Balkantour 2024 Teil 3 (Nordmazedonien, Bulgarien, Rumänien)

Tag 46 (5.10.2024) Mazedonien: Ohrid – Skopje

Was für ein Tag war das denn? Mental und organisatorisch ein auf und ab.

Aber alles nochmal von vorne:

Mein Ziel war es von Albanien die Grenze nach Nordmazedonien zu überqueren, Ohrid anzuschauen und dann weiter nach Skopje zu fahren, um am Sonntag bei der Marathonstaffel teilzunehmen.

Die Reise nach Ohrid stand aber von Anfang an auf wackeligen Beinen, da es von Korca aus keine Busse gab. Ich hatte mich im Internet ein wenig schlau gemacht und einen gut klingenden Plan entwickelt. 

Nach dem Frühstück im Hotel fuhr ich um 9 Uhr mit dem Bus von Korca ca. 45 min wieder zurück nach Pogradec, das schon am Ohridsee liegt. Ohrid selbst war also zumindest auf der Karte nicht mehr weit. Von Pogradec waren es 7,5 km bis zur Grenze nach Mazedonien. Am Busbahnhof gab es auch einen Bus, der mich zumindest bis auf 1,5 km hätte hinbringen können, aber es war kein Fahrer dort und noch keine Passagiere. Also dauerte die Abfahrt vermutlich noch länger. Einen Direktbus nach Ohrid gab es leider nicht. Ich hatte ein bisschen auf ein Taxi gehofft, aber es war keins in der Nähe. Also machte ich mich erstmal zu Fuß auf den Weg in der Hoffnung, ein Stück per Anhalter fahren zu können. Viele Autos kamen nicht vorbei. Einige Fahrer signalisierten mir, dass sie im Ort blieben oder gleich abbiegen würden. Andere fuhren einfach weiter. Nachdem ich drei Kilometer gelaufen war und Pogradec bereits verlassen hatte, hielt dann endlich jemand an, der gerade seinen Freund an einen Ort vor der Grenze bringen wollte. Er sprach gut Englisch und obwohl ich den Rest hätte laufen können, brachte er mich direkt zur Passkontrolle. 

Also lief ich zu Fuß über die Grenze. Erst Ausreise und dann 500 m weiter Einreise.

Einen Bürgersteig gab es nicht. Ich lief auf der Straße, aber es kamen auch nur wenige Autos vorbei. Laut Internet sollte nach 500 m das Kloster St. Naum am See liegen, was von vielen Touristen besucht wird.

Nach 1,5 km kam ich tatsächlich dort an.

Das Kloster liegt direkt am Ohridsee.

Nach einer kurzen Besichtigung musste ich mich um die Weiterfahrt kümmern. Im Internet stand etwas von einem Boot, das über den See bis nach Ohrid fährt. Ich wusste allerdings nicht, dass dies nur einmal am Tag (um 16 Uhr) fuhr. Am Parkplatz fragte ich dann nach einem öffentlichen Bus. Englisch sprach hier keiner. Es gab ein Bushäuschen und man empfahl mir zu warten, da der Bus in 20 Minuten kommen würde.

Nach einiger Zeit hielt ein Taxifahrer, der meinte, dass der Bus in 10 Minuten fahre. Nach 30 Minuten saß ich immer noch dort. 

Irgendwann wurde eine Familie mit einem behinderten Kind auf mich aufmerksam. Ein ältere Mann der Familie wollte unbedingt mit mir kommunizieren, was ziemlich schwierig war, weil wir uns gegenseitig nicht verstanden. Ich konnte zwar den Google Übersetzer nutzen, er aber damit nicht antworten, da ich seine Tastatur (Kyrillisch) nicht hatte. Er schrieb dann etwas an seinem Handy und ich nutzte wiederum die Google-Foto-Übersetzung. Er deutete immer wieder auf einen Reisebus und ich verstand, dass ich mit der Gruppe kostenlos mitfahren könne. Wichtig war für mich, aber wann sie abfahren würden. Das ging dann aber doch schneller als gedacht. Es handelte sich um eine Gruppe von Eltern mit behinderten Kindern. Zunächst dachte ich an einen Schulausflug, da ich vergessen hatte, dass Samstag war.

Ich machte dann noch ein Foto für die Gruppe und schließlich durften alle mit mir einsteigen. Nachdem sie erfuhren, dass ich Deutsche war, wurde dann ein Vater auf mich angesetzt, der sehr lange in der Schweiz gelebt hatte. Mit dem unterhielt ich mich während der Fahrt und konnte ganz viel über das Land erfahren. Es handelte sich um eine gemeinnützige Organisation für Familien mit behinderten Kindern. Sein Sohn war Autist. Er war extra von der Schweiz zurück nach Mazedonien gezogen, weil die Kinder dort integrativ beschult werden, was in der Schweiz nicht möglich ist. Zehn Kinder gab es nur in der Klasse seines Sohnes plus eine Integrationshelferin. Da wurde ich als Lehrerin natürlich hellhörig. Er versicherte mir, dass es eine öffentliche und keine private Schule sei. 

Das war auf jeden Fall spannend und einfach super lieb, dass ich mitfahren durfte. Sowas ist in Deutschland einfach undenkbar. Der ältere Mann vom Anfang wollte dann unbedingt mit mir auf Facebook in Kontakt bleiben 😀

In Ohrid kamen wir um 13.15 Uhr an. Ich wollte um 15 Uhr bereits den Bus nach Skopje nehmen. Leider lag das Busterminal auch noch etwas außerhalb, so dass nicht viel Zeit für eine Stadtbesichtigung blieb. Mit meinem großen Rucksack kletterte ich dann die Stufen zur Altstadt hoch und besuchte die berühmte Kirche des heiligen Johann von Kaneo. Zur Festung lief ich nicht mehr.

Als ich mich um 14.15 Uhr langsam zum Busbahnhof aufmachen wollte, kam eine Whatsapp von dem Fitnesscenter aus Skopje: Der kranke Läufer sei wieder gesund und werde doch selbst laufen. 

Puh, das war eine herbe Enttäuschung. Wenn man etwas machen möchte und es klappt nicht, ist man traurig. Wenn man dann doch eine Möglichkeit findet, dass es geht, ist man umso glücklicher, dementsprechend ist die Enttäuschung hinterher aber auch größer, wenn es dann doch nicht funktioniert.

Ich setzte mich erstmal entspannt an den See, denn jetzt war klar, ich musste nicht zwingend nach Skopje fahren. Ursprünglich war sowieso eine Übernachtung in Ohrid geplant. 

Ich musste mich erst einmal sammeln und entscheiden, wie es jetzt weitergehen sollte. Natürlich war da noch ein bisschen die Idee, trotzdem nach Skopje zu fahren und zu schauen, ob nicht spontan, was möglich ist. Das Wetter für Sonntag sollte in Ohrid eher regnerisch sein, sodass ein Verbleib auch nicht viel Mehrwert bringen würde. Zum Glück fuhren an dem Tag noch weitere Busse Richtung Hauptstadt, weshalb ich mir bei der Entscheidungsfindung Zeit lassen konnte.

Wenn ich mir allerdings einmal etwas in den Kopf gesetzt habe, dann bin ich sehr verbissen 😀 Also prüfte ich nochmal nach weiteren Verlinkungen des Marathons. Neben dem bereits bekannten Fitnesscenter gab es noch genau eine weitere vom aktuellen Tag. Nach der Abholung der Startunterlagen hatte eine Laufschule ein gemeinsames Foto gepostet. Das Unternehmen hatte eine eigene Webseite mit Mailkontakt. Also schrieb ich hin und übersetzte sie vorsichtshalber auch ins Mazedonische. Nach zehn Minuten kam prompt die Antwort, ich solle anrufen. Das war ja schon mal ein gutes Zeichen. Und dann ging alles ganz schnell. Es war noch ein Startplatz für den Halbmarathon frei. Also genau die Distanz, die ich ursprünglich als Vorbereitung für den Marathon in Sofia geplant hatte. Ich fragte noch dreimal nach, ob es wirklich hundertprozentig sei und dann machte ich mich auf den Weg zum Busbahnhof. Jetzt konnte nur noch ein fehlender Bus meine Pläne durchkreuzen.

Hier ist das ganze Drama nochmal kurz zusammengefasst:

Es ging aber alles gut und so fuhr ich um 17 Uhr drei Stunden in die Hauptstadt. Kokan vom Lauftreff war total nett und organisierte mir auch direkt ein Hostel bei ihm in der Nähe. Wir hatten vereinbart, dass ich abends noch die Startnummer bekommen würde. Außerdem bot er an, dass ich auch in den nächsten Tagen mittrainieren könne. 

Ich erreichte Skopje im Dunkeln und lief 2 km bis zur Unterkunft. Die Stadt gefiel mir aber auf Anhieb.

Gegen 20.30 Uhr erreichte ich das Hostel und Kokan kam direkt vorbei. Es stellte sich dann noch heraus, dass er als mazedonischer Rekordmeister einer der bekanntesten mazedonischen Sportler ist. Da er den Marathon laufen wollte, musste er aber auch direkt wieder los und früh ins Bett.

Tag 47 Mazedonien: Skopje

Für 7.30 Uhr war ein Gruppenfoto von der Laufschule angesetzt und um 8 Uhr war bereits Start. Also musste ich früh aufstehen.

Ich sprach direkt den ersten Läufer an, den ich durch sein T-Shirt Kokans Laufschule zuordnen konnte. Ich wurde herzlich aufgenommen und auch allen weiteren Läufern vorgestellt.

Wir verglichen noch die Zeiten und so wollte ich mich an Kosta halten, dessen Ziel unter zwei Stunden war. Da ich nicht viel trainiert hatte, war ich mir noch nicht einmal sicher, ob ich das schaffen könnte.

Am Ende erreichte ich das Ziel nach 1 h 54 min und war sehr zufrieden. So hatte ich zumindest wieder das Gefühl am folgenden Sonntag einen ganzen Marathon schaffen zu können.

Da die Laufschule in unterschiedlichen Disziplinen vertreten war, dauerte es, bis alle im Ziel waren. Das Wetter war fantastisch, die Organisation gut und die Stimmung ausgelassen.

Mittags setzte dann Regen ein. In einer kurzen Pause machten Kokan und ich uns gemeinsam auf den Rückweg. Er gab mir noch ganz viele Tipps für die Stadt.

Den Rest des Tages verbrachte ich dann in der Unterkunft. Das Wetter wurde auch nicht mehr besser.

Am Abend wollte ich noch etwas essen, als der Regen aufhörte. Leider hatte ich vergessen, dass Sonntag ist und nicht wie in Albanien überall noch ein Laden offen hat. Also machte ich mich um 21 Uhr auf die Suche nach einem Restaurant. Alles, was Google anzeigte gab es nicht oder hatte doch geschlossen. Im Endeffekt lief ich bis fast ins Stadtzentrum und begnügte mich mit einem Kiosk.

Tag 48 Mazedonien: Matka Canyon – Skopje

Es war wieder ein ereichnisreicher Tag.

Zunächst hatte ich den Besuch des Matka Canyons geplant. Die öffentlichen Busse (Nummer 60) fahren aber nur ca. alle zwei Stunden. Daher musste ich mich entscheiden, ob ich um 8.45 Uhr oder erst um 10.30 Uhr fahren wollte. Als ich um 8 Uhr aufwachte, drehte ich mich erst noch einmal um, raffte mich dann aber doch auf, um noch den ersten Bus zu bekommen. Ich hatte keine Ahnung, wie viel Zeit man am Canyon verbringen konnte.

Ich lief schnell zum Busbahnhof. Neben der Haltestelle für die Reisebusse, ist auch der zentrale Punkt für die normalen Linienbusse. Im Internet stand, dass man die Tickets nicht beim Fahrer kaufen könne. Daher lief ich noch schnell zum Ticketshop. Im Endeffekt kauften andere Fahrgäste aber beim Fahrer.

Nach ca. 50 Minuten erreichten wir den Canyon. Zunächst muss man ein Stück laufen, vorbei an einer Staumauer und dann beginnt eigentlich erst der Canyon. Es gibt Kanuverleihe und Bootstouren zur Vrelo Cave.

Wer möchte, kann auch in einem Hotel im Canyon übernachten.

Ich startete mit dem Canyon Trail, der an der Felswand entlang führte. Dabei wusste ich aber auch, dass dieser irgendwann endet und man wieder zurück laufen muss. Erfreulicherweise war ich fast alleine unterwegs und der Weg war länger, als ich dachte. Nach ca. 3 km kam dann aber das Ende, was direkt auf Höhe der Höhle lag aber auf der anderen Flussseite.

Morgens war es noch bedeckt, aber es klarte dann doch auf und wurde richtig war. Der Canyon-Trail ist wirklich schön. Dennoch hatte ich nicht so wirklich Lust, die gleiche Strecke wieder zurückzulaufen. Also kletterte ich hinunter zum Wasser. Der Weg war zwar nicht offiziell, trotzdem war ich eindeutig nicht die erste.

Dann kam ein Boot an, das zur Höhle vor. Alle winkten mir fröhlich zu und der Fahrer fragte, ob ich mitfahren möchte. Genau darauf hatte ich gehofft. Er setzte zunächst seine Leute ab und kam dann auf meine Seite herüber. Er bot mir an, mich für den halben Preis zurückzufahren oder für den vollen Preisen noch die Höhle zusätzlich zu besuchen. Es kostete etwas über 8 Euro und ich entschied mich für die Höhle. Sie ist nicht groß, aber mit der Beleuchtung ganz nett anzuschauen. Dann fuhren wir ca. 20 Minuten wieder zurück.

Das Boot war voll mit einem Marathonclub aus Slowenien, der am Tag zuvor auch mitgelaufen war. Überhaupt traf man viele Läufer (erkennbar an den Shirts), die vor dem Rückflug noch etwas Sightseeing machten. Natürlich kam ich mit der Gruppe schnell ins Gespräch.

Man kann sich auch so lustige Wasserfahrräder ausleihen.

Nach der Rückkehr ging ich langsam Richtung Bushaltestelle, um den Bus um 13 Uhr zu nehmen. Ich war recht früh dran und verweilte noch auf einer Bank in der Sonne, als eine sehr verschmuste (und gepfelgte) Katze sich dreist auf mir niederließ.

Der Bus hatte, wie zu erwarten, Verspätung und an der Haltestelle sprach ich mit vier Frauen, die auch zu dem Marathonclub gehörten und zum Teil mitgelaufen waren, aber aus einer anderen Stadt als der Rest kamen. Sie trugen auch keine Clubjacken.

Ein Taxifahrer wollte mir zuvor schon erklären, dass der Bus nicht mehr fahren würde und probierte es jetzt wieder uns zu überzeugen, mit ihm zu fahren.

Nach 20 Minuten kam der Bus endlich.

Ich startete meinen Sightseeing-Rundgang durch Skopje.

Kliment-von-Ohrid-Kirche

Bürogebäude 😀

An der Festung traf ich eine bayerische Gruppe, die beim Lauf in meinem Startblock waren und mit denen ich mich bereits unterhalten hatte. Auch sie nutzten den letzten Tag für Sightseeing.

Mustafa-Pascha-Moschee

Beim Old Bazar handelt es sich eher um ein ganzes Viertel.

Brunnen

Skulpturen

Stonebridge

Die Stadt hat viele übergroße Brunnen und noch mehr riesige Skulpturen. Unabhängig voneinander haben mir Einheimische ihren Unmut über die Skulpturen ausgedrückt, da sie eine reine Verschwendung von Geldern sind. Die Stadt macht auf mich einen schönen Eindruck und es gibt viele Gebäude mit Säulen, was dem Stadtbild ein antikes Äußeres gibt.

Kokan klärte mich später auf, dass es sich um ein Projekt von 2014 handle und die meisten damals dagegen waren. Es wurde viel Geld investiert. Viele Gebäude haben einfach als Renovierung eine neue Fassade mit Säulen erhalten. Die Gebäude sind also alle gar nicht historisch. Daher finden viele Mazedonier die Aufmachung auch unpassend, da sie nichts mit der Geschichte zu tun hat. Selbst der Triumphbogen war recht neu. Die vielen Skulpturen wurden teilweise nachts aufgestellt, damit die Leute nicht protestierten und bei einigen, weiß keiner, wer diese berühmten Persönlichkeiten sein sollen.

Der Hunger trieb mich zu einem Restaurant und während ich in der Karte vor der Tür stöberte, klopfte plötzlich jemand von innen an die Scheibe. Die vier slowenischen Frauen von der Bushaltestelle waren da. Sie winkten mich herein und ich sollte mich zu ihnen setzen. Es war total lieb und richtig schöne Gesellschaft. Am Ende tauschten wir Facebook aus, um in Kontakt zu bleiben. Denn sie luden mich zum Marathon in Ljubljana für nächstes Jahr ein und boten mir sogar eine Unterkunft an.

Es war schon fast 18 Uhr und ich wollte unbedingt zu Kokans Lauftraining gehen. Es handelte sich um ein kombiniertes Training mit den Kindern. Also im Grunde liefen nach einem gemeinsamen Aufwärmen die Erwachsenen für sich und er machte mit den Kindern verschiedene Laufspiele an Ort und Stelle. Außer mir war nur ein anderer Läufer da, was zum einen daran lag, dass viele eine Pause benötigten und zum anderen daran, dass es wohl eigentlich das Bezahltraining war und erst am Dienstag das kostenfreie Training vom Sponsor stattfand. Gemeinsam mit der anderen Person lief ich dann eine lockere Runde.

Obwohl Kokan mit dem Fahrrad gekommen war, gingen wir zusammen zu Fuß zurück. Wir wohnten ja nebeneinander. Dabei erzählte er unfassbar viel über das Land und die Probleme. Es war super spannend und deckte sich auch mit Infos, die ich bereits von anderen erhalten hatte.

Wichtig: Nutzt nicht den Namen Nordmazedonien, wenn ihr euch nicht unbeliebt machen möchtet. Die Namensänderung ist von Griechenland durchgesetzt worden, da ihre Region an der Grenze auch Mazedonien heißt. Das ist im Grunde wie: Erwähne in Serbien niemals den Kosovo. Es gibt in einigen Ländern einfach Tabuthemen.

Tag 49 Mazedonien: Skopje

Nach ereignisreichen Tagen kehrte langsam wieder Ruhe ein.

Vormittags wechselte ich vom Hostel in ein Apartement. Ich hatte im Hostel zwar ein eigenes Zimmer und Bad, aber die Sauberkeit ließ doch sehr zu wünschen übrig. Die neue Unterkunft war fantastisch und eine der besten meiner Reise. Es gab sogar eine Waschmaschine, einen Wäscheständer und einen Balkon.

Eigentlich hatte ich vor, den Berg Vodno zu erklimmen. Aber irgendwie war ich zu faul. Um 15 Uhr traf ich mich in einem Café mit Kosta vom Halbmarathon. Er hatte mir noch einen Rucksack vom Lauf besorgt und sogar meinen Namen korrigieren lassen, sodass ich offiziell in den Ergebnislisten zu finden war. Ich hatte von Kokan trotz Bezahlung des vollen Preises nur die Startnummer erhalten.

Ich schlenderte anschließend durch die Stadt und nochmal zum Triumphbogen.

Das Mutter-Teresa-Gedenkhaus (Sie stammt aus Skopje.) hat eine sehr ungewöhnliche Architektur. Mir gefiel es.

Um 18 Uhr fand dann wieder ein Lauftraining statt. Diesmal waren es deutlich mehr Teilnehmer. Alledings lag der Treffpunkt 4 km außerhalb des Zentrums. Ich musste also mit dem Bus fahren, was nicht kompliziert war.

Tag 50 Mazedonien: Skopje

Ich bin ausnahmsweise richtig sesshaft und schon fünf Tage in Skopje. Aber mir gefällt die Stadt, auch wenn mir versichert wurde, dass die neuen Gebäude alle aus Styropor seien 😀

Für den heutigen Vormittag stand Firmenarbeit an. Nach einem Online-Seminar um 14 Uhr wollte ich aber unbedingt noch auf den Berg Vodno. Von meiner Unterkunft aus war es nicht weit bis Middle Vodno, von wo eine Seilbahn zum Milleniumskreuz auf der Spitze fährt.

Dennoch führte der Weg natürlich bergauf und weil ich statt des Fußgängerwegs aus Versehen die Mountainbikestrecke nutzte, wurde es auch recht steil an einigen Stellen.

Und dann hatte ich plötzlich eine ganz ungewöhnliche Begegnung. Ein Fuchs saß auf dem Weg. Er wollte erst weglaufen, als ich ankam, kehrte aber zurück, als ich stehen blieb. Ein zutraulicher Fuchs ist schon sehr ungewöhnlich. Ich hatte das Gefühl, dass er mal gefüttert wurde, denn er beobachtete meine Hände und ließ sich sogar anlocken.

Die Seilbahn kostete keine zwei Euro. Oben auf dem Berg gab es allerdings auch nicht viel zu machen. Der Ausblick war ganz ok.

Auf dem Rückweg nahm ich dann den richtigen Weg.

Zum Lauftraining konnte ich es nicht mehr pünktlich schaffen, aber ich hielt es auch für schlau, mal einen Tag Pause einzulegen. Dennoch ging ich zum Treffpunkt, um die Leute wiederzusehen. Mit Kokan unterhielt ich mich noch sehr viel auf dem Rückweg und dann mussten wir uns verabschieden. Natürlich lud ich alle zum Halbmarathon in Dortmund ein. Aber leider ist der Lauf in Skopje am gleichen Wochenende. Wir beschlossen, auf jeden Fall irgendwo nochmal gemeinsam zu laufen.

Fazit Mazedonien: Ich hatte vorher tatsächlich keine großen Erwartungen an das Land. Auf meiner Karte waren nur wenige Orte markiert, die ich sehen wollte. Dementsprechend hielt ich Mazedonien für nicht besonders attraktiv. Aber ich wurde positiv überrascht. Im Vergleich zu Albanien war ich wieder in einem recht gut organisierten und sauberen Land, auch wenn die Mazedonier sich selbst nicht so sehen. Zudem hat man natürlich einen anderen Eindruck, wenn man ein besonderes Erlebnis mit einem Ort verbindet und das hatte ich durch den Halbmarathon und die Menschen, die ich kennenlernen durfte. Skopje selbst hat mich ebenfalls positiv überrascht. Ich hatte nicht so ein modernes und gepflegtes Stadtbild erwartet. Auch wenn die Mazedonier aus finanzieller und historischer Sicht zu Recht die vielen Skulpturen und Säulen nicht mögen, erzeugten sie doch ein besonderes Ambiente.

Tag 51 Bulgarien: Sofia

Ein neues Land stand auf dem Programm. Morgens um 7 Uhr fuhr mein Bus nach Sofia. An der Grenze stand eine Hünding mit Welpen.

Am kommenden Sonntag wollten Kira aus Dortmund und Jakob (bei Jonas Deichmann kennen gelernt) mit mir den Marathon laufen. Wir hatten uns für die nächsten vier Tage ein Apartement im Zentrum gemietet und trafen alle auf unterschiedlichen Wegen ein. Kira kam mit dem Flugzeug und Jakob mit dem Fahrrad. Gegen Mittag waren wir dann alle in der Wohnung.

Wir starteten einen Stadtrundgang und gingen noch in ein Restaurant.

 

Abends planten wir eine Wanderung zu den Rila Seen für den nächsten Tag und buchten hierfür ein Auto.

Tag 52 Bulgarien: Rila Seen

Wir mussten realtiv früh aufstehen, um gegen 8 Uhr unseren Mietwagen vom Flughafen abzuholen. Dorthin gelangten wir per Metro. Das System ist theoretisch ganz cool gemacht. Es gibt Schranken und man kann direkt mit der Kreditkarte bezahlen und durchgehen. Nur wurde nicht zuverlässig abgebucht, sodass wir teilweise umsonst gefahren sind. Aber die grundsätzliche Idee war gut.

Von der Autovermietung wurden wir dann abgeholt und nach Erledigung der Formalitäten konnte die Fahrt losgehen. Wobei wir zunächst noch eine Vignette kaufen mussten, die nötig ist, wenn man Sofia verlässt.

Wir fuhren fast zwei Stunden. An einer Stelle direkt hinter einer Kurve übersah ich ein Schlagloch und das Auto setzte einmal laut auf.  Schließlich erreichten wir den Parkplatz an der Gondel zu den Rila Seen. Wir prüften das Auto und hatten ein bisschen Sorge, dass die Vermietung die neuen Kratzer entdecken könnte.

Schon vorher hatten wir im Internet gelesen, dass die Seilbahn nicht fährt und eine Wanderung zur Spitze eingeplant. Theoretisch hätte man sich auch von Jeeps hochbringen lassen können.

 

Also gingen wir zunächst ca. 3 km bergauf bis zur oberen Gondelstation. Dort startete dann unser Rundweg. Das Wetter hätte besser sein können. Es war überwiegend bewölkt, aber vor allem sehr windig.

Wir gelangten zu einem schönen Aussichtspunkt, von dem man alle Seen sehen, aber nicht fotografieren konnte.

Es bestand dann die Option noch eine weitere Schlaufe zu laufen. Da das Wetter stabil schien, fügten wir sie noch unserer Wanderung hinzu. So erreichten wir einen Punkt, von dem man sogar alle sieben Seen gleichzeitig sehen konnte.

Am Ende hatten wir knapp 19 km und 1270 Höhenmeter auf dem Tacho, was angesichts des anstehenden Marathons vielleicht nicht so schlau war.

Auf dem Rückweg nach Sofia fing es dann doch noch an zu regnen. Zum Glück sah die Autovermietung die neuen Kratzer nicht.

Im Endeffekt zahlten wir für Auto, Vignette und Parkgebühr 60 Euro, also 20 Euro pro Person. Wir hatten vorher lange nach anderen Optionen gesucht, die uns zum See bringen würde und hatten durch das Auto mit Abstand die günstigste und flexibelste. Es bestand noch die Möglichkeit für 40 Euro pro Person sich bei GetYourGuide einen Schuttle zu buchen. Der hätte uns aber nur fünf Stunden Wanderzeit ermöglicht.

Tag 53 Bulgarien: Sofia

Der Tag vor dem Marathon stand im Zeichen der Erholung. Während Kira und Jakob versuchten einen Laden zur Reparatur von Jakobs Fahrrad zu finden, blieb ich einfach im Bett.

Abends liefen wir in die Stadt und schauten uns den 5 km Lauf an, bevor in der Wohnung unsere eigenen Pastaparty veranstalteten.

Nach zwei Runden Quixx ging es dann auch früh ins Bett.

Tag 54 Bulgarien: Sofia-Marathon

9.30 Uhr war der Start des Marathons. Wir waren etwas spät dran und die Kleiderbeutelabgabe hatte eine lange Schlange ebenso wie die Toiletten.

Dementsprechend kamen wir erst zum Countdown in den Startbereich und liefen von ganz hinten los. Zweimal ging es die gleiche Strecke durch Bulgariens Hauptstadt. Ganz so flach wie in Skopje war es allerdings nicht.

Bei der Anmeldung hatten wir noch gesagt, dass wir eine ganz entspannte Runde drehen und 4.30 h anpeilen. Aber Kira hatte dann schon ein paar Mal erwähnt, dass es cool wäre unter vier Stunden zu laufen. Allerdings war es ihr erster Marathon. Wir hatten alle unterschiedliche Voraussetzungen. Kira und ich waren jeweils einen recht schnellen Halbmarathon in der Woche zuvor gelaufen. Ansonsten war Kira viel Fahrrad gefahren und ich gewandert. Jakob hingegen ist in jedem Land einen Marathon gelaufen, aber langsam und mit Pausen. Zudem fuhr er natürlich auch viel Rad. Wir einigten uns dann darauf die erste Runde zügig zu starten und einfach zu schauen, was danach passiert. Natürlich wollten wir gerne zusammen bleiben.

Tatsächlich hatten wir die Hälfte nach 1h 55 geschafft und es fühlte sich bei allen gut an, so dass wir das Tempo aufrecht erhielten. Jakob musste dann leider bei Kilometer 23 auf die Toilette und es wäre unsinnig gewesen, wenn wir gewartet hätten. An den Wendepunkten sahen wir aber, dass er nicht weit hinter uns war. Dann wollte auch Kira einen Toilettenstopp einbauen. Die Organisation des Laufs war allerdings nicht die beste und es gab nur vier einzelne Dixis entlang der Runde, was viel zu wenig für die Läuferanzahl war. Schließlich will sich keiner in einer Schlange anstellen. Also musste Kira erstmal warten, bis wir an einem zufällig freien vorbeikamen. Das war dann ungefähr bei Kilometer 25. Von da an lief ich also alleine weiter. Die Beine fühlten sich erstaunlich gut an und obwohl ich es vorher als eher unrealistisch aufgrund des fehlenden Trainings angesehen hatte, war die Zielzeit unter vier Stunden jetzt doch irgendwie schaffbar. Also hielt ich ungefähr das Tempo um die 5.30 min/km. Bei Kilometer 32 wurde ich sogar nochmal schneller, weil ich mich durch andere Läufer mitziehen ließ. Wirklich hart wurde es dann ab Kilometer 40, denn es ging zweimal eine Brücke hoch. Hier blieb ich nur noch knapp unter dem 6 min-Tempo. Außerdem mussten wir am Ende der Runde immer über Kopfsteinpflaster laufen, was mit meinen kompletten Schuhe ziemlich unangenehm war.

Kurz vor Ende kam mir Kira am Wendepunkt entgegen. Sie lag ca. 1 km hinter mir, signalisierte aber, dass es ihr nicht mir gut ging. Nicht weit dahinter kam ein sehr frisch wirkender Jakob an, der sie auf jeden Fall einholen würde.

Ich erreichte nach genau 3 Stunden und 53 Minuten. Und war damit nur zwei Minuten hinter meiner persönlichen Bestzeit vom Marathon in Würzburg, der im Mai desselben Jahres stattfand.

Ich hoffte natürlich für die anderen beiden, dass sie es auch unter vier Stunden schaffen würden und erwartete sie zeitgleich. Jakob erreichte nach 3.58 h das Ziel und dann wurde es bei Kira ganz knapp. Sie benötigte vier Stunden und fünf Sekunden. Am Ende war ihr die Luft ausgegangen und sie musste leider gehen. Dennoch waren wir alle mit unserer Leistung sehr zufrieden.

Wir wollten unsere Taschen abholen, nur leider war die von Jakob nicht mehr auffindbar. Dann gingen wir zur kostenfreien Massage, die mit einer Massagepistole durchgeführt wurde. Es war unfassbar schmerzhaft. Bisher hatte ich die Massagen im Ziel immer genossen. Auch Jakob empfand es als schlimm und Kira brach es sogar ab.

Wir lagen noch ein wenig in der Sonne in der Hoffnung, dass Jakobs Beutel wieder auftauchen würde. Besonders hilfsbereit war man hier aber nicht. Ganz am Ende fand man ihn zum Glück doch. Er hatte einen zweiten falschen Aufkleber erhalten.

Nach der Anstrengung gönnten wir uns eine Stärkung bei Mc Donald’s. Interessanterweise waren in allen drei Filialen die Eismaschinen defekt.

Wir schlichen nach Hause.

Den restlichen Abend verbrachten wir in der Wohnung und spielten noch ein paar Spiele.

Kira hatte für den nächsten Morgen einen Flug um 7.10 Uhr und musste daher um 4 Uhr aufstehen. Ich stand mit ihr auf, um die Haustür aufzuschließen und sie zu verabschieden. Es waren vier grandiose Tage in einer tollen kleinen WG.

Tag 55 Bulgarien: Plovdiv

Um 8.30 Uhr frühstückten Jakob und ich noch zusammen, bevor auch wir uns verabschiedeten. Ich wollte um 10 Uhr den Bus nach Plovdiv nehmen. Jakob radelte später Richtung Thessaloniki.

An der Bushaltestelle war mein Bus zum ersten Mal ausgebucht. Der Busbahnhof präsentiere sich leider nicht mit besonders freundlichen Mitarbeitern. Ich wartete 50 Minuten auf den nächsten Bus und erreichte gegen 13 Uhr mein Ziel.

Das Hostel war kleiner als gedacht und alles etwas beengt. Ich war durch das nächtliche Aufstehen doch ziemlich müde und entschied mich für ein Nickerchen.

Im Aufenthaltsraum wurde ich dann von einem Inder ins Gespräch verwickelt und so schauten wir uns gemeinsam die Stadt an.

Es gab ein Amphitheater und eine ganz nette Altstadt.

 

Von Weitem sahen wir Menschen zwischen Ruinen herumlaufen. An der Stelle, wo wir den Eingang vermuteten, waren wir bereits. Dennoch gingen wir nochmal zurück und quetschten uns durch ein Metalltor. Also offiziell schien der Bereich geschlossen zu sein, aber niemand störte sich daran. Von dort hatte man einen guten Blick über die Stadt.

Da ich noch einen beruflichen Videocall hatte, kehrten wir zum Hostel zurück und er wartete auf mich, sodass wir zusammen in einem Burger Restaurant zu Abend essen konnten.

In meinem Zimmer schlief ein Schnarcher direkt unter mir im Etagenbett. Da diese nicht besonders stabil waren, wackelte ich oben hin und her, damit er aufhörte. Zeitweise funktionierte das ganz gut.

Tag 56 Bulgarien: Burgas-Varna

Ich wollte mit dem Zug nach Varna fahren und hatte im Internet eine Direktverbindung am Morgen gefunden. Im Touristen Infocenter hatte ich durch Zufall nochmal nachgefragt und es stellte sich heraus, dass es diese Verbindung gar nicht gab. Also beschloss ich um 9.30 Uhr den Zug nach Burgas zu nehmen und von dort später mit dem Bus weiter nach Varna zu fahren.

Das Kaufen des Zugtickets ging dann etwas einfacher als beim Busbahnhof am Tag zuvor.

Um 14 Uhr kamen wir in Burgas an. Da es der letzte sonnige Tag sein sollte, wollte ich noch einmal zum Strand. Der war nur 10 Minuten vom Bahnhof entfernt.

So konnte ich noch die letzten Sonnenstrahlen genießen, bevor ich um 17 Uhr mit dem Bus weiter nach Varna fuhr. Leider verpasste ich die Möglichkeit, im Stadtzentrum auszusteigen und fuhr noch bis zum Busbahnhof, um dann wieder zwei Kilometer zum Hostel laufen zu müssen.

Tag 57 Bulgarien: Varna – Goldstrand

Leider hatte ich wieder mehrere Schnarcher im Zimmer. Dennoch konnte ich diesmal einiges an Schlaf nachholen und wachte erst spät auf. Erst mittags verließ ich das Hostel für einen Stadtrundgang in Varna.

Die Kathedrale ist natürlich schön, aber ansonsten gab es nicht viel zu sehen.

Der Strand war komplett verlassen, da die Saison schon beendet war.

Nachmittags fuhr ich noch mit einem Linienbus zum Goldstrand. Hier war es noch extremer. Der gesamte Ort war wie ausgestorben.

Der Goldstrand ist für seine Partys bekannt. Es gab auch ein Riesenrad, einen Bierkönig und einen Eiffelturm.

Nach meiner Rückkehr versuchte ich meine Weiterreise zu planen, was sich bereits am Vormittag als schwierig erwiesen hatte. Plan A war von Varna an der Küste entlang nach Konstanza in Rumänien. Die Direktverbindung beträgt nur etwas mehr als zwei Stunden. Leider fuhren aber keine Busse in die Richtung. Ich schrieb noch eine Mail an ein Busunternehmen, die mir nur eine Fahrt für den folgenden Tag anbieten konnten. Ich wollte aber nicht länger in Varna bleiben.

Wie schon in Albanien stellte sich also der Grenzübergang als schwierig heraus. Daher plante ich um und wollte doch erst nach Bukarest und dann wieder zurück an die Küste. Das war zwar der etwas umständlichere Weg, hatte aber den Vorteil, dass ich noch die Deutsche Schule in Bukarest vor den anstehenden Herbstferien besuchen könnte.

Es gab zwei Busse pro Tag, die von Varna nach Bukarest fuhren. Der eine fuhr nachts und der andere vormittags um 9.30 Uhr. Leider waren sie schon wieder ausgebucht.

Also kam Plan C: Die Route blieb die gleiche, aber ich wollte zunächst mit einem Bus bis Ruse (vor der Grenze in Bulgarien) fahren. Dann mit dem Taxi, zu Fuß oder per Anhalter über die Grenze nach Giurgiu in Rumänien. Von dort sollten Züge und Busse nach Bukarest fahren laut Internet.

Tag 58 Rumänien: Bukarest

Um 6 Uhr klingelte der Wecker, damit ich den Bus um 7.30 Uhr nach Ruse nehmen konnte. Varna hat einen großen, modernen Busbahnhof…fast. Denn obwohl es ziemlich neu aussieht, war es der erste Ort, an dem man nur Cash und nicht mit Euros bezahlen konnte. Sogar im Mini-Markt am Tag zuvor konnte ich mit Karte bezahlen. Da ich dabei war, das Land zu verlassen, wollte ich auch definitiv keine bulgarische Währung mehr haben. Dennoch probierte ich an einem Geldautomaten einen kleinen Betrag für das Busticket abzuheben. Leider spuckte der Automat kein Geld aus, sondern brach den Vorgang immer ab.

Ich fragte zunächst in einem Mini-Markt. Die Verkäuferin verwies mich an die Wechselstube in der Mall, die aber erst um 10 Uhr öffnete. Also lief ich zu einem Taxifahrer. Der erste konnte mir nicht helfen, aber der zweite wechselte mir dann zum Glück 15 Euro. Damit konnte ich dann mein Ticket bezahlen und pünktlich Richtung Grenze fahren.

Gegen 11 Uhr kamen wir an. Ich hatte am Busbahnhof direkt Schilder nach Bukarest gesehen. Aber auf Nachfrage wurde mir mitgeteilt, dass alles ausgebucht sei, aber um 14.15 Uhr ein Zug von Ruse nach Bukarest führe. Also lief ich direkt zum Bahnhof und wollte am Schalter direkt ein Ticket kaufen. Die Frau erklärte mir dann, dass dies nur im Zug möglich sei. Auf meine Nachfrage, wie teuer es sei und ob ich mit Karte zahlen könne, zuckte sie mit den Schultern. Warum auf ihrem Schalter „Ticketverkauf“ stand, erklärte sich mir nicht.

Ich wusste, dass auf der anderen Seite der Grenze (in Giurgiu, Rumänien) ebenfalls ein Zug nach Bukarest um die gleiche Zeit startete, aber eine Stunde früher ankam. Da mir die Aussagen der Frau zu unsicher waren und ich nicht drei Stunden am Bahnhof sitzen wollte, wenn ich möglicherweise das Ticket nicht bezahlen kann, machte ich mich auf den Weg zur Grenze. Google zeigte mir einen Linienbus, der tatsächlich auch pünktlich fuhr. Zuvor hatte ich noch einen Taxifahrer getroffen, der mich mehrfach überzeugen wollte, mit ihm zu fahren. Er behauptete, dass man nicht zu Fuß über die Grenze käme. Aber davon wollte ich mir selbst ein Bild machen. Die Grenze war die Donau und man musste dementsprechend über eine Brücke.

Von der Bushaltestelle aus lief ich an den Kontrollen vorbei direkt bis zur Brücke. Dort sah ich aber schon, dass es tatsächlich zu Fuß nicht möglich war. Zudem waren Bauarbeiten auf der Brücke und somit nur eine Spur frei, was auf beiden Seiten zu Stau führte. Zwei Grenzbeamte wunderten sich auch, wo ich zu Fuß hin wollte. Natürlich hatte ich als Plan B im Kopf, dass mich irgendwer das Stück über die Brücke mitnimmt. Die Beamten kontrollierten gerade einen LKW-Fahrer und fragten ihn netterweise, ob er mich mitnehmen könne. Das tat er dann auch, was mir meine erste Fahrt in einem Lastwagen bescherte. Die Brücke war auf jedem Fall nicht im besten Zustand und ganz schön eng.

Auf der anderen Seite wurde ich dann abgesetzt. Der LKW fuhr zwar auch nach Bukarest, aber wohl nicht ins Zentrum. Ich ging einfach hinter den Kontrollhäuschen her, wurde aber dann zurückgepfiffen. Irgendwie dachte ich, dass man von EU zu EU nichts vorzeigen müsste. Ich wurde aber dann wie die LKW-Fahrer kontrolliert. Danach lief ich noch drei Kilometer bis zum Bahnhof von Giurgiu und nahm den Zug, der etwa zwei Stunden benötigte.

Um 16.30 Uhr war ich also am Ziel und im Hostel.

So langsam wurde es kalt auf meiner Reise, was mir ein bisschen auf die Laune schlug.

Tag 59 Rumänien: Bukarest

Ich hatte vor ein paar Tagen eine Mail an die Deutsche Schule in Bukarest geschrieben, da ich gerne einen Tag hospitieren wollte. Aufgrund der Kurzfristigkeit hatte ich keine Zusage erwartet, aber tatsächlich wurde ich direkt eingeladen. Also musste ich wieder früh aufstehen, um pünktlich um 8 Uhr im Unterricht zu sein.

Ich entschied mich für die Fahrt mit dem Taxi.