Die Weihnachtsferien 2023 begannen bereits vier Tage vor Heiligabend, am 20.12.23. Warum sollte man diese Zeit ungenutzt verstreichen lassen?
Kurzerhand durchforstete ich die Flugpläne des Dortmunder Flughafens. Wo konnte man mittwochs direkt nach der Schule hinfliegen, aber dennoch sonntags pünktlich zurück zum Heiligabend sein? Die Antwort war Belgrad.
Nach einer kleinen Recherche über die Stadt und das Land war ich mit der Wahl zufrieden.
Am 20.12.23 sollte der Flieger um 16.10 Uhr in Dortmund abheben. Ich war nur mit Handgepäck unterwegs und plante daher nicht allzu früh vorher am Flughafen anzukommen. Mittags bekam ich dann die erste Nachricht der Verschiebung des Fluges auf 17 Uhr. Einige Zeit später folgte eine zweite mit einer Abflugzeit von 18 Uhr. Weil ich mich noch zu Hause befand, konnte ich mich dementsprechend später auf den Weg machen. Da es am Sonntag direkt vom Flughafen zum Weihnachtsfest gehen sollte, wollte ich das Auto am Flughafen parken. Leider wurden im Internet alle Parkplätze als ausgebucht angezeigt. Damit hatte ich nicht gerechnet. Schnell fand sich jedoch eine Alternative in Form eines Park and Ride Parkplatzes in Unna. Von dort wurde man mit einem Shuttle-Service 10 min bis zum Flughafen gebracht. Preislich war es natürlich auch günstiger.
Um 18.30 Uhr hoben wir letztendlich ab und landeten zwei Stunden später in Belgrad. Eigentlich hatte ich geplant mit dem Bus für umgerechnet 1,50 Euro in die Stadt zu fahren. Da es aber schon spät und ich ziemlich müde war, entschied ich mich für das Taxi. Hier konnte man an einem Schalter ein Ticket nach Festpreis buchen. Ich habe umgerechnet ca. 25 Euro bezahlt.
In Serbien kann nicht mit Euros bezahlt werden, sondern nur mit dem Serbischen Dinar. Daher hob ich am Automaten noch schnell Geld ab.
Die Fahrt mit dem Taxi zum Good People Design Hostel dauerte ca. 20 Minuten. Anschließend ging es auch direkt ins Bett.
Im Hostel lagen ein paar Restaurant Empfehlungen aus. Einer folgte ich direkt für das Frühstück und saß gegen 9.30 Uhr im Bloom. Ich würde es als kleines hippes Frühstückslokal bezeichnen. Es gab nur gesunde Sachen wie Avocado Toast, Porridge mit Früchten sowie Smoothies. Mir gefiel es sehr gut. Leider hatte ich meine Kreditkarte und das Bargeld im Hostel vergessen und nur meine EC-Karte dabei. Mit dieser konnte ich aber nicht bezahlen. Auf Vertrauensbasis durfte ich ohne jeglichen Pfand zurück zum Hostel gehen und die Kreditkarte holen.
Nachdem ich mir am Vorabend einen groben Plan zurecht gelegt hatte, was ich alles sehen wollte, marschierte ich nach dem Frühstück los. Als erstes ging es zum Platz der Republik.
Ich lief durch das Böhmische Viertel die Skadarlija entlang. In dieser Straße ist Kopfsteinpflaster und rechts und links befinden sich nette Cafés.
Von dort aus lief ich am botanischen Garten vorbei, entschied mich aber dagegen hineinzugehen. Es war natürlich vorher schon absehbar, dass im Winter nicht viel blüht. Aber auch die Gestaltung des Parks wirkte durch den Zaun nicht besonders sehenswert.
Durch Zufall kam ich an der Nationalversammlung der Republik Serbiens sowie der St. Markus Kirche vorbei. Hinter der Kirche spazierte ich weiter durch den Park und genoss die Sonne.
Beim Nikola Tesla Museum erkundigte ich mich nach dem Preis, behielt es mir aber für schlechtes Wetter vor. Achtung: Hier kann man nur bar bezahlen.
Als nächstes kam ich zum Dom des Heiligen Sava. Dort warf ich auch einen Blick ins Innere.
Da es noch früh am Tag war hatte ich mir vorgenommen zur Ada Ciganlija zu laufen. Hierbei handelt es sich um eine Art längliche Insel im Nebenfluss der Donau, der Sava, die einen Strand hat und verschiedene Freizeitaktivitäten ermöglicht. Genau genommen war es aber keine Insel, da es am Anfang und Ende einen Zugang zum Festland gab und somit ein abgetrenntes Gewässer entstand. Mir war natürlich bewusst, dass hier nur im Sommer etwas los sein würde.
Schwierig war es vom Dom aus einen guten Weg zum Fluss zu finden. Die Offline-Karten von Google Maps zeigen leider keine Fußgängerwege und so musste ich grob der Autoroute folgen und dabei Autobahnkreuze überwinden, die zum Glück mit Brücken und Tunneln versehen waren. Nach ungefähr sechs Kilometern erreichte ich dann endlich das Ziel. Ich hatte gehofft, dass die letzten zwei Kilometer am Wasser entlang schön sein würden. Allerdings gab es keinen für Touristen aufbereiteten Weg, vielmehr lief man an sehr in die Jahre gekommenen Hausbooten vorbei, was aber durchaus interessant war.
Am Ziel gab es einen Belgrad Schriftzug und eine Eisbahn, die aber niemand nutzte. Überhaupt war hier wenig los. Der Bereich war jedoch sehr gepflegt und um das Gewässer herum führte ein Fuß- und Radweg, der von einigen Sportlern genutzt wurde.
Nach einer kurzen Verschnaufpause in der Sonne ging es wieder zurück zum Zentrum. Diesmal wollte ich den gesamten Weg bis zur Festung von Belgrad (6 km) am Wasser entlang laufen.
Nach ungefähr drei Kilometern mit Hausbooten kam ein sehr moderner Bereich. Hier befand sich auch noch einiges im Bau. Es gab eine schöne Promenade und eine große Shopping-Mall. Zudem wurden mehrere Hochhäuser mit Wohnungen gebaut. Diese würde ich allerdings nicht als schön bezeichnen 😀
Gegen 16 Uhr verließ ich die Mall nach einem kurzen Snack und musste feststellen, dass die Sonne bereits unterging. Ich trat die letzten drei Kilometer an und erreichte endlich die Festung von Belgrad, die auf einer Erhebung liegt.
Es bot sich ein farbenprächtiger Sonnenuntergang.
Da die Füße nun ziemlich platt waren, machte ich mich zügig auf den Weg zurück zum Hostel. Für den ersten Tag hatte ich genug gesehen.
Am nächsten Morgen startete ich mit einer Joggingrunde von ca. 8 km, um mir die Parks auf der anderen Seite des Flusses anzuschauen. Wie zu erwarten war zu dieser Jahreszeit nichts los. Auf dem Rückweg durchquerte ich den Kalemegdan Park rund um die Festung und beschloss später nochmal wiederzukommen.
Nach dem Frühstück in meinem neuen Lieblingslokal schaute ich mir die Festung von Belgrad also genauer an und stellte fest, dass man gar keinen Eintritt zahlen musste. Lediglich für die Militärausstellung ganz im Inneren benötigte man ein Ticket, aber weite Teile der Anlage waren einfach so besuchbar.
Das Wetter war auch auf meiner Seite.
Ich machte noch einen Abstecher zu einer Touristeninformation, um nach einer Tour für den folgenden Tag zu schauen. Belgrad selbst hat man in zwei Tagen durch und so wollte ich am letzten Tag unbedingt noch andere Teile von Serbien sehen.
Am Infopoint war der Mitarbeiter sehr zuvorkommend. Er erkundigte sich nach Touren und schickte mir später eine Nachricht, dass er eine Ostserbien Tour gefunden hatte. Das Hauptproblem war nämlich, dass die meisten Touren aufgrund mangelnder Touristen im Winter nicht stattfanden. Selbstverständlich hatte ich zuvor im Internet geschaut, aber nur Absagen erhalten. Also buchte ich kurzerhand die vorgeschlagene Tour für Samstag.
Dann ging ich weiter zum Museum of Illusion. Für solche Dinge bin ich immer schnell zu begeistern. Auch wenn man einiges schon kannte, machte es Spaß.
Eigentlich wollte ich mich im Hostel im Anschluss etwas ausruhen, aber in der Küche kam ich dann mit ein paar Leuten ins Gespräch, sodass der Mittagsschlaf ausfallen musste.
Für 17 Uhr hatte ich eine Massage gebucht, die ich über das Internet gefunden hatte. Der Ort war nur 150 m von meinem Hostel entfernt und die Webseite machte einen guten Eindruck. Nach kurzer Konversation per Whatsapp hatte ich ein über zweistündiges Programm gebucht, was nur 46 Euro kostete.
Interessanterweise handelte es sich bei der Masseurin um eine ältere Frau, deutlich über 60 würde ich schätzen. Das Ganze fand in ihrer Wohnung statt. Dafür hatte sie das nicht besonders große Wohnzimmer in der Mitte geteilt. Alles in allem war ich sehr zufrieden.
Zurück am Hostel musste natürlich das ganze Öl erstmal abgewaschen werden. Anschließend ging es mit ein paar Leuten aus dem Hostel in eine Bar. Zum Abschluss waren wir noch in einer Shisha Bar, was ein Fehler ist, wenn man nicht wirklich Wechselkleidung dabei hat 😀
Am Samstag wurde ich dann um 8 Uhr am Hostel für meine Iron-Gate-Tour abgeholt. Wir waren vier Personen und fuhren in einem Minivan (mit Wifi).
Der erste Stopp war nach zwei Stunden Fahrt am Golubac Fortress. Es liegt direkt an der Donau, die an dieser Stelle die Grenze zu Rumänien bildet. Leider waren in der Off-Season nicht alle Türme geöffnet. Gerade zu den oberen musste man ein wenig klettern, was ich sehr spannend gefunden hätte. Wir bekamen von unserem Guide alles erklärt und hielten uns 1,5 Stunden hier auf.
Als nächstes fuhren wir zum archäologischen Museum Lepenski Vir. Hier wurden Knochen und weiter Funde von einer Zivilisation ausgestellt, die vor 8000 Jahren gelebt hat.
Nach weiterer Fahrt kamen wir zum Kovilovo Viewpoint. Hierfür mussten wir noch 1,8 km laufen, um einen Blick von oben über die Donau werfen zu können. Oben am Aussichtspunkt war es sehr kalt und windig. Es fielen sogar Schneeflocken.
Wir folgten weiter dem Flusslauf. Beim nächsten Halt fotografierten wir die Statue des Decebalus, die sich auf rumänischer Seite befindet. Daneben ist ein Kloster, das aus der Entfernung aber kaum zu erkennen war.
Von dort fuhren wir dann zurück zu einem lokalen Restaurant zum Mittagessen. Allerdings war es bereits nach 15 Uhr, also war es eher ein Abendessen.
Im Anschluss traten wir den Rückweg nach Belgrad an. Wir fuhren ca. drei Stunden. Gegen 19.30 Uhr war ich zurück in meinem Hostel.
Insgesamt war der Ausflug in Ordnung. Es war eine wirklich nette Gruppe mit guten Gesprächen und bei dem Wetter war es auch nicht schlimm, viel im Auto zu sitzen. Zudem bekamen wir von unserem Guide nochmal viele Informationen über das Land.
Am Sonntag ging mein Flieger um 13.30 Uhr. Daher hatte ich noch etwas Zeit und startete wieder mit einer Joggingrunde.
Im Anschluss wollte ich noch ein letztes Mal in das schöne Frühstückslokal, aber diesmal war die Schlange davor zu lang.
Aus Faulheit ging es wieder mit dem Taxi zurück zum Flughafen und wir landeten pünktlich um 15.35 Uhr in Dortmund. Danach fuhr ich direkt zum heiligen Abend mit der Familie 😀
Fazit: Belgrad ist definitiv mein Geheimtipp für eine Städtetour. Es hat alles, was man braucht: nicht überlaufen, eine tolle Festung, viele Parks, alte Gebäude und Kirchen, Museen, Strand für den Sommer, gutes Nachtleben mit Bars und Clubs, gute Erreichbarkeit von Dortmund aus, günstig, leckeres Essen, sauber und sicher.
Geld: Man kann nicht in Euro bezahlen. Es wird der serbische Dinar benötigt.
Verkehr: Sehr geregelt und vorschriftsmäßig. Es wird nur selten gehupt.
Serben: Sehr nett und freundlich. Viele sprechen Englisch.