg zum Start und der hatte es wirklich in sich. Die Wege führten steil bergauf und wir waren schon nach 30 Minuten komplett durchgeschwitzt. Zudem waren wir etwas unsicher, wann und wo genau der Steig denn nun beginnen sollte. Auf der Karte konnte man erkennen, dass man den Lehrpfad anfangs entlag kommt. Hier sind einfach nur ein paar Schilder mit Kletterinfos aufgestellt und gelegentlich kann man sich an einem Drahtseil einhaken. Die Passagen sind aber für geübte Wanderer auch ohne Sicherung begehbar.

Nach ungfähr einer Stunde erreichten wir dann den Start vom Tegelbergsteig, der mit einer Leiter beginnt.

Der Steig war mit einer Dauer von 2h angegeben. Wir fanden ihn von der Schwierigkeit her eher wir die C/D-Passagen der bisherigen Steige. Oft gab es keine Trittstufen und die Wände waren recht glatt.

Im Internet steht, dass der Steig aufgrund seiner glatten Stellen auf keinen Fall bei Regen begangen werden soll. Leider überraschte uns mittendrin ein heftiges Gewitter. Wir konnten rechtzeitig in einer Felsspalte Unterschlupf finden.

Nach dem Schauer setzten wir unsere Route fort, denn herunterklettern wäre ebenso wenig sinnvoll gewesen. Leider glich der Rest der Klettertour eher einer Tortur. Das Wasser tropfte uns von den Felsen entgegen, die Wände und Trittstufen sowie das Drahtseil waren nass und rutschig. Es gab einige Schreckmomente, bei denen wir dachten, dass wir abrutschen. Wir hatten noch ungefähr eine Stunde bis die letzte Gondel um 17 Uhr den Berg wieder herunterfuhr. Der Steig zog sich aber noch viel länger hin, als wir dachten, und so erreichten wir das Ende erst um 17 Uhr, bis zur Bahn wären es aber noch 30 Minuten Fußweg gewesen. Daher mussten wir aus eigener Kraft den Berg wieder hinabsteigen. Die kürzeste Route führte über den Klettersteig „Gelbe Wand“ zurück. Wir wussten, dass wir ungefähr 1,5 h brauchen würden.

Leider meinte das Glück es weiterhin nicht gut mit uns. Nach der Hälfte der Strecke brach ein zweites Gewitter über uns herein. Es goss, wie aus Eimern. Wir machten zunächst eine Pause im Trockenem unter einem Baum, aber es zeichnete sich ab, dass der Regen sobald nicht aufhören würde. Also liefen wir weiter. Dann kam auch noch Hagel dazu und die Körner waren riesig und schmerzhaft. Immer wieder stoppten wir, zumal über uns auch Blitze zuckten und Donner krachte. Aber es half alles nichts. Wir waren mittlerweile nass bis auf die Knochen. Zwischenzeitlich war das Gewitter direkt über uns, weshalb wir sogar Angst hatten, vom Blitz getroffen zu werden. Kurz vor Ankunft am Parkplatz, schlug ein Blitz ganz in unserer Nähe ein und es krachte so laut, dass ich vor Panik schreiend in die Luft sprang. Da standen wir nun klitschnass mit dem letzten Auto auf dem Parkplatz. So konnten wir natürlich nicht einsteigen. Wir stellten uns an dem Vordach der Sommerrodelbahn unter. Mein Freund holte schließlich das Auto und setzte es rückwärts an den Unterstand. Zum Glück hatten wir unser Gepäck dabei. Wir mussten uns komplett entkleiden, abtrocknen und frische Wäsche anziehen. Da wir die einzigen vor Ort waren, konnten wir dies auch ganz entspannt neben dem Auto machen.

Wir machten dann noch völlig unmotiviert ein Foto vom Schloss Neuschwanstein, stärkten uns bei Mc Donald’s und fuhren noch 1,5 h zur neuen Unterkunft.

Für den folgenden Tag war auf jeden Fall Entspannung geplant. Das Abendprogramm stand allerdings schon fest, da wir Karten für Rigoletto auf der Bregenzer Seebühne gekauft hatten. Also fuhren wir mittags schon mal genau dorthin, um uns einen Überblick über die Lage, Parkplatzsituation, etc. zu verschaffen. Es gibt einen Parkplatz direkt vor Ort, allerdings muss man etwas Geduld haben, um eine freie Lücke zu bekommen. Direkt neben der Theaterbühne befindet sich ein nettes Seebad. Da es von unserem Standort aus fußläufig keine andere Möglichkeit gab, sich direkt an den Bodensee zu legen, gingen wir hinein. Es gibt ein paar Schwimmbecken, einen Sprungturm, viel Wiese, Beachvolleyball, Tischtennis, uvm. Man kann sich auch Liegen und Sonnenschirme leihen. Ein Steg führt in den See. Dort gibt es ein weiteres Sprungbrett. Wir verbrachten also den Nachmittag mit Sonnenbaden und Schwimmen im Bodensee.

Vor der Oper mussten wir noch Einkaufen und zu Hause duschen. Also fuhren wir die 20 Minuten nochmal zurück nach Dornbirn in unsere Unterkunft, um dort zu Abend zu essen. Mein Freund hatte sich eine Tiefkühlpizza geholt. Leider hatte unser Appartement keinen Ofen. Ich schlug vor, die Pizza vorsichtig in einer Pfanne zu erhitzen. Völlig frustriert vom nicht vorhandenen Ofen drehte er den Herd auf die höchste Stufe, was dazu führte, dass die halbe Pizza verbrannte und die ganze Küche stank. Dazu kam dann ein hungriger und genervter Freund.

Um 19 Uhr fuhren wir dann wieder zurück. Diesmal war die Parkplatzsituation noch angespannter, aber wir hatten Glück. Pünktlich um 21.15 Uhr begann Rigoletto. Leider fing es auch nahezu zeitgleich an, zu regnen. Diesmal waren wir aber vorbereitet und hatten eine Decke und Regenjacken dabei, daher war es überhaupt nicht schlimm.

Am Mittwoch starteten wir morgens unsere fast 7-stündige Rückreise bei strömendem Regen…bestes Abreisewetter.

Fazit: In Zukunft stehen häufiger mal Klettersteige auf dem Programm.